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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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Gossenstein in die Küche geschwommen, und sagte zum Küchenjungen

'Jüngelchen, mach Feuer an,
daß ich meine Federn wärmen kann.'

Das that der Küchenjunge, und machte ihr ein Feuer auf dem Herd, da kam die Ente, und setzte sich daneben, schüttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Während sie so saß und sich wohlthat, fragte sie

'was macht mein Bruder Reginer?'

Der Küchenjunge antwortete

'liegt tief bei Ottern und Schlangen.'

Fragte sie weiter

'was macht die schwarze Hexe im Haus?'

Der Küchenjunge antwortete

'die sitzt warm
ins Königs Arm.'

Sagte die Ente

'daß Gott erbarm!'

und schwamm den Gossenstein hinaus.

Den folgenden Abend kam sie wieder, und that dieselben Fragen, und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Küchenjunge nicht länger übers Herz bringen, und sagte dem König alles. Der König aber gieng den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein Schwert, und hieb ihr den Hals durch, da wurde sie auf einmal zum schönsten Mädchen, und glich genau dem Bild, das der Bruder von ihr gemacht hatte. Der König aber war voll Freuden, und weil sie ganz naß da stand, ließ er ihr köstliche Kleider bringen, und ließ sie damit bekleiden.

Gossenstein in die Küche geschwommen, und sagte zum Küchenjungen

‘Jüngelchen, mach Feuer an,
daß ich meine Federn wärmen kann.’

Das that der Küchenjunge, und machte ihr ein Feuer auf dem Herd, da kam die Ente, und setzte sich daneben, schüttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Während sie so saß und sich wohlthat, fragte sie

‘was macht mein Bruder Reginer?’

Der Küchenjunge antwortete

‘liegt tief bei Ottern und Schlangen.’

Fragte sie weiter

‘was macht die schwarze Hexe im Haus?’

Der Küchenjunge antwortete

‘die sitzt warm
ins Königs Arm.’

Sagte die Ente

‘daß Gott erbarm!’

und schwamm den Gossenstein hinaus.

Den folgenden Abend kam sie wieder, und that dieselben Fragen, und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Küchenjunge nicht länger übers Herz bringen, und sagte dem König alles. Der König aber gieng den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein Schwert, und hieb ihr den Hals durch, da wurde sie auf einmal zum schönsten Mädchen, und glich genau dem Bild, das der Bruder von ihr gemacht hatte. Der König aber war voll Freuden, und weil sie ganz naß da stand, ließ er ihr köstliche Kleider bringen, und ließ sie damit bekleiden.

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[277/0287] Gossenstein in die Küche geschwommen, und sagte zum Küchenjungen ‘Jüngelchen, mach Feuer an, daß ich meine Federn wärmen kann.’ Das that der Küchenjunge, und machte ihr ein Feuer auf dem Herd, da kam die Ente, und setzte sich daneben, schüttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Während sie so saß und sich wohlthat, fragte sie ‘was macht mein Bruder Reginer?’ Der Küchenjunge antwortete ‘liegt tief bei Ottern und Schlangen.’ Fragte sie weiter ‘was macht die schwarze Hexe im Haus?’ Der Küchenjunge antwortete ‘die sitzt warm ins Königs Arm.’ Sagte die Ente ‘daß Gott erbarm!’ und schwamm den Gossenstein hinaus. Den folgenden Abend kam sie wieder, und that dieselben Fragen, und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Küchenjunge nicht länger übers Herz bringen, und sagte dem König alles. Der König aber gieng den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein Schwert, und hieb ihr den Hals durch, da wurde sie auf einmal zum schönsten Mädchen, und glich genau dem Bild, das der Bruder von ihr gemacht hatte. Der König aber war voll Freuden, und weil sie ganz naß da stand, ließ er ihr köstliche Kleider bringen, und ließ sie damit bekleiden.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/287>, abgerufen am 29.04.2024.