Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Eifer um ihn desto grösser; Ja wann
gemeldter kluge Elamit Musai/ der die
Räuber durch unsern Joseph betrogen/
nicht vorhanden gewest wäre/ so hätte
die gantze Gesellschafft untereinander
sich selbst auffgeopffert; Dieser wurde
zum willkührlichen Richter erbetten und
legt durch folgende Red allen Zanck bey:

Liebste Freund/ sagte er/ daß die gan-
tze Carawan Theil an dem Erkaufften
habe; Erscheint daraus/ dieweil wir
heut alle durch ihn errettet worden; Es
will sich nicht gebühren/ daß ein eintzele
Privat Person von uns den jenigen be-
herrsche/ welchen die Götter wie man
heut gesehen/ allein zu dem End geschickt
haben/ uns alle durch ihn zuerhalttn;
Der Erkauffte wäre seiner vorigen Frey-
heit würdig/ dieweil die gantze Gesell-
schafft ihme so wol um ihr eigne Freyheit
als um ihr Hab zu dancken schuldig;
Aber sein Rath und Ausspruch wäre
dieser; Die Carawan solte aus gemei-
nem Seckel dem Käuffer 30. Lari wi-
dergeben/ hernach den Erkaufften als ein

gemein

Eifer um ihn deſto groͤſſer; Ja wann
gemeldter kluge Elamit Muſai/ der die
Raͤuber durch unſern Joſeph betrogen/
nicht vorhanden geweſt waͤre/ ſo haͤtte
die gantze Geſellſchafft untereinander
ſich ſelbſt auffgeopffert; Dieſer wurde
zum willkuͤhrlichen Richter erbetten und
legt durch folgende Red allen Zanck bey:

Liebſte Freund/ ſagte er/ daß die gan-
tze Carawan Theil an dem Erkaufften
habe; Erſcheint daraus/ dieweil wir
heut alle durch ihn errettet worden; Es
will ſich nicht gebuͤhren/ daß ein eintzele
Privat Perſon von uns den jenigen be-
herꝛſche/ welchen die Goͤtter wie man
heut geſehen/ allein zu dem End geſchickt
haben/ uns alle durch ihn zuerhalttn;
Der Erkauffte waͤre ſeiner vorigen Frey-
heit wuͤrdig/ dieweil die gantze Geſell-
ſchafft ihme ſo wol um ihr eigne Freyheit
als um ihr Hab zu dancken ſchuldig;
Aber ſein Rath und Ausſpruch waͤre
dieſer; Die Carawan ſolte aus gemei-
nem Seckel dem Kaͤuffer 30. Lari wi-
dergeben/ hernach den Erkaufften als ein

gemein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0060" n="56.[56]"/>
Eifer um ihn de&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er; Ja wann<lb/>
gemeldter kluge Elamit Mu&#x017F;ai/ der die<lb/>
Ra&#x0364;uber durch un&#x017F;ern Jo&#x017F;eph betrogen/<lb/>
nicht vorhanden gewe&#x017F;t wa&#x0364;re/ &#x017F;o ha&#x0364;tte<lb/>
die gantze Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft untereinander<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t auffgeopffert; Die&#x017F;er wurde<lb/>
zum willku&#x0364;hrlichen Richter erbetten und<lb/>
legt durch folgende Red allen Zanck bey:</p><lb/>
        <p>Lieb&#x017F;te Freund/ &#x017F;agte er/ daß die gan-<lb/>
tze Carawan Theil an dem Erkaufften<lb/>
habe; Er&#x017F;cheint daraus/ dieweil wir<lb/>
heut alle durch ihn errettet worden; Es<lb/>
will &#x017F;ich nicht gebu&#x0364;hren/ daß ein eintzele<lb/>
Privat Per&#x017F;on von uns den jenigen be-<lb/>
her&#xA75B;&#x017F;che/ welchen die Go&#x0364;tter wie man<lb/>
heut ge&#x017F;ehen/ allein zu dem End ge&#x017F;chickt<lb/>
haben/ uns alle durch ihn zuerhalttn;<lb/>
Der Erkauffte wa&#x0364;re &#x017F;einer vorigen Frey-<lb/>
heit wu&#x0364;rdig/ dieweil die gantze Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chafft ihme &#x017F;o wol um ihr eigne Freyheit<lb/>
als um ihr Hab zu dancken &#x017F;chuldig;<lb/>
Aber &#x017F;ein Rath und Aus&#x017F;pruch wa&#x0364;re<lb/>
die&#x017F;er; Die Carawan &#x017F;olte aus gemei-<lb/>
nem Seckel dem Ka&#x0364;uffer 30. Lari wi-<lb/>
dergeben/ hernach den Erkaufften als ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gemein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56.[56]/0060] Eifer um ihn deſto groͤſſer; Ja wann gemeldter kluge Elamit Muſai/ der die Raͤuber durch unſern Joſeph betrogen/ nicht vorhanden geweſt waͤre/ ſo haͤtte die gantze Geſellſchafft untereinander ſich ſelbſt auffgeopffert; Dieſer wurde zum willkuͤhrlichen Richter erbetten und legt durch folgende Red allen Zanck bey: Liebſte Freund/ ſagte er/ daß die gan- tze Carawan Theil an dem Erkaufften habe; Erſcheint daraus/ dieweil wir heut alle durch ihn errettet worden; Es will ſich nicht gebuͤhren/ daß ein eintzele Privat Perſon von uns den jenigen be- herꝛſche/ welchen die Goͤtter wie man heut geſehen/ allein zu dem End geſchickt haben/ uns alle durch ihn zuerhalttn; Der Erkauffte waͤre ſeiner vorigen Frey- heit wuͤrdig/ dieweil die gantze Geſell- ſchafft ihme ſo wol um ihr eigne Freyheit als um ihr Hab zu dancken ſchuldig; Aber ſein Rath und Ausſpruch waͤre dieſer; Die Carawan ſolte aus gemei- nem Seckel dem Kaͤuffer 30. Lari wi- dergeben/ hernach den Erkaufften als ein gemein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/60
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 56.[56]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/60>, abgerufen am 15.05.2024.