Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Das IV. Cap.
leicht einander Schaden thun/ und grosse Confu-
sion
unter sich selbst anrichten könte. Ob nun
wohl einige vor sehr Profitable halten/ daß man
die in einer Polygone befindliche zwey Facen mit
zwey Ataquen zugleich angehen solle/ weil die bey-
den ataquen also mit einander könten eine gute
Correspondenz haben/ man könte auch das Feuer
der Festung besser dämpffen/ den Ausfällen der Fe-
stung könte man gewaltsamer den Kopff biethen/
man hätte weniger Volck und Geschütz vonnö-
then/ man fiele sich selbst mit Canoniren und Bom-
bardi
ren nicht molestirlich/ man gelangte mit der
Arbeit eher zum Ende/ ja man nöthigte die Gar-
nison,
daß sie ihre General-Retraiten von einem
grossen Bezirck anlegen müsten/ u. könten solche nicht
zu rechter Zeit im Stand und zur Perfection brin-
gen; So lässet man zwar dieses alles an seinem
Ort gestellet seyn/ iedoch wird auch Niemand
leugnen können/ daß auf solche Weise die Festung
an allen Orten nicht wohl eingeschlossen/ und daß
man also Succurs, Correspondenz und andere
Nothwendigkeiten in dieselben leicht bringen
könne/ zu geschweigen/ daß auf solche Weise die
Garnison sich nicht groß und weitläufftig zu zer-
theilen/ und also sich nicht gar zu sehr defatiguiren
dürffte; Derohalben es am rathsamsten ist/ eine
grosse Festung auf zwey besondern Seiten und
Bastionen zu ataquiren/ wo die Wercke am
schwächsten/ und der Land. Horizont einiger mas-

sen

Das IV. Cap.
leicht einander Schaden thun/ und groſſe Confu-
ſion
unter ſich ſelbſt anrichten koͤnte. Ob nun
wohl einige vor ſehr Profitable halten/ daß man
die in einer Polygone befindliche zwey Facen mit
zwey Ataquen zugleich angehen ſolle/ weil die bey-
den ataquen alſo mit einander koͤnten eine gute
Correſpondenz haben/ man koͤnte auch das Feuer
der Feſtung beſſer daͤmpffen/ den Ausfaͤllen der Fe-
ſtung koͤnte man gewaltſamer den Kopff biethen/
man haͤtte weniger Volck und Geſchuͤtz vonnoͤ-
then/ man fiele ſich ſelbſt mit Canoniren und Bom-
bardi
ren nicht moleſtirlich/ man gelangte mit der
Arbeit eher zum Ende/ ja man noͤthigte die Gar-
niſon,
daß ſie ihre General-Retraiten von einem
groſſen Bezirck anlegẽ muͤſten/ u. koͤntẽ ſolche nicht
zu rechter Zeit im Stand und zur Perfection brin-
gen; So laͤſſet man zwar dieſes alles an ſeinem
Ort geſtellet ſeyn/ iedoch wird auch Niemand
leugnen koͤnnen/ daß auf ſolche Weiſe die Feſtung
an allen Orten nicht wohl eingeſchloſſen/ und daß
man alſo Succurs, Correſpondenz und andere
Nothwendigkeiten in dieſelben leicht bringen
koͤnne/ zu geſchweigen/ daß auf ſolche Weiſe die
Garniſon ſich nicht groß und weitlaͤufftig zu zer-
theilen/ und alſo ſich nicht gar zu ſehr defatiguiren
duͤrffte; Derohalben es am rathſamſten iſt/ eine
groſſe Feſtung auf zwey beſondern Seiten und
Baſtionen zu ataquiren/ wo die Wercke am
ſchwaͤchſten/ und der Land. Horizont einiger maſ-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0582" n="544[546]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das</hi><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#b">Cap.</hi></fw><lb/>
leicht einander Schaden thun/ und gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Confu-<lb/>
&#x017F;ion</hi> unter &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t anrichten ko&#x0364;nte. Ob nun<lb/>
wohl einige vor &#x017F;ehr <hi rendition="#aq">Profitable</hi> halten/ daß man<lb/>
die in einer <hi rendition="#aq">Polygone</hi> befindliche zwey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">F</hi>acen</hi> mit<lb/>
zwey <hi rendition="#aq">Ataquen</hi> zugleich angehen &#x017F;olle/ weil die bey-<lb/>
den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">a</hi>taquen</hi> al&#x017F;o mit einander ko&#x0364;nten eine gute<lb/><hi rendition="#aq">Corre&#x017F;pondenz</hi> haben/ man ko&#x0364;nte auch das Feuer<lb/>
der Fe&#x017F;tung be&#x017F;&#x017F;er da&#x0364;mpffen/ den Ausfa&#x0364;llen der Fe-<lb/>
&#x017F;tung ko&#x0364;nte man gewalt&#x017F;amer den Kopff biethen/<lb/>
man ha&#x0364;tte weniger Volck und Ge&#x017F;chu&#x0364;tz vonno&#x0364;-<lb/>
then/ man fiele &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t mit <hi rendition="#aq">Canon</hi>iren und <hi rendition="#aq">Bom-<lb/>
bardi</hi>ren nicht <hi rendition="#aq">mole&#x017F;t</hi>irlich/ man gelangte mit der<lb/>
Arbeit eher zum Ende/ ja man no&#x0364;thigte die <hi rendition="#aq">Gar-<lb/>
ni&#x017F;on,</hi> daß &#x017F;ie ihre <hi rendition="#aq">General-<hi rendition="#i">R</hi>etrait</hi>en von einem<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Bezirck anlege&#x0303; mu&#x0364;&#x017F;ten/ u. ko&#x0364;nte&#x0303; &#x017F;olche nicht<lb/>
zu rechter Zeit im Stand und zur <hi rendition="#aq">Perfection</hi> brin-<lb/>
gen; So la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et man zwar die&#x017F;es alles an &#x017F;einem<lb/>
Ort ge&#x017F;tellet &#x017F;eyn/ iedoch wird auch Niemand<lb/>
leugnen ko&#x0364;nnen/ daß auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e die Fe&#x017F;tung<lb/>
an allen Orten nicht wohl einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ und daß<lb/>
man al&#x017F;o <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">S</hi>uccurs, Corre&#x017F;pondenz</hi> und andere<lb/>
Nothwendigkeiten in die&#x017F;elben leicht bringen<lb/>
ko&#x0364;nne/ zu ge&#x017F;chweigen/ daß auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e die<lb/><hi rendition="#aq">Garni&#x017F;on</hi> &#x017F;ich nicht groß und weitla&#x0364;ufftig zu zer-<lb/>
theilen/ und al&#x017F;o &#x017F;ich nicht gar zu &#x017F;ehr <hi rendition="#aq">defatigui</hi>ren<lb/>
du&#x0364;rffte; Derohalben es am rath&#x017F;am&#x017F;ten i&#x017F;t/ eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Fe&#x017F;tung auf zwey be&#x017F;ondern Seiten und<lb/><hi rendition="#aq">Ba&#x017F;tion</hi>en zu <hi rendition="#aq">ataqui</hi>ren/ wo die Wercke am<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;ch&#x017F;ten/ und der Land. <hi rendition="#aq">Horizont</hi> einiger ma&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[544[546]/0582] Das IV. Cap. leicht einander Schaden thun/ und groſſe Confu- ſion unter ſich ſelbſt anrichten koͤnte. Ob nun wohl einige vor ſehr Profitable halten/ daß man die in einer Polygone befindliche zwey Facen mit zwey Ataquen zugleich angehen ſolle/ weil die bey- den ataquen alſo mit einander koͤnten eine gute Correſpondenz haben/ man koͤnte auch das Feuer der Feſtung beſſer daͤmpffen/ den Ausfaͤllen der Fe- ſtung koͤnte man gewaltſamer den Kopff biethen/ man haͤtte weniger Volck und Geſchuͤtz vonnoͤ- then/ man fiele ſich ſelbſt mit Canoniren und Bom- bardiren nicht moleſtirlich/ man gelangte mit der Arbeit eher zum Ende/ ja man noͤthigte die Gar- niſon, daß ſie ihre General-Retraiten von einem groſſen Bezirck anlegẽ muͤſten/ u. koͤntẽ ſolche nicht zu rechter Zeit im Stand und zur Perfection brin- gen; So laͤſſet man zwar dieſes alles an ſeinem Ort geſtellet ſeyn/ iedoch wird auch Niemand leugnen koͤnnen/ daß auf ſolche Weiſe die Feſtung an allen Orten nicht wohl eingeſchloſſen/ und daß man alſo Succurs, Correſpondenz und andere Nothwendigkeiten in dieſelben leicht bringen koͤnne/ zu geſchweigen/ daß auf ſolche Weiſe die Garniſon ſich nicht groß und weitlaͤufftig zu zer- theilen/ und alſo ſich nicht gar zu ſehr defatiguiren duͤrffte; Derohalben es am rathſamſten iſt/ eine groſſe Feſtung auf zwey beſondern Seiten und Baſtionen zu ataquiren/ wo die Wercke am ſchwaͤchſten/ und der Land. Horizont einiger maſ- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/582
Zitationshilfe: Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703, S. 544[546]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/582>, abgerufen am 29.04.2024.