Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.
Es klopfte an, und eine rauhe Stimme rief von innen 'herein.' Das Mädchen trat auf die dunkle Diele, und pochte an der Stubenthür. 'Nur herein ' rief die Stimme, und als es öffnete saß da ein alter eisgrauer Mann an dem Tisch, hatte das Gesicht auf die beide Hände gestützt, und sein weißer Bart floß über den Tisch herab fast bis auf die Erde. Am Ofen aber lagen drei Thiere, ein Hühnchen ein Hähnchen und eine buntgescheckte Kuh. Das Mädchen erzählte dem Alten sein Schicksal, und bat um ein Nachtlager. Der Mann sprach 'schön Hühnchen, schön Hähnchen, und du schöne bunte Kuh, was sagst du dazu?' 'duks!' antworteten die Thiere, und das mußte wohl heißen 'wir sind es zufrieden,' denn der Alte sprach weiter 'hier ist Hülle und Fülle, geh hinaus an den Herd, und koch uns ein Abendessen.' Das Mädchen fand in der Küche Ueberfluß an allem, und kochte eine gute Speise, aber an die Thiere dachte es nicht. Es trug die volle Schüssel auf den Tisch, setzte sich zu dem grauen Mann, aß und stillte seinen Hunger. Als es satt war, sprach es 'aber jetzt bin ich müde, wo ist ein Bett, in das ich mich legen und schlafen kann?' Die Thiere antworteten 'du hast mit ihm gegessen,
du hast mit ihm getrunken, du hast an uns gar nicht gedacht, nun sieh auch wo du bleibst die Nacht.' Es klopfte an, und eine rauhe Stimme rief von innen ‘herein.’ Das Mädchen trat auf die dunkle Diele, und pochte an der Stubenthür. ‘Nur herein ’ rief die Stimme, und als es öffnete saß da ein alter eisgrauer Mann an dem Tisch, hatte das Gesicht auf die beide Hände gestützt, und sein weißer Bart floß über den Tisch herab fast bis auf die Erde. Am Ofen aber lagen drei Thiere, ein Hühnchen ein Hähnchen und eine buntgescheckte Kuh. Das Mädchen erzählte dem Alten sein Schicksal, und bat um ein Nachtlager. Der Mann sprach ‘schön Hühnchen, schön Hähnchen, und du schöne bunte Kuh, was sagst du dazu?’ ‘duks!’ antworteten die Thiere, und das mußte wohl heißen ‘wir sind es zufrieden,’ denn der Alte sprach weiter ‘hier ist Hülle und Fülle, geh hinaus an den Herd, und koch uns ein Abendessen.’ Das Mädchen fand in der Küche Ueberfluß an allem, und kochte eine gute Speise, aber an die Thiere dachte es nicht. Es trug die volle Schüssel auf den Tisch, setzte sich zu dem grauen Mann, aß und stillte seinen Hunger. Als es satt war, sprach es ‘aber jetzt bin ich müde, wo ist ein Bett, in das ich mich legen und schlafen kann?’ Die Thiere antworteten ‘du hast mit ihm gegessen,
du hast mit ihm getrunken, du hast an uns gar nicht gedacht, nun sieh auch wo du bleibst die Nacht.’ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0390" n="369"/> Es klopfte an, und eine rauhe Stimme rief von innen ‘herein.’ Das Mädchen trat auf die dunkle Diele, und pochte an der Stubenthür. ‘Nur herein ’ rief die Stimme, und als es öffnete saß da ein alter eisgrauer Mann an dem Tisch, hatte das Gesicht auf die beide Hände gestützt, und sein weißer Bart floß über den Tisch herab fast bis auf die Erde. Am Ofen aber lagen drei Thiere, ein Hühnchen ein Hähnchen und eine buntgescheckte Kuh. Das Mädchen erzählte dem Alten sein Schicksal, und bat um ein Nachtlager. Der Mann sprach</p><lb/> <lg type="poem"> <l>‘schön Hühnchen,</l><lb/> <l>schön Hähnchen,</l><lb/> <l>und du schöne bunte Kuh,</l><lb/> <l>was sagst du dazu?’</l><lb/> </lg> <p>‘duks!’ antworteten die Thiere, und das mußte wohl heißen ‘wir sind es zufrieden,’ denn der Alte sprach weiter ‘hier ist Hülle und Fülle, geh hinaus an den Herd, und koch uns ein Abendessen.’ Das Mädchen fand in der Küche Ueberfluß an allem, und kochte eine gute Speise, aber an die Thiere dachte es nicht. Es trug die volle Schüssel auf den Tisch, setzte sich zu dem grauen Mann, aß und stillte seinen Hunger. Als es satt war, sprach es ‘aber jetzt bin ich müde, wo ist ein Bett, in das ich mich legen und schlafen kann?’ Die Thiere antworteten</p><lb/> <lg type="poem"> <l>‘du hast mit ihm gegessen,</l><lb/> <l>du hast mit ihm getrunken,</l><lb/> <l>du hast an uns gar nicht gedacht,</l><lb/> <l>nun sieh auch wo du bleibst die Nacht.’</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [369/0390]
Es klopfte an, und eine rauhe Stimme rief von innen ‘herein.’ Das Mädchen trat auf die dunkle Diele, und pochte an der Stubenthür. ‘Nur herein ’ rief die Stimme, und als es öffnete saß da ein alter eisgrauer Mann an dem Tisch, hatte das Gesicht auf die beide Hände gestützt, und sein weißer Bart floß über den Tisch herab fast bis auf die Erde. Am Ofen aber lagen drei Thiere, ein Hühnchen ein Hähnchen und eine buntgescheckte Kuh. Das Mädchen erzählte dem Alten sein Schicksal, und bat um ein Nachtlager. Der Mann sprach
‘schön Hühnchen,
schön Hähnchen,
und du schöne bunte Kuh,
was sagst du dazu?’
‘duks!’ antworteten die Thiere, und das mußte wohl heißen ‘wir sind es zufrieden,’ denn der Alte sprach weiter ‘hier ist Hülle und Fülle, geh hinaus an den Herd, und koch uns ein Abendessen.’ Das Mädchen fand in der Küche Ueberfluß an allem, und kochte eine gute Speise, aber an die Thiere dachte es nicht. Es trug die volle Schüssel auf den Tisch, setzte sich zu dem grauen Mann, aß und stillte seinen Hunger. Als es satt war, sprach es ‘aber jetzt bin ich müde, wo ist ein Bett, in das ich mich legen und schlafen kann?’ Die Thiere antworteten
‘du hast mit ihm gegessen,
du hast mit ihm getrunken,
du hast an uns gar nicht gedacht,
nun sieh auch wo du bleibst die Nacht.’
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/390 |
| Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/390>, abgerufen am 07.05.2024. |
