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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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schlafen. Die zwei klugen warteten, bis Hans eingeschlafen war, dann stiegen sie auf, machten sich fort, ließen das Hänschen liegen und meinten's recht fein gemacht zu haben; ja! es wird euch doch nicht gut gehen! Wie nun die Sonne kam und Hans aufwachte, lag er in einer tiefen Höhle, er guckte sich überall um und rief: "ach Gott! wo bin ich!" Da erhob er sich und kraffelte die Höhle hinauf, ging in den Wald und dachte: "wie soll ich nun zu einem Pferd kommen!" Jndem er so in Gedanken dahin ging, begegnete ihm ein kleines buntes Kätzchen, sprach: "Hans, wo willst du hin?" -- "Ach! du kannst mir doch nicht helfen." -- "Was dein Begehren ist, weiß ich wohl, sprach das Kätzchen, du willst einen hübschen Gaul haben, komm mit mir und sey sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schöner, als du dein Lebtag einen gesehen hast." Da nahm sie ihn mit in ihr verwünschtes Schlößchen, er mußt' ihr dienen und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Silber und die Keile und Säge von Silber und der Schläger war von Kupfer. Nun da machte er's klein, blieb bei ihm, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als das bunte Kätzchen. Einmal sagte es zu ihm: "geh hin und mäh meine Wiese und mach das Gras trocken" und gab ihm von Silber eine Sense und von Gold einen Wetzstein, hieß ihm aber auch alles wieder richtig abliefern. Da ging der Hans hin und that was es geheißen hatte, und als er fertig war und die Sense, den Wetzstein und das Heu nach Haus brachte, fragte er, ob es ihm noch nicht seinen Lohn geben wollte. "Nein, sagte die Katze,

schlafen. Die zwei klugen warteten, bis Hans eingeschlafen war, dann stiegen sie auf, machten sich fort, ließen das Haͤnschen liegen und meinten’s recht fein gemacht zu haben; ja! es wird euch doch nicht gut gehen! Wie nun die Sonne kam und Hans aufwachte, lag er in einer tiefen Hoͤhle, er guckte sich uͤberall um und rief: „ach Gott! wo bin ich!“ Da erhob er sich und kraffelte die Hoͤhle hinauf, ging in den Wald und dachte: „wie soll ich nun zu einem Pferd kommen!“ Jndem er so in Gedanken dahin ging, begegnete ihm ein kleines buntes Kaͤtzchen, sprach: „Hans, wo willst du hin?“ — „Ach! du kannst mir doch nicht helfen.“ — „Was dein Begehren ist, weiß ich wohl, sprach das Kaͤtzchen, du willst einen huͤbschen Gaul haben, komm mit mir und sey sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schoͤner, als du dein Lebtag einen gesehen hast.“ Da nahm sie ihn mit in ihr verwuͤnschtes Schloͤßchen, er mußt’ ihr dienen und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Silber und die Keile und Saͤge von Silber und der Schlaͤger war von Kupfer. Nun da machte er’s klein, blieb bei ihm, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als das bunte Kaͤtzchen. Einmal sagte es zu ihm: „geh hin und maͤh meine Wiese und mach das Gras trocken“ und gab ihm von Silber eine Sense und von Gold einen Wetzstein, hieß ihm aber auch alles wieder richtig abliefern. Da ging der Hans hin und that was es geheißen hatte, und als er fertig war und die Sense, den Wetzstein und das Heu nach Haus brachte, fragte er, ob es ihm noch nicht seinen Lohn geben wollte. „Nein, sagte die Katze,

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[104/0182] schlafen. Die zwei klugen warteten, bis Hans eingeschlafen war, dann stiegen sie auf, machten sich fort, ließen das Haͤnschen liegen und meinten’s recht fein gemacht zu haben; ja! es wird euch doch nicht gut gehen! Wie nun die Sonne kam und Hans aufwachte, lag er in einer tiefen Hoͤhle, er guckte sich uͤberall um und rief: „ach Gott! wo bin ich!“ Da erhob er sich und kraffelte die Hoͤhle hinauf, ging in den Wald und dachte: „wie soll ich nun zu einem Pferd kommen!“ Jndem er so in Gedanken dahin ging, begegnete ihm ein kleines buntes Kaͤtzchen, sprach: „Hans, wo willst du hin?“ — „Ach! du kannst mir doch nicht helfen.“ — „Was dein Begehren ist, weiß ich wohl, sprach das Kaͤtzchen, du willst einen huͤbschen Gaul haben, komm mit mir und sey sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schoͤner, als du dein Lebtag einen gesehen hast.“ Da nahm sie ihn mit in ihr verwuͤnschtes Schloͤßchen, er mußt’ ihr dienen und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Silber und die Keile und Saͤge von Silber und der Schlaͤger war von Kupfer. Nun da machte er’s klein, blieb bei ihm, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als das bunte Kaͤtzchen. Einmal sagte es zu ihm: „geh hin und maͤh meine Wiese und mach das Gras trocken“ und gab ihm von Silber eine Sense und von Gold einen Wetzstein, hieß ihm aber auch alles wieder richtig abliefern. Da ging der Hans hin und that was es geheißen hatte, und als er fertig war und die Sense, den Wetzstein und das Heu nach Haus brachte, fragte er, ob es ihm noch nicht seinen Lohn geben wollte. „Nein, sagte die Katze,

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/182>, abgerufen am 28.04.2024.