Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

gegen mir gesündigt/ daß er gewißlich das
dritte mahl nicht wieder kommen würde;
uns beyden zugleich aber/ sagte er/ wir
solten den Frieden machen/ ehe die Sonne
aufgieng/ da mit er den künfftigen Morgen
kein Ursach hätte/ uns einen Tätigsmann
zu geben/ aber über dessen procedere wir
uns hinter den Ohren zu kratzen/ würden
Ursachen haben. Also giengen wir wieder
miteinander zu Bette und hatten beyderseits
unsere Stösse/ massen ich dem Spring-ins-
felt so wenig gefeyret/ als er mir; Er be-
kräfftigt noch als seinen gehabten Traum
mit grossen Schwüren/ ich aber behauptete/
daß alle Träume falsch wären/ derentwe-
gen ich aber nichts destoweniger keine fal-
sche Maulschelle bekommen; Er wolte mit
den Wercken seine Liebe bezeugen/ aber der
empfangene Streich/ oder vielmehr/ daß ich
seiner gern loß gewest wäre/ entzogen ihm
bey mir alle Willfährigkeit; Ja ich gab
ihm auch den andern Tag nicht allein kein
Gelt mehr zum Spielen/ sondern auch
zum Sauffen/ und sonst wenig guter Wort/
und damit er mir nicht hinder die Batzen

käme/

gegen mir geſuͤndigt/ daß er gewißlich das
dritte mahl nicht wieder kommen wuͤrde;
uns beyden zugleich aber/ ſagte er/ wir
ſolten den Frieden machen/ ehe die Sonne
aufgieng/ da mit er den kuͤnfftigen Morgen
kein Urſach haͤtte/ uns einen Taͤtigsmann
zu geben/ aber uͤber deſſen procedere wir
uns hinter den Ohren zu kratzen/ wuͤrden
Urſachen haben. Alſo giengen wir wieder
miteinander zu Bette und hatten beydeꝛſeits
unſere Stoͤſſe/ maſſen ich dem Spring-ins-
felt ſo wenig gefeyret/ als er mir; Er be-
kraͤfftigt noch als ſeinen gehabten Traum
mit groſſen Schwuͤren/ ich aber behauptete/
daß alle Traͤume falſch waͤren/ derentwe-
gen ich aber nichts deſtoweniger keine fal-
ſche Maulſchelle bekommen; Er wolte mit
den Wercken ſeine Liebe bezeugen/ aber der
empfangene Streich/ oder vielmehr/ daß ich
ſeiner gern loß geweſt waͤre/ entzogen ihm
bey mir alle Willfaͤhrigkeit; Ja ich gab
ihm auch den andern Tag nicht allein kein
Gelt mehr zum Spielen/ ſondern auch
zum Sauffen/ und ſonſt wenig guter Wort/
und damit er mir nicht hinder die Batzen

kaͤme/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0206" n="204"/>
gegen mir ge&#x017F;u&#x0364;ndigt/ daß er gewißlich das<lb/>
dritte mahl nicht wieder kommen wu&#x0364;rde;<lb/>
uns beyden zugleich aber/ &#x017F;agte er/ wir<lb/>
&#x017F;olten den Frieden machen/ ehe die Sonne<lb/>
aufgieng/ da mit er den ku&#x0364;nfftigen Morgen<lb/>
kein Ur&#x017F;ach ha&#x0364;tte/ uns einen Ta&#x0364;tigsmann<lb/>
zu geben/ aber u&#x0364;ber de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">procedere</hi> wir<lb/>
uns hinter den Ohren zu kratzen/ wu&#x0364;rden<lb/>
Ur&#x017F;achen haben. Al&#x017F;o giengen wir wieder<lb/>
miteinander zu Bette und hatten beyde&#xA75B;&#x017F;eits<lb/>
un&#x017F;ere Sto&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ ma&#x017F;&#x017F;en ich dem Spring-ins-<lb/>
felt &#x017F;o wenig gefeyret/ als er mir; Er be-<lb/>
kra&#x0364;fftigt noch als &#x017F;einen gehabten Traum<lb/>
mit gro&#x017F;&#x017F;en Schwu&#x0364;ren/ ich aber behauptete/<lb/>
daß alle Tra&#x0364;ume fal&#x017F;ch wa&#x0364;ren/ derentwe-<lb/>
gen ich aber nichts de&#x017F;toweniger keine fal-<lb/>
&#x017F;che Maul&#x017F;chelle bekommen; Er wolte mit<lb/>
den Wercken &#x017F;eine Liebe bezeugen/ aber der<lb/>
empfangene Streich/ oder vielmehr/ daß ich<lb/>
&#x017F;einer gern loß gewe&#x017F;t wa&#x0364;re/ entzogen ihm<lb/>
bey mir alle Willfa&#x0364;hrigkeit; Ja ich gab<lb/>
ihm auch den andern Tag nicht allein kein<lb/>
Gelt mehr zum Spielen/ &#x017F;ondern auch<lb/>
zum Sauffen/ und &#x017F;on&#x017F;t wenig guter Wort/<lb/>
und damit er mir nicht hinder die Batzen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ka&#x0364;me/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0206] gegen mir geſuͤndigt/ daß er gewißlich das dritte mahl nicht wieder kommen wuͤrde; uns beyden zugleich aber/ ſagte er/ wir ſolten den Frieden machen/ ehe die Sonne aufgieng/ da mit er den kuͤnfftigen Morgen kein Urſach haͤtte/ uns einen Taͤtigsmann zu geben/ aber uͤber deſſen procedere wir uns hinter den Ohren zu kratzen/ wuͤrden Urſachen haben. Alſo giengen wir wieder miteinander zu Bette und hatten beydeꝛſeits unſere Stoͤſſe/ maſſen ich dem Spring-ins- felt ſo wenig gefeyret/ als er mir; Er be- kraͤfftigt noch als ſeinen gehabten Traum mit groſſen Schwuͤren/ ich aber behauptete/ daß alle Traͤume falſch waͤren/ derentwe- gen ich aber nichts deſtoweniger keine fal- ſche Maulſchelle bekommen; Er wolte mit den Wercken ſeine Liebe bezeugen/ aber der empfangene Streich/ oder vielmehr/ daß ich ſeiner gern loß geweſt waͤre/ entzogen ihm bey mir alle Willfaͤhrigkeit; Ja ich gab ihm auch den andern Tag nicht allein kein Gelt mehr zum Spielen/ ſondern auch zum Sauffen/ und ſonſt wenig guter Wort/ und damit er mir nicht hinder die Batzen kaͤme/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/206
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/206>, abgerufen am 28.04.2024.