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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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gab ihm das Brot, damit speiste und sättigte er sein ganzes Reich; und dann gab ihm der Prinz auch das Schwert, und damit schlug er die Heere seiner Feinde, und konnte nun in Ruhe und Frieden leben. Da nahm der Prinz sein Brot und sein Schwert wieder zurück, und die drei Brüder ritten weiter. Sie kamen aber noch in zwei Länder, wo Hunger und Krieg herrschten, und da gab der Prinz den Königen jedesmal sein Brot und Schwert, und hatte nun drei Reiche gerettet. Und danach setzten sie sich auf ein Schiff, und fuhren übers Meer. Während der Fahrt da sprachen die beiden ältesten unter sich 'der jüngste hat das Wasser des Lebens gefunden, und wir nicht, dafür wird ihm unser Vater das Reich geben, das uns gebührt, und er wird uns unser Glück wegnehmen.' Da wurden sie rachsüchtig, und verabredeten mit einander daß sie ihn verderben wollten. Sie warteten aber bis er einmal fest eingeschlafen war, da gossen sie das Wasser des Lebens aus dem Becher, und nahmen es für sich, ihm aber gossen sie bitteres Meerwasser hinein.

Als sie nun daheim ankamen, brachte der jüngste dem kranken König seinen Becher, damit er daraus trinken und gesund werden sollte. Kaum aber hatte er ein wenig von dem bittern Meerwasser getrunken, so ward er noch kränker als zuvor. Und wie er darüber jammerte, kamen die beiden ältesten Söhne, und klagten den jüngsten an, und sagten er habe ihn vergiften wollen, das rechte Wasser des Lebens hätten sie gefunden und mitgebracht, und reichten es dem König. Kaum hatte er davon getrunken, so fühlte er seine Krankheit verschwinden, und ward stark und gesund

gab ihm das Brot, damit speiste und saͤttigte er sein ganzes Reich; und dann gab ihm der Prinz auch das Schwert, und damit schlug er die Heere seiner Feinde, und konnte nun in Ruhe und Frieden leben. Da nahm der Prinz sein Brot und sein Schwert wieder zuruͤck, und die drei Bruͤder ritten weiter. Sie kamen aber noch in zwei Laͤnder, wo Hunger und Krieg herrschten, und da gab der Prinz den Koͤnigen jedesmal sein Brot und Schwert, und hatte nun drei Reiche gerettet. Und danach setzten sie sich auf ein Schiff, und fuhren uͤbers Meer. Waͤhrend der Fahrt da sprachen die beiden aͤltesten unter sich ‘der juͤngste hat das Wasser des Lebens gefunden, und wir nicht, dafuͤr wird ihm unser Vater das Reich geben, das uns gebuͤhrt, und er wird uns unser Gluͤck wegnehmen.’ Da wurden sie rachsuͤchtig, und verabredeten mit einander daß sie ihn verderben wollten. Sie warteten aber bis er einmal fest eingeschlafen war, da gossen sie das Wasser des Lebens aus dem Becher, und nahmen es fuͤr sich, ihm aber gossen sie bitteres Meerwasser hinein.

Als sie nun daheim ankamen, brachte der juͤngste dem kranken Koͤnig seinen Becher, damit er daraus trinken und gesund werden sollte. Kaum aber hatte er ein wenig von dem bittern Meerwasser getrunken, so ward er noch kraͤnker als zuvor. Und wie er daruͤber jammerte, kamen die beiden aͤltesten Soͤhne, und klagten den juͤngsten an, und sagten er habe ihn vergiften wollen, das rechte Wasser des Lebens haͤtten sie gefunden und mitgebracht, und reichten es dem Koͤnig. Kaum hatte er davon getrunken, so fuͤhlte er seine Krankheit verschwinden, und ward stark und gesund

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[77/0093] gab ihm das Brot, damit speiste und saͤttigte er sein ganzes Reich; und dann gab ihm der Prinz auch das Schwert, und damit schlug er die Heere seiner Feinde, und konnte nun in Ruhe und Frieden leben. Da nahm der Prinz sein Brot und sein Schwert wieder zuruͤck, und die drei Bruͤder ritten weiter. Sie kamen aber noch in zwei Laͤnder, wo Hunger und Krieg herrschten, und da gab der Prinz den Koͤnigen jedesmal sein Brot und Schwert, und hatte nun drei Reiche gerettet. Und danach setzten sie sich auf ein Schiff, und fuhren uͤbers Meer. Waͤhrend der Fahrt da sprachen die beiden aͤltesten unter sich ‘der juͤngste hat das Wasser des Lebens gefunden, und wir nicht, dafuͤr wird ihm unser Vater das Reich geben, das uns gebuͤhrt, und er wird uns unser Gluͤck wegnehmen.’ Da wurden sie rachsuͤchtig, und verabredeten mit einander daß sie ihn verderben wollten. Sie warteten aber bis er einmal fest eingeschlafen war, da gossen sie das Wasser des Lebens aus dem Becher, und nahmen es fuͤr sich, ihm aber gossen sie bitteres Meerwasser hinein. Als sie nun daheim ankamen, brachte der juͤngste dem kranken Koͤnig seinen Becher, damit er daraus trinken und gesund werden sollte. Kaum aber hatte er ein wenig von dem bittern Meerwasser getrunken, so ward er noch kraͤnker als zuvor. Und wie er daruͤber jammerte, kamen die beiden aͤltesten Soͤhne, und klagten den juͤngsten an, und sagten er habe ihn vergiften wollen, das rechte Wasser des Lebens haͤtten sie gefunden und mitgebracht, und reichten es dem Koͤnig. Kaum hatte er davon getrunken, so fuͤhlte er seine Krankheit verschwinden, und ward stark und gesund

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/93>, abgerufen am 12.05.2024.