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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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und andern Ehrenzeichen der Regenten.
König in Germanien bekleidet ist. Sie begreift eben-
fals verschiedene Vorzüge vor den übrigen Würden
anderer Regenten in sich, welche man mit dem Namen
der Königlichen Ehrenbezeigungen zu belegen pflegt.
Das Land desienigen, der diese Würde führt, ist ge-
wönlich ein Königreich, doch ist sie zuweilen auch blos
persönlich, indem sie solchen Prinzen zugestanden wird,
die entweder gar keinen a] oder doch einen geringen
Staat zu regieren haben. Die letztern führen indes
nicht sowohl den Titel: König als Königliche Ho-
heit
, und erhalten ihn mehrenteils in Rücksicht ihrer
Abstammung aus königlichem Geschlechte oder wegen
Ansprüche auf ein Königreich b].

a] Gewönlich werden denen, welche eines königlichen
Throns auf irgend eine Weise verlustig worden sind,
doch königliche Titel und Ehre gelassen, wie solche z. B.
dem König Stanislaus Lesczynsky in Polen in den
Wiener Friedensprälim. 1735. Art. 1. durch besondere
Acten von Rußland und dem Könige August in Polen,
und endlich im Def. Frieden 1738. Art. 6. bewilligt
wurden.
b] So haben die Grosherzoge von Toscana, die Herzoge
von Savoyen, die ihn vorher eigenmächtig angenommen
hatten, 1633. wegen ihrer Ansprüche auf das König-
reich Cypern, 1690. die Herzoge von Lothringen wegen
Jerusalem vom Kaiser das Prädicat: Königliche Ho-
heit erhalten. Dem Herzoge Karl Friedrich zu Holstein
Gottorf wurde es von Schweden und nachher 1726.
auch vom Kaiser beigelegt. Mosers Staatsr. 4. Th.
S. 193. ff. Dessen Versuch 1. Th. S. 242.
*] Lettre touchant le titre d'Altesse Royale du Duc de
Savoye et les traitemens royaux que ses Ambassa-
deurs recoivent de l'Empereur et de tous les rois
de la Chretiente. a Cologne
1701. 8.

und andern Ehrenzeichen der Regenten.
Koͤnig in Germanien bekleidet iſt. Sie begreift eben-
fals verſchiedene Vorzuͤge vor den uͤbrigen Wuͤrden
anderer Regenten in ſich, welche man mit dem Namen
der Koͤniglichen Ehrenbezeigungen zu belegen pflegt.
Das Land desienigen, der dieſe Wuͤrde fuͤhrt, iſt ge-
woͤnlich ein Koͤnigreich, doch iſt ſie zuweilen auch blos
perſoͤnlich, indem ſie ſolchen Prinzen zugeſtanden wird,
die entweder gar keinen a] oder doch einen geringen
Staat zu regieren haben. Die letztern fuͤhren indes
nicht ſowohl den Titel: Koͤnig als Koͤnigliche Ho-
heit
, und erhalten ihn mehrenteils in Ruͤckſicht ihrer
Abſtammung aus koͤniglichem Geſchlechte oder wegen
Anſpruͤche auf ein Koͤnigreich b].

a] Gewoͤnlich werden denen, welche eines koͤniglichen
Throns auf irgend eine Weiſe verluſtig worden ſind,
doch koͤnigliche Titel und Ehre gelaſſen, wie ſolche z. B.
dem Koͤnig Stanislaus Lesczynsky in Polen in den
Wiener Friedenspraͤlim. 1735. Art. 1. durch beſondere
Acten von Rußland und dem Koͤnige Auguſt in Polen,
und endlich im Def. Frieden 1738. Art. 6. bewilligt
wurden.
b] So haben die Grosherzoge von Toſcana, die Herzoge
von Savoyen, die ihn vorher eigenmaͤchtig angenommen
hatten, 1633. wegen ihrer Anſpruͤche auf das Koͤnig-
reich Cypern, 1690. die Herzoge von Lothringen wegen
Jeruſalem vom Kaiſer das Praͤdicat: Koͤnigliche Ho-
heit erhalten. Dem Herzoge Karl Friedrich zu Holſtein
Gottorf wurde es von Schweden und nachher 1726.
auch vom Kaiſer beigelegt. Moſers Staatsr. 4. Th.
S. 193. ff. Deſſen Verſuch 1. Th. S. 242.
*] Lettre touchant le titre d’Alteſſe Royale du Duc de
Savoye et les traitemens royaux que ſes Ambaſſa-
deurs recoivent de l’Empereur et de tous les rois
de la Chretienté. à Cologne
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[443/0457] und andern Ehrenzeichen der Regenten. Koͤnig in Germanien bekleidet iſt. Sie begreift eben- fals verſchiedene Vorzuͤge vor den uͤbrigen Wuͤrden anderer Regenten in ſich, welche man mit dem Namen der Koͤniglichen Ehrenbezeigungen zu belegen pflegt. Das Land desienigen, der dieſe Wuͤrde fuͤhrt, iſt ge- woͤnlich ein Koͤnigreich, doch iſt ſie zuweilen auch blos perſoͤnlich, indem ſie ſolchen Prinzen zugeſtanden wird, die entweder gar keinen a] oder doch einen geringen Staat zu regieren haben. Die letztern fuͤhren indes nicht ſowohl den Titel: Koͤnig als Koͤnigliche Ho- heit, und erhalten ihn mehrenteils in Ruͤckſicht ihrer Abſtammung aus koͤniglichem Geſchlechte oder wegen Anſpruͤche auf ein Koͤnigreich b]. a] Gewoͤnlich werden denen, welche eines koͤniglichen Throns auf irgend eine Weiſe verluſtig worden ſind, doch koͤnigliche Titel und Ehre gelaſſen, wie ſolche z. B. dem Koͤnig Stanislaus Lesczynsky in Polen in den Wiener Friedenspraͤlim. 1735. Art. 1. durch beſondere Acten von Rußland und dem Koͤnige Auguſt in Polen, und endlich im Def. Frieden 1738. Art. 6. bewilligt wurden. b] So haben die Grosherzoge von Toſcana, die Herzoge von Savoyen, die ihn vorher eigenmaͤchtig angenommen hatten, 1633. wegen ihrer Anſpruͤche auf das Koͤnig- reich Cypern, 1690. die Herzoge von Lothringen wegen Jeruſalem vom Kaiſer das Praͤdicat: Koͤnigliche Ho- heit erhalten. Dem Herzoge Karl Friedrich zu Holſtein Gottorf wurde es von Schweden und nachher 1726. auch vom Kaiſer beigelegt. Moſers Staatsr. 4. Th. S. 193. ff. Deſſen Verſuch 1. Th. S. 242. *] Lettre touchant le titre d’Alteſſe Royale du Duc de Savoye et les traitemens royaux que ſes Ambaſſa- deurs recoivent de l’Empereur et de tous les rois de la Chretienté. à Cologne 1701. 8. Fr.

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/457>, abgerufen am 27.04.2024.