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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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in Ansehung des Eigenthums ihrer Lande.
Weglockung entflohener Verbrecher [denn wenn der ein-
geholte Uebelthäter der Landesobrigkeit zur Bestrafung
übergeben, oder die Auslieferung gegen Revers bey der-
selben gebührend gesucht wird, kann die Nacheile gar
wohl geschehen] durch eigenmächtige Genugthuungsver-
schaffung wegen Foderungen oder Beleidigungen des an-
dern Staats Unterthanen etc. Moser a. a. O. S. 379. ff.
c] Ausser dem, daß keiner Nazion verwehrt werden kann,
gegen solche etwa zu besorgende Verletzungen in voraus
die nöthigen Vorkehrungen auf seinem Territorium an
den Grenzen zu treffen, sind sie auch berechtigt, dieieni-
gen Fremden, welche sie bey unerlaubten Handlungen
in ihrem Gebiete antreffen, nach gebührender Untersu-
chung, sogleich selbst zu bestrafen. vergl. Mosers Beitr.
in Frz. 5. Th. S. 385. Auf alle Fälle aber, zumal
wenn der Souverain den Beleidiger seine Misbilligung
zu erkennen giebt, sind sie befugt, entweder deren Aus-
lieferung oder die Bestrafung von dem eignen Souverain
zu verlangen, wenn dieser nicht, auf davon erhaltene
Nachricht, freiwillig sich zu dem einen oder andern ver-
steht. Jedoch gebührt letzterm allerdings die vorläufige
Untersuchung über die Richtigkeit der angebrachten Be-
schwerden. Le Roi de Sardaigne, hieß es 1755,
a fait porter des plaintes a la Cour de France tou-
chant la maniere dont on s'est saisi de Mandrin sur
le territoire de Savoye, et en y usant de voyes de
fait, pour lesquelles S. M. Sarde Se croyoit en droit
de demander Satisfaction. Le Roi a donne ordre de
prendre d'exactes informations a ce sujet, afin que
sur le compte qui lui en sera rendu, S. M. puisse or-
donner ce qui lui paroitra convenable a cet egard,
attendu que si l'on a commis dans cette occasion
quelque violation territoriale c'est contre ses inten-
tions, et que ceux qui etoient a la poursuite de Man-
drin n'ont consulte apparement que la necessite de

in Anſehung des Eigenthums ihrer Lande.
Weglockung entflohener Verbrecher [denn wenn der ein-
geholte Uebelthaͤter der Landesobrigkeit zur Beſtrafung
uͤbergeben, oder die Auslieferung gegen Revers bey der-
ſelben gebuͤhrend geſucht wird, kann die Nacheile gar
wohl geſchehen] durch eigenmaͤchtige Genugthuungsver-
ſchaffung wegen Foderungen oder Beleidigungen des an-
dern Staats Unterthanen ꝛc. Moſer a. a. O. S. 379. ff.
c] Auſſer dem, daß keiner Nazion verwehrt werden kann,
gegen ſolche etwa zu beſorgende Verletzungen in voraus
die noͤthigen Vorkehrungen auf ſeinem Territorium an
den Grenzen zu treffen, ſind ſie auch berechtigt, dieieni-
gen Fremden, welche ſie bey unerlaubten Handlungen
in ihrem Gebiete antreffen, nach gebuͤhrender Unterſu-
chung, ſogleich ſelbſt zu beſtrafen. vergl. Moſers Beitr.
in Frz. 5. Th. S. 385. Auf alle Faͤlle aber, zumal
wenn der Souverain den Beleidiger ſeine Misbilligung
zu erkennen giebt, ſind ſie befugt, entweder deren Aus-
lieferung oder die Beſtrafung von dem eignen Souverain
zu verlangen, wenn dieſer nicht, auf davon erhaltene
Nachricht, freiwillig ſich zu dem einen oder andern ver-
ſteht. Jedoch gebuͤhrt letzterm allerdings die vorlaͤufige
Unterſuchung uͤber die Richtigkeit der angebrachten Be-
ſchwerden. Le Roi de Sardaigne, hieß es 1755,
a fait porter des plaintes à la Cour de France tou-
chant la manière dont on ſ’eſt ſaiſi de Mandrin ſur
le territoire de Savoye, et en y uſant de voyes de
fait, pour lesquelles S. M. Sarde Se croyoit en droit
de demander Satisfaction. Le Roi a donné ordre de
prendre d’exactes informations à ce ſujet, afin que
ſur le compte qui lui en ſera rendu, S. M. puiſſe or-
donner ce qui lui paroitra convenable à cet égard,
attendu que ſi l’on a commis dans cette occaſion
quelque violation territoriale c’eſt contre ſes inten-
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[235/0249] in Anſehung des Eigenthums ihrer Lande. b] Weglockung entflohener Verbrecher [denn wenn der ein- geholte Uebelthaͤter der Landesobrigkeit zur Beſtrafung uͤbergeben, oder die Auslieferung gegen Revers bey der- ſelben gebuͤhrend geſucht wird, kann die Nacheile gar wohl geſchehen] durch eigenmaͤchtige Genugthuungsver- ſchaffung wegen Foderungen oder Beleidigungen des an- dern Staats Unterthanen ꝛc. Moſer a. a. O. S. 379. ff. c] Auſſer dem, daß keiner Nazion verwehrt werden kann, gegen ſolche etwa zu beſorgende Verletzungen in voraus die noͤthigen Vorkehrungen auf ſeinem Territorium an den Grenzen zu treffen, ſind ſie auch berechtigt, dieieni- gen Fremden, welche ſie bey unerlaubten Handlungen in ihrem Gebiete antreffen, nach gebuͤhrender Unterſu- chung, ſogleich ſelbſt zu beſtrafen. vergl. Moſers Beitr. in Frz. 5. Th. S. 385. Auf alle Faͤlle aber, zumal wenn der Souverain den Beleidiger ſeine Misbilligung zu erkennen giebt, ſind ſie befugt, entweder deren Aus- lieferung oder die Beſtrafung von dem eignen Souverain zu verlangen, wenn dieſer nicht, auf davon erhaltene Nachricht, freiwillig ſich zu dem einen oder andern ver- ſteht. Jedoch gebuͤhrt letzterm allerdings die vorlaͤufige Unterſuchung uͤber die Richtigkeit der angebrachten Be- ſchwerden. Le Roi de Sardaigne, hieß es 1755, a fait porter des plaintes à la Cour de France tou- chant la manière dont on ſ’eſt ſaiſi de Mandrin ſur le territoire de Savoye, et en y uſant de voyes de fait, pour lesquelles S. M. Sarde Se croyoit en droit de demander Satisfaction. Le Roi a donné ordre de prendre d’exactes informations à ce ſujet, afin que ſur le compte qui lui en ſera rendu, S. M. puiſſe or- donner ce qui lui paroitra convenable à cet égard, attendu que ſi l’on a commis dans cette occaſion quelque violation territoriale c’eſt contre ſes inten- tions, et que ceux qui etoient à la pourſuite de Man- drin n’ont conſulté apparement que la neceſſité de prendre

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/249>, abgerufen am 27.04.2024.