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Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

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bey Potiphar Ambts wegen auch seyn
muste.

Selicha hatte auf ihre Gäst Fürstlich
zugerüstet/ und dieselbe alle zur Tafel ge-
nöhtigt/ ehe eine von ihnen ihr wegen so
schändlicher Lieb etwas hätte zusprechen
mögen/ -weil sie ihr zuvor wohl eingebil-
det/ sie werde ein Puff Josephs halber
aushalten müssen; sie hatte einer jegli-
chen Frauen so wohl als auch der aus-
bündigen Jungfrauen Asanet ein
schärffer Messer als ein Scharsach ne-
ben den Deller legen: Und als die Mahl-
zeit vorüber war/ jeglicher ein Citron
richen lassen/ mit Versprechen/ welche
die ihrige zum ersten geschelet haben
würde/ die solte einen schönen Ring/
den sie vom Finger nahm und auff die
Tafel legte/ gewonnen haben; als sie
nun im besten Schelen waren/ tratt Jo-
seph aus Befehl seiner Frauen unver-
sehens ins Gemach/ in einem Seide-
nen Sommerkleid/ darinnen man ihm
das meiste seiner schneweissen Arm/ ein
guten Theil der Brust: und die Knie

von

bey Potiphar Ambts wegen auch ſeyn
muſte.

Selicha hatte auf ihre Gaͤſt Fuͤrſtlich
zugeruͤſtet/ und dieſelbe alle zur Tafel ge-
noͤhtigt/ ehe eine von ihnen ihr wegen ſo
ſchaͤndlicher Lieb etwas haͤtte zuſprechen
moͤgen/ -weil ſie ihr zuvor wohl eingebil-
det/ ſie werde ein Puff Joſephs halber
aushalten muͤſſen; ſie hatte einer jegli-
chen Frauen ſo wohl als auch der aus-
buͤndigen Jungfrauen Aſanet ein
ſchaͤrffer Meſſer als ein Scharſach ne-
ben den Deller legen: Und als die Mahl-
zeit voruͤber war/ jeglicher ein Citron
richen laſſen/ mit Verſprechen/ welche
die ihrige zum erſten geſchelet haben
wuͤrde/ die ſolte einen ſchoͤnen Ring/
den ſie vom Finger nahm und auff die
Tafel legte/ gewonnen haben; als ſie
nun im beſten Schelen waren/ tratt Jo-
ſeph aus Befehl ſeiner Frauen unver-
ſehens ins Gemach/ in einem Seide-
nen Sommerkleid/ darinnen man ihm
das meiſte ſeiner ſchneweiſſen Arm/ ein
guten Theil der Bruſt: und die Knie

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[84.[84]/0088] bey Potiphar Ambts wegen auch ſeyn muſte. Selicha hatte auf ihre Gaͤſt Fuͤrſtlich zugeruͤſtet/ und dieſelbe alle zur Tafel ge- noͤhtigt/ ehe eine von ihnen ihr wegen ſo ſchaͤndlicher Lieb etwas haͤtte zuſprechen moͤgen/ -weil ſie ihr zuvor wohl eingebil- det/ ſie werde ein Puff Joſephs halber aushalten muͤſſen; ſie hatte einer jegli- chen Frauen ſo wohl als auch der aus- buͤndigen Jungfrauen Aſanet ein ſchaͤrffer Meſſer als ein Scharſach ne- ben den Deller legen: Und als die Mahl- zeit voruͤber war/ jeglicher ein Citron richen laſſen/ mit Verſprechen/ welche die ihrige zum erſten geſchelet haben wuͤrde/ die ſolte einen ſchoͤnen Ring/ den ſie vom Finger nahm und auff die Tafel legte/ gewonnen haben; als ſie nun im beſten Schelen waren/ tratt Jo- ſeph aus Befehl ſeiner Frauen unver- ſehens ins Gemach/ in einem Seide- nen Sommerkleid/ darinnen man ihm das meiſte ſeiner ſchneweiſſen Arm/ ein guten Theil der Bruſt: und die Knie von

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Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 84.[84]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/88>, abgerufen am 15.05.2024.