Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Warum halten Sie sich nicht an uns? Das allgemeine Stimmrecht nimmt uns doch kein Gott und ein Teufel noch weniger! Bei den Wahlen geben wir den Ausschlag! Warum machen Sie's nicht wie die Andern! Verhandeln Sie doch mit den Arbeitern! Nehmen an unsern Geschäften Theil! Erklären sich wenigstens im Allgemeinen für uns -!

Ich würde mich verachten, lehnte Wolny ab, wenn ich mich auf den Schultern des Aufruhrs in die geheiligten Hallen der Gesetzgebung wollte tragen lassen! Die Saat geht auf, daß man Euch politischer Zwecke wegen schmeichelte, Stimmungen in Euerm Gemüthe wach rief, die Ihr sonst nie würdet gekannt haben! Aber wer mag streiten mit den Wahnverblendeten! Sie sind denn also aus meinem Wirkungskreise ausgeschieden und waren es eigentlich schon längst, nachdem ich Sie näher kennen gelernt hatte. Daß ich mich beherrschte, daß ich so viel Geduld an Sie verschwendete, verdanken Sie der Fürsprache des würdigen Wehlisch und einem weiblichen Wesen, das Sie Ihre Schwester zu nennen nicht würdig sind!

Mit diesen Worten verließ Wolny das Zimmer.

Raimund Ehlerdt war außer sich. Alle Geister der Rache tobten in ihm. Alle Scorpionen der Wuth kniffen ihn mit ihren Zangen. Er nahm einen Stuhl und zerstampfte ihn auf dem Fußboden, bis die Lehne brach.

Warum halten Sie sich nicht an uns? Das allgemeine Stimmrecht nimmt uns doch kein Gott und ein Teufel noch weniger! Bei den Wahlen geben wir den Ausschlag! Warum machen Sie’s nicht wie die Andern! Verhandeln Sie doch mit den Arbeitern! Nehmen an unsern Geschäften Theil! Erklären sich wenigstens im Allgemeinen für uns –!

Ich würde mich verachten, lehnte Wolny ab, wenn ich mich auf den Schultern des Aufruhrs in die geheiligten Hallen der Gesetzgebung wollte tragen lassen! Die Saat geht auf, daß man Euch politischer Zwecke wegen schmeichelte, Stimmungen in Euerm Gemüthe wach rief, die Ihr sonst nie würdet gekannt haben! Aber wer mag streiten mit den Wahnverblendeten! Sie sind denn also aus meinem Wirkungskreise ausgeschieden und waren es eigentlich schon längst, nachdem ich Sie näher kennen gelernt hatte. Daß ich mich beherrschte, daß ich so viel Geduld an Sie verschwendete, verdanken Sie der Fürsprache des würdigen Wehlisch und einem weiblichen Wesen, das Sie Ihre Schwester zu nennen nicht würdig sind!

Mit diesen Worten verließ Wolny das Zimmer.

Raimund Ehlerdt war außer sich. Alle Geister der Rache tobten in ihm. Alle Scorpionen der Wuth kniffen ihn mit ihren Zangen. Er nahm einen Stuhl und zerstampfte ihn auf dem Fußboden, bis die Lehne brach.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0182" n="176"/>
Warum halten Sie sich nicht an uns? <ref xml:id="TEXTDasallgemeineStimmrecht" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLDasallgemeineStimmrecht">Das allgemeine Stimmrecht</ref> nimmt uns doch kein Gott und ein Teufel noch weniger! Bei den Wahlen geben wir den Ausschlag! Warum machen Sie&#x2019;s nicht wie die Andern! Verhandeln Sie doch mit den Arbeitern! Nehmen an unsern Geschäften Theil! Erklären sich wenigstens im Allgemeinen für uns &#x2013;! </p>
        <p>Ich würde mich verachten, lehnte Wolny ab, wenn ich mich auf den Schultern des Aufruhrs in die geheiligten Hallen der Gesetzgebung wollte tragen lassen! Die Saat geht auf, daß man Euch politischer Zwecke wegen schmeichelte, Stimmungen in Euerm Gemüthe wach rief, die Ihr sonst nie würdet gekannt haben! Aber wer mag streiten mit den Wahnverblendeten! Sie sind denn also aus meinem Wirkungskreise ausgeschieden und waren es eigentlich schon längst, nachdem ich Sie näher kennen gelernt hatte. Daß ich mich beherrschte, daß ich so viel Geduld an Sie verschwendete, verdanken Sie der Fürsprache des würdigen Wehlisch und einem weiblichen Wesen, das Sie Ihre Schwester zu nennen nicht würdig sind! </p>
        <p>Mit diesen Worten verließ Wolny das Zimmer. </p>
        <p>Raimund Ehlerdt war außer sich. Alle Geister der Rache tobten in ihm. Alle Scorpionen der Wuth kniffen ihn mit ihren Zangen. Er nahm einen Stuhl und zerstampfte ihn auf dem Fußboden, bis die Lehne brach.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0182] Warum halten Sie sich nicht an uns? Das allgemeine Stimmrecht nimmt uns doch kein Gott und ein Teufel noch weniger! Bei den Wahlen geben wir den Ausschlag! Warum machen Sie’s nicht wie die Andern! Verhandeln Sie doch mit den Arbeitern! Nehmen an unsern Geschäften Theil! Erklären sich wenigstens im Allgemeinen für uns –! Ich würde mich verachten, lehnte Wolny ab, wenn ich mich auf den Schultern des Aufruhrs in die geheiligten Hallen der Gesetzgebung wollte tragen lassen! Die Saat geht auf, daß man Euch politischer Zwecke wegen schmeichelte, Stimmungen in Euerm Gemüthe wach rief, die Ihr sonst nie würdet gekannt haben! Aber wer mag streiten mit den Wahnverblendeten! Sie sind denn also aus meinem Wirkungskreise ausgeschieden und waren es eigentlich schon längst, nachdem ich Sie näher kennen gelernt hatte. Daß ich mich beherrschte, daß ich so viel Geduld an Sie verschwendete, verdanken Sie der Fürsprache des würdigen Wehlisch und einem weiblichen Wesen, das Sie Ihre Schwester zu nennen nicht würdig sind! Mit diesen Worten verließ Wolny das Zimmer. Raimund Ehlerdt war außer sich. Alle Geister der Rache tobten in ihm. Alle Scorpionen der Wuth kniffen ihn mit ihren Zangen. Er nahm einen Stuhl und zerstampfte ihn auf dem Fußboden, bis die Lehne brach.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/182
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/182>, abgerufen am 29.04.2024.