Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.dampf hindurch sehr wohl eine blecherne Kapsel gesehen, von welcher ihr Mann schon oft in besonders boshaften Augenblicken sogar mit Beziehung auf sie selbst zu sprechen pflegte. In dem Ding da stecken gewiß auch Deine alten Geschichten! konnte er ihr wohl sagen. Diese traten auch jetzt vor ihre nicht sehr lebhafte Phantasie und ihre Liebesbriefe verwechselten sich bei ihr mit den Zettelchen, die im Eßsaal die Sitzplätze bezeichneten. Bald waren unten nur noch wenige Personen anwesend. Unter diesen der Staatsanwalt, der nicht begreifen konnte, warum der Hausherr und die sofort in eine Ohnmacht gefallene Hausfrau keine weitere Untersuchung dieses Vorfalls wünschten, sogar nicht gegen Mahlo. Wir wollen nur nachsehen, rief Wolny, ob die Zimmer meiner Gattin von dem bösen Buben unverschont geblieben sind! Er hat sich des Nachts im Hause einschließen lassen. Das ist mir jetzt gewiß. Es war der Neid auf Raimund EhIerdts Einladung zum Ball. Ich kenne das eigentliche Unkraut in dem Herzen aller dieser Leute. Neid ist es, der blasse Neid, der sich die schimmernden Namen der Volksansprüche giebt. Aber jetzt keine Untersuchung, als nur in den Zimmern meiner Frau, die leider nicht zur Gesellschaft zurückkehren zu wollen scheint! - Rabe, Ehlerdt und Herr von Forbeck haben nur dampf hindurch sehr wohl eine blecherne Kapsel gesehen, von welcher ihr Mann schon oft in besonders boshaften Augenblicken sogar mit Beziehung auf sie selbst zu sprechen pflegte. In dem Ding da stecken gewiß auch Deine alten Geschichten! konnte er ihr wohl sagen. Diese traten auch jetzt vor ihre nicht sehr lebhafte Phantasie und ihre Liebesbriefe verwechselten sich bei ihr mit den Zettelchen, die im Eßsaal die Sitzplätze bezeichneten. Bald waren unten nur noch wenige Personen anwesend. Unter diesen der Staatsanwalt, der nicht begreifen konnte, warum der Hausherr und die sofort in eine Ohnmacht gefallene Hausfrau keine weitere Untersuchung dieses Vorfalls wünschten, sogar nicht gegen Mahlo. Wir wollen nur nachsehen, rief Wolny, ob die Zimmer meiner Gattin von dem bösen Buben unverschont geblieben sind! Er hat sich des Nachts im Hause einschließen lassen. Das ist mir jetzt gewiß. Es war der Neid auf Raimund EhIerdts Einladung zum Ball. Ich kenne das eigentliche Unkraut in dem Herzen aller dieser Leute. Neid ist es, der blasse Neid, der sich die schimmernden Namen der Volksansprüche giebt. Aber jetzt keine Untersuchung, als nur in den Zimmern meiner Frau, die leider nicht zur Gesellschaft zurückkehren zu wollen scheint! – Rabe, Ehlerdt und Herr von Forbeck haben nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0260" n="254"/> dampf hindurch sehr wohl eine blecherne Kapsel gesehen, von welcher ihr Mann schon oft in besonders boshaften Augenblicken sogar mit Beziehung auf sie selbst zu sprechen pflegte. In dem Ding da stecken gewiß auch Deine alten Geschichten! konnte er ihr wohl sagen. Diese traten auch jetzt vor ihre nicht sehr lebhafte Phantasie und ihre Liebesbriefe verwechselten sich bei ihr mit den Zettelchen, die im Eßsaal die Sitzplätze bezeichneten. </p> <p>Bald waren unten nur noch wenige Personen anwesend. Unter diesen der Staatsanwalt, der nicht begreifen konnte, warum der Hausherr und die sofort in eine Ohnmacht gefallene Hausfrau keine weitere Untersuchung dieses Vorfalls wünschten, sogar nicht gegen Mahlo. Wir wollen nur nachsehen, rief Wolny, ob die Zimmer meiner Gattin von dem bösen Buben unverschont geblieben sind! Er hat sich des Nachts im Hause einschließen lassen. Das ist mir jetzt gewiß. Es war der Neid auf Raimund EhIerdts Einladung zum Ball. Ich kenne das eigentliche Unkraut in dem Herzen aller dieser Leute. Neid ist es, der blasse Neid, der sich die schimmernden Namen der Volksansprüche giebt. Aber jetzt keine Untersuchung, als nur in den Zimmern meiner Frau, die leider nicht zur Gesellschaft zurückkehren zu wollen scheint! – Rabe, Ehlerdt und Herr von Forbeck haben nur </p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0260]
dampf hindurch sehr wohl eine blecherne Kapsel gesehen, von welcher ihr Mann schon oft in besonders boshaften Augenblicken sogar mit Beziehung auf sie selbst zu sprechen pflegte. In dem Ding da stecken gewiß auch Deine alten Geschichten! konnte er ihr wohl sagen. Diese traten auch jetzt vor ihre nicht sehr lebhafte Phantasie und ihre Liebesbriefe verwechselten sich bei ihr mit den Zettelchen, die im Eßsaal die Sitzplätze bezeichneten.
Bald waren unten nur noch wenige Personen anwesend. Unter diesen der Staatsanwalt, der nicht begreifen konnte, warum der Hausherr und die sofort in eine Ohnmacht gefallene Hausfrau keine weitere Untersuchung dieses Vorfalls wünschten, sogar nicht gegen Mahlo. Wir wollen nur nachsehen, rief Wolny, ob die Zimmer meiner Gattin von dem bösen Buben unverschont geblieben sind! Er hat sich des Nachts im Hause einschließen lassen. Das ist mir jetzt gewiß. Es war der Neid auf Raimund EhIerdts Einladung zum Ball. Ich kenne das eigentliche Unkraut in dem Herzen aller dieser Leute. Neid ist es, der blasse Neid, der sich die schimmernden Namen der Volksansprüche giebt. Aber jetzt keine Untersuchung, als nur in den Zimmern meiner Frau, die leider nicht zur Gesellschaft zurückkehren zu wollen scheint! – Rabe, Ehlerdt und Herr von Forbeck haben nur
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/260>, abgerufen am 16.06.2024. |