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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von d. Fests. einer gewissen Regierungsform.

Von den heutigen souverainen Staaten in Europa
gehören bekantlich zu den Monarchieen, 1] Portu-
gal, 2] Spanien, 3] Frankreich, 4] Teutschland,
5] Grosbritannien, 6] der Kirchenstaat, 7] Neapel
und Sicilien, 8] Sardinien, 9] Malta, 10] Däne-
mark, 11] Schweden, 12] Polen, 13] Preussen,
14] Ungarn, 15] Rußland und 16] die Pforte. Re-
publiken
sind: 1] die vereinigten Niederlande, 2] die
Schweitz, 3] Venedig, 4] Genua, 5] Lucca, 6] Ra-
gusa
und 7] San-Marino, wovon die vier vorletzten
eine aristokratische, die letzte aber eine aristo-demokra-
tische Regierung haben. Die beiden erstern hingegen
machen Staatskörper verbundener Völker oder Staa-
tensysteme aus, in deren verschiedenen einzelnen Städ-
ten und Cantons die demokratische Regierungsform
eingeführt ist b].

a] Zu den vermischten Regierungsformen werden Teutsch-
land, Grosbritannien, Polen etc. gerechnet. Ob aber
gleich in verschiedenen dieser Staaten das Volk und des-
sen Repräsentanten die Stände, an der Regierung gros-
sen Antheil haben, so werden sie doch billig zu den Mo-
narchieen gerechnet, weil die eigentliche Majestät auf
einer physischen Person beruhet; dahingegen Venedig,
Genua, und die einzelnen Provinzen der Vereinigten
N. Lande dennoch zu den Republiken gehören, obgleich
die ersten beiden durch eine Person, den Doge vorgestelt
werden, und die letztern einen Statthalter haben, weil
diese nur als Glieder des höchsten Magistrats anzusehen
sind, und die Rechte der höchsten Gewalt weder in ihrem
ganzen Umfange noch die wesentlichsten derselben, auch
nicht die persönliche Majestät besitzen, sondern nur im
Namen iener Gewalt gewisse Hoheitsrechte ausüben.
Vergl. de Martens precis du droit d. g. L. I. c. 3.
§. 20.
b] de
Von d. Feſtſ. einer gewiſſen Regierungsform.

Von den heutigen ſouverainen Staaten in Europa
gehoͤren bekantlich zu den Monarchieen, 1] Portu-
gal, 2] Spanien, 3] Frankreich, 4] Teutſchland,
5] Grosbritannien, 6] der Kirchenſtaat, 7] Neapel
und Sicilien, 8] Sardinien, 9] Malta, 10] Daͤne-
mark, 11] Schweden, 12] Polen, 13] Preuſſen,
14] Ungarn, 15] Rußland und 16] die Pforte. Re-
publiken
ſind: 1] die vereinigten Niederlande, 2] die
Schweitz, 3] Venedig, 4] Genua, 5] Lucca, 6] Ra-
guſa
und 7] San-Marino, wovon die vier vorletzten
eine ariſtokratiſche, die letzte aber eine ariſto-demokra-
tiſche Regierung haben. Die beiden erſtern hingegen
machen Staatskoͤrper verbundener Voͤlker oder Staa-
tenſyſteme aus, in deren verſchiedenen einzelnen Staͤd-
ten und Cantons die demokratiſche Regierungsform
eingefuͤhrt iſt b].

a] Zu den vermiſchten Regierungsformen werden Teutſch-
land, Grosbritannien, Polen ꝛc. gerechnet. Ob aber
gleich in verſchiedenen dieſer Staaten das Volk und deſ-
ſen Repraͤſentanten die Staͤnde, an der Regierung groſ-
ſen Antheil haben, ſo werden ſie doch billig zu den Mo-
narchieen gerechnet, weil die eigentliche Majeſtaͤt auf
einer phyſiſchen Perſon beruhet; dahingegen Venedig,
Genua, und die einzelnen Provinzen der Vereinigten
N. Lande dennoch zu den Republiken gehoͤren, obgleich
die erſten beiden durch eine Perſon, den Doge vorgeſtelt
werden, und die letztern einen Statthalter haben, weil
dieſe nur als Glieder des hoͤchſten Magiſtrats anzuſehen
ſind, und die Rechte der hoͤchſten Gewalt weder in ihrem
ganzen Umfange noch die weſentlichſten derſelben, auch
nicht die perſoͤnliche Majeſtaͤt beſitzen, ſondern nur im
Namen iener Gewalt gewiſſe Hoheitsrechte ausuͤben.
Vergl. de Martens precis du droit d. g. L. I. c. 3.
§. 20.
b] de
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[370/0384] Von d. Feſtſ. einer gewiſſen Regierungsform. Von den heutigen ſouverainen Staaten in Europa gehoͤren bekantlich zu den Monarchieen, 1] Portu- gal, 2] Spanien, 3] Frankreich, 4] Teutſchland, 5] Grosbritannien, 6] der Kirchenſtaat, 7] Neapel und Sicilien, 8] Sardinien, 9] Malta, 10] Daͤne- mark, 11] Schweden, 12] Polen, 13] Preuſſen, 14] Ungarn, 15] Rußland und 16] die Pforte. Re- publiken ſind: 1] die vereinigten Niederlande, 2] die Schweitz, 3] Venedig, 4] Genua, 5] Lucca, 6] Ra- guſa und 7] San-Marino, wovon die vier vorletzten eine ariſtokratiſche, die letzte aber eine ariſto-demokra- tiſche Regierung haben. Die beiden erſtern hingegen machen Staatskoͤrper verbundener Voͤlker oder Staa- tenſyſteme aus, in deren verſchiedenen einzelnen Staͤd- ten und Cantons die demokratiſche Regierungsform eingefuͤhrt iſt b]. a] Zu den vermiſchten Regierungsformen werden Teutſch- land, Grosbritannien, Polen ꝛc. gerechnet. Ob aber gleich in verſchiedenen dieſer Staaten das Volk und deſ- ſen Repraͤſentanten die Staͤnde, an der Regierung groſ- ſen Antheil haben, ſo werden ſie doch billig zu den Mo- narchieen gerechnet, weil die eigentliche Majeſtaͤt auf einer phyſiſchen Perſon beruhet; dahingegen Venedig, Genua, und die einzelnen Provinzen der Vereinigten N. Lande dennoch zu den Republiken gehoͤren, obgleich die erſten beiden durch eine Perſon, den Doge vorgeſtelt werden, und die letztern einen Statthalter haben, weil dieſe nur als Glieder des hoͤchſten Magiſtrats anzuſehen ſind, und die Rechte der hoͤchſten Gewalt weder in ihrem ganzen Umfange noch die weſentlichſten derſelben, auch nicht die perſoͤnliche Majeſtaͤt beſitzen, ſondern nur im Namen iener Gewalt gewiſſe Hoheitsrechte ausuͤben. Vergl. de Martens precis du droit d. g. L. I. c. 3. §. 20. b] de

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/384>, abgerufen am 28.04.2024.