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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von den Familienangelegenheiten d. Regenten.
und Erbprinzen in den meisten europäischen Staaten
führen einen besondern Titel, den ihnen auch Auswär-
tige geben. So heißt er bekantlich in Frankreich der
Dauphin; in Grosbritannien: Prinz von Wallis;
in Portugal: Prinz von Brasilien; in Spanien:
Prinz von Asturien; in Sardinien: Prinz von Pie-
mont
; in Rußland: Grosfürst etc. c]. Uebrigens
hängen auch der Rang und die übrigen Titel etc. der
Prinzen und Prinzessinnen etc. von dem herkomlichen
Ceremoniel eines ieden Hofes ab, welches andere sich
gewönlich hierunter gefallen lassen. Die natürlichen
und legitimirten Kinder der Souverains werden, ohne
ihnen desfals einen Vorwurf zu machen, fast überall
der höchsten subalternen Würden fähig geachtet und
sieht man hierbey eben nicht so sehr auf die Ahnen d].
Die auswärtigen Nazionen richten sich mehrenteils
nach dem, was der Vater, mit Genehmigung der üb-
rigen Glieder der Familie, ihrenthalben verordnet e].
Ihre Erbfähigkeit ist, wie schon gedacht, nach der
Grundverfassung zu beurteilen, welches auch von den
Vormundschaften, Curatelen f], Emancipationen etc. g]
der Kinder überhaupt gilt. Betrüger, welche sich für
Anverwandte eines souverainen Hauses ausgeben, pfle-
gen auch auswärts nicht gedultet, sondern nach Befin-
den bestraft zu werden h].

a] Carl Fr. Mosers Abh. von den Gevatterschaften grosser
Herrn; in dessen kl. Schriften 1. Th. S. 291.
b] de Martens precis L. V. §. 141.
c] Mosers Versuch 1. Th. S. 319.
d] Mosers Grundsätze in Frz. S. 171. und dessen erste
Grundlehr. S. 50. u. 52.
e] Io. Sam. Stryck diss. de liberis naturalibus regum et
principum. Hal.
1700. vergl. Mosers Grunds. in
Frz. S. 173. Dessen Versuch 1. Th. S. 181.
f] Indes

Von den Familienangelegenheiten d. Regenten.
und Erbprinzen in den meiſten europaͤiſchen Staaten
fuͤhren einen beſondern Titel, den ihnen auch Auswaͤr-
tige geben. So heißt er bekantlich in Frankreich der
Dauphin; in Grosbritannien: Prinz von Wallis;
in Portugal: Prinz von Braſilien; in Spanien:
Prinz von Aſturien; in Sardinien: Prinz von Pie-
mont
; in Rußland: Grosfuͤrſt ꝛc. c]. Uebrigens
haͤngen auch der Rang und die uͤbrigen Titel ꝛc. der
Prinzen und Prinzeſſinnen ꝛc. von dem herkomlichen
Ceremoniel eines ieden Hofes ab, welches andere ſich
gewoͤnlich hierunter gefallen laſſen. Die natuͤrlichen
und legitimirten Kinder der Souverains werden, ohne
ihnen desfals einen Vorwurf zu machen, faſt uͤberall
der hoͤchſten ſubalternen Wuͤrden faͤhig geachtet und
ſieht man hierbey eben nicht ſo ſehr auf die Ahnen d].
Die auswaͤrtigen Nazionen richten ſich mehrenteils
nach dem, was der Vater, mit Genehmigung der uͤb-
rigen Glieder der Familie, ihrenthalben verordnet e].
Ihre Erbfaͤhigkeit iſt, wie ſchon gedacht, nach der
Grundverfaſſung zu beurteilen, welches auch von den
Vormundſchaften, Curatelen f], Emancipationen ꝛc. g]
der Kinder uͤberhaupt gilt. Betruͤger, welche ſich fuͤr
Anverwandte eines ſouverainen Hauſes ausgeben, pfle-
gen auch auswaͤrts nicht gedultet, ſondern nach Befin-
den beſtraft zu werden h].

a] Carl Fr. Moſers Abh. von den Gevatterſchaften groſſer
Herrn; in deſſen kl. Schriften 1. Th. S. 291.
b] de Martens précis L. V. §. 141.
c] Moſers Verſuch 1. Th. S. 319.
d] Moſers Grundſaͤtze in Frz. S. 171. und deſſen erſte
Grundlehr. S. 50. u. 52.
e] Io. Sam. Stryck diſſ. de liberis naturalibus regum et
principum. Hal.
1700. vergl. Moſers Grundſ. in
Frz. S. 173. Deſſen Verſuch 1. Th. S. 181.
f] Indes
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[487/0501] Von den Familienangelegenheiten d. Regenten. und Erbprinzen in den meiſten europaͤiſchen Staaten fuͤhren einen beſondern Titel, den ihnen auch Auswaͤr- tige geben. So heißt er bekantlich in Frankreich der Dauphin; in Grosbritannien: Prinz von Wallis; in Portugal: Prinz von Braſilien; in Spanien: Prinz von Aſturien; in Sardinien: Prinz von Pie- mont; in Rußland: Grosfuͤrſt ꝛc. c]. Uebrigens haͤngen auch der Rang und die uͤbrigen Titel ꝛc. der Prinzen und Prinzeſſinnen ꝛc. von dem herkomlichen Ceremoniel eines ieden Hofes ab, welches andere ſich gewoͤnlich hierunter gefallen laſſen. Die natuͤrlichen und legitimirten Kinder der Souverains werden, ohne ihnen desfals einen Vorwurf zu machen, faſt uͤberall der hoͤchſten ſubalternen Wuͤrden faͤhig geachtet und ſieht man hierbey eben nicht ſo ſehr auf die Ahnen d]. Die auswaͤrtigen Nazionen richten ſich mehrenteils nach dem, was der Vater, mit Genehmigung der uͤb- rigen Glieder der Familie, ihrenthalben verordnet e]. Ihre Erbfaͤhigkeit iſt, wie ſchon gedacht, nach der Grundverfaſſung zu beurteilen, welches auch von den Vormundſchaften, Curatelen f], Emancipationen ꝛc. g] der Kinder uͤberhaupt gilt. Betruͤger, welche ſich fuͤr Anverwandte eines ſouverainen Hauſes ausgeben, pfle- gen auch auswaͤrts nicht gedultet, ſondern nach Befin- den beſtraft zu werden h]. a] Carl Fr. Moſers Abh. von den Gevatterſchaften groſſer Herrn; in deſſen kl. Schriften 1. Th. S. 291. b] de Martens précis L. V. §. 141. c] Moſers Verſuch 1. Th. S. 319. d] Moſers Grundſaͤtze in Frz. S. 171. und deſſen erſte Grundlehr. S. 50. u. 52. e] Io. Sam. Stryck diſſ. de liberis naturalibus regum et principum. Hal. 1700. vergl. Moſers Grundſ. in Frz. S. 173. Deſſen Verſuch 1. Th. S. 181. f] Indes

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/501>, abgerufen am 29.04.2024.