Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

sich die Zahl seiner Gefangnen mercklich
minderte und noch mehr mindern wür-
de/ wann die Crönung Pharaonis be-
schehe; derowegen thät er sich um leibeig-
ne Knecht um/ den Abgang der Gefang-
nen zu ersetzen/ damit die Werckstätte
seiner Gefängniß nicht leer stünden von
welchen er trefflichen Profit hatte; er er-
kauffte noch denselben Tag unterschied-
liche Leibeigne/ unter welchen Musai der
kluge Elamit auch war/ der hiebevor
den Joseph zu einem Apollo der Räu-
ber gemacht hatte.

Er kante den Joseph gleich und erin-
nerte ihn was sich hiebevor bey der Ca-
rawan mit ihm zugetragen/ Joseph aber
hatte noch alles in frischer Gedächtniß
als Musai selbsten/ sie klagten einander
ihr Noth und erzehlte je einer den an-
dern was sich seither mit jedem von ih-
nen zugetragen/ bis sie in dieser Gefäng-
niß wider zusammen kommen; ihr eini-
ger Trost bestunde auff ihrer eignen Pro-
phecey/ welche jedem den Ausgang sei-
nes Unglücks und den Anfang höchster

Glück-
G iij

ſich die Zahl ſeiner Gefangnen mercklich
minderte und noch mehr mindern wuͤr-
de/ wann die Croͤnung Pharaonis be-
ſchehe; derowegen thaͤt eꝛ ſich um leibeig-
ne Knecht um/ den Abgang der Gefang-
nen zu erſetzen/ damit die Werckſtaͤtte
ſeiner Gefaͤngniß nicht leer ſtuͤnden von
welchen er trefflichen Profit hatte; er er-
kauffte noch denſelben Tag unterſchied-
liche Leibeigne/ unter welchen Muſai der
kluge Elamit auch war/ der hiebevor
den Joſeph zu einem Apollo der Raͤu-
ber gemacht hatte.

Er kante den Joſeph gleich und erin-
nerte ihn was ſich hiebevor bey der Ca-
rawan mit ihm zugetragen/ Joſeph aber
hatte noch alles in friſcher Gedaͤchtniß
als Muſai ſelbſten/ ſie klagten einander
ihr Noth und erzehlte je einer den an-
dern was ſich ſeither mit jedem von ih-
nen zugetragen/ bis ſie in dieſer Gefaͤng-
niß wider zuſammen kommen; ihr eini-
ger Troſt beſtunde auff ihrer eignen Pro-
phecey/ welche jedem den Ausgang ſei-
nes Ungluͤcks und den Anfang hoͤchſter

Gluͤck-
G iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0149" n="145.[145]"/>
&#x017F;ich die Zahl &#x017F;einer Gefangnen mercklich<lb/>
minderte und noch mehr mindern wu&#x0364;r-<lb/>
de/ wann die Cro&#x0364;nung Pharaonis be-<lb/>
&#x017F;chehe; derowegen tha&#x0364;t e&#xA75B; &#x017F;ich um leibeig-<lb/>
ne Knecht um/ den Abgang der Gefang-<lb/>
nen zu er&#x017F;etzen/ damit die Werck&#x017F;ta&#x0364;tte<lb/>
&#x017F;einer Gefa&#x0364;ngniß nicht leer &#x017F;tu&#x0364;nden von<lb/>
welchen er trefflichen Profit hatte; er er-<lb/>
kauffte noch den&#x017F;elben Tag unter&#x017F;chied-<lb/>
liche Leibeigne/ unter welchen Mu&#x017F;ai der<lb/>
kluge Elamit auch war/ der hiebevor<lb/>
den Jo&#x017F;eph zu einem Apollo der Ra&#x0364;u-<lb/>
ber gemacht hatte.</p><lb/>
        <p>Er kante den Jo&#x017F;eph gleich und erin-<lb/>
nerte ihn was &#x017F;ich hiebevor bey der Ca-<lb/>
rawan mit ihm zugetragen/ Jo&#x017F;eph aber<lb/>
hatte noch alles in fri&#x017F;cher Geda&#x0364;chtniß<lb/>
als Mu&#x017F;ai &#x017F;elb&#x017F;ten/ &#x017F;ie klagten einander<lb/>
ihr Noth und erzehlte je einer den an-<lb/>
dern was &#x017F;ich &#x017F;either mit jedem von ih-<lb/>
nen zugetragen/ bis &#x017F;ie in die&#x017F;er Gefa&#x0364;ng-<lb/>
niß wider zu&#x017F;ammen kommen; ihr eini-<lb/>
ger Tro&#x017F;t be&#x017F;tunde auff ihrer eignen Pro-<lb/>
phecey/ welche jedem den Ausgang &#x017F;ei-<lb/>
nes Unglu&#x0364;cks und den Anfang ho&#x0364;ch&#x017F;ter<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G iij</fw><fw place="bottom" type="catch">Glu&#x0364;ck-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145.[145]/0149] ſich die Zahl ſeiner Gefangnen mercklich minderte und noch mehr mindern wuͤr- de/ wann die Croͤnung Pharaonis be- ſchehe; derowegen thaͤt eꝛ ſich um leibeig- ne Knecht um/ den Abgang der Gefang- nen zu erſetzen/ damit die Werckſtaͤtte ſeiner Gefaͤngniß nicht leer ſtuͤnden von welchen er trefflichen Profit hatte; er er- kauffte noch denſelben Tag unterſchied- liche Leibeigne/ unter welchen Muſai der kluge Elamit auch war/ der hiebevor den Joſeph zu einem Apollo der Raͤu- ber gemacht hatte. Er kante den Joſeph gleich und erin- nerte ihn was ſich hiebevor bey der Ca- rawan mit ihm zugetragen/ Joſeph aber hatte noch alles in friſcher Gedaͤchtniß als Muſai ſelbſten/ ſie klagten einander ihr Noth und erzehlte je einer den an- dern was ſich ſeither mit jedem von ih- nen zugetragen/ bis ſie in dieſer Gefaͤng- niß wider zuſammen kommen; ihr eini- ger Troſt beſtunde auff ihrer eignen Pro- phecey/ welche jedem den Ausgang ſei- nes Ungluͤcks und den Anfang hoͤchſter Gluͤck- G iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/149
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 145.[145]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/149>, abgerufen am 29.04.2024.