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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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H. O wenn ich nur erst ein ordentliches Pferd
habe, dann werfe ich die Steckenpferde weg.

S. Nun, was ist denn ihre Freude?

H. Meine Freude! Wenn ich erst einmal
gross wäre, und könnte auf einen schönen wei-
ssen Schimmel reiten, und hätte einen Tressen-
hut auf und einen Degen an: Heysa das wäre
eine rechte Freude. -- --

S. Was ist denn ihr Leid?

H. Mein Leid? Ach ich habe viel Leid:
Wenn ich Kegel spiele und kann in meinem Le-
ben keine Neun treffen -- und hernach, wenn
ich soll Vokabeln lernen, und sie wollen mir
gar nicht in den Kopf, und hernach, wenn ich
mich manchmal ein Bischen dreckigt --

M. Pfui, das ist ein garstig Wort; Wer woll-
te so sprechen.

H. Ich meine nur, Mutter, wenn ich mich
auf dem Spielhofe manchmal so voll gemacht
habe, und ich soll dann zu Ihnen kommen; das
ist mir immer ein rechtes Leid.

M. Das Leiden könntest du dir aber hübsch
ersparen, wenn du nur immer Achtung auf dich
gäbst.

S. Was ist ihr Humeur?

H. I -- lustig und vergnügt.

M. Mit unter ein bischen wild und ausge-
lassen.

H. O wenn ich nur erſt ein ordentliches Pferd
habe, dann werfe ich die Steckenpferde weg.

S. Nun, was iſt denn ihre Freude?

H. Meine Freude! Wenn ich erſt einmal
groſs wäre, und könnte auf einen ſchönen wei-
ſsen Schimmel reiten, und hätte einen Treſſen-
hut auf und einen Degen an: Heyſa das wäre
eine rechte Freude. — —

S. Was iſt denn ihr Leid?

H. Mein Leid? Ach ich habe viel Leid:
Wenn ich Kegel ſpiele und kann in meinem Le-
ben keine Neun treffen — und hernach, wenn
ich ſoll Vokabeln lernen, und ſie wollen mir
gar nicht in den Kopf, und hernach, wenn ich
mich manchmal ein Bischen dreckigt —

M. Pfui, das iſt ein garſtig Wort; Wer woll-
te ſo ſprechen.

H. Ich meine nur, Mutter, wenn ich mich
auf dem Spielhofe manchmal ſo voll gemacht
habe, und ich ſoll dann zu Ihnen kommen; das
iſt mir immer ein rechtes Leid.

M. Das Leiden könnteſt du dir aber hübſch
erſparen, wenn du nur immer Achtung auf dich
gäbſt.

S. Was iſt ihr Humeur?

H. I — luſtig und vergnügt.

M. Mit unter ein bischen wild und ausge-
laſſen.

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[415[416]/0448] H. O wenn ich nur erſt ein ordentliches Pferd habe, dann werfe ich die Steckenpferde weg. S. Nun, was iſt denn ihre Freude? H. Meine Freude! Wenn ich erſt einmal groſs wäre, und könnte auf einen ſchönen wei- ſsen Schimmel reiten, und hätte einen Treſſen- hut auf und einen Degen an: Heyſa das wäre eine rechte Freude. — — S. Was iſt denn ihr Leid? H. Mein Leid? Ach ich habe viel Leid: Wenn ich Kegel ſpiele und kann in meinem Le- ben keine Neun treffen — und hernach, wenn ich ſoll Vokabeln lernen, und ſie wollen mir gar nicht in den Kopf, und hernach, wenn ich mich manchmal ein Bischen dreckigt — M. Pfui, das iſt ein garſtig Wort; Wer woll- te ſo ſprechen. H. Ich meine nur, Mutter, wenn ich mich auf dem Spielhofe manchmal ſo voll gemacht habe, und ich ſoll dann zu Ihnen kommen; das iſt mir immer ein rechtes Leid. M. Das Leiden könnteſt du dir aber hübſch erſparen, wenn du nur immer Achtung auf dich gäbſt. S. Was iſt ihr Humeur? H. I — luſtig und vergnügt. M. Mit unter ein bischen wild und ausge- laſſen.

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 415[416]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/448>, abgerufen am 30.04.2024.