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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

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Faulheit manchmal doch eine Zeitung durchblättern oder in's Theater gehen ließ. Er war zu verstimmt über den Mißbrauch, den Mahlo mit den ihm gespendeten Mitteln machte, und kannte ihn hinlänglich als das, was er zu seiner Charakteristik in den Bart murmelte: Canaille! Er reizte ihn nicht. Er würde dann, das wußte er mit Bestimmtheit, die Actien der Fabrik und diese selbst überall in blanken Verruf gebracht, "den edlen Wolny" überall bejammert haben.

Er schlug jedoch das Verlangen nach einem Frühstück ab. Es würde seiner Schwester nicht bequem kommen. Doch wolle er ihm eine Geldunterstützung gewähren. Sieh' so lange zum Fenster hinaus! sagte er kurz und bündig.

Wüthend stampfte Mahlo über dies Zeichen des Mißtrauens mit dem Fuße auf. Ich soll nicht sehen, daß Nichts in Deinem Kasten ist!

Dreh' Dich so lange um, bis ich Geld herausgeholt habe! wiederholte Ehlerdt mit einer Stimme voll Mark und Nachdruck, jedes Wort betonend. Man glaubte unter Räubern zu sein, die ihre Beute theilen.

Ich will bei den Fensterscheiben an die Spiegel-Fabrik denken! knirschte Mahlo, drehte sich aber doch um und sah in den Hof.

Raimund, der nur Mahlos rasches Hinzuspringen an einen eisernen im Fußboden festgeschraubten Geld-

Faulheit manchmal doch eine Zeitung durchblättern oder in’s Theater gehen ließ. Er war zu verstimmt über den Mißbrauch, den Mahlo mit den ihm gespendeten Mitteln machte, und kannte ihn hinlänglich als das, was er zu seiner Charakteristik in den Bart murmelte: Canaille! Er reizte ihn nicht. Er würde dann, das wußte er mit Bestimmtheit, die Actien der Fabrik und diese selbst überall in blanken Verruf gebracht, „den edlen Wolny“ überall bejammert haben.

Er schlug jedoch das Verlangen nach einem Frühstück ab. Es würde seiner Schwester nicht bequem kommen. Doch wolle er ihm eine Geldunterstützung gewähren. Sieh’ so lange zum Fenster hinaus! sagte er kurz und bündig.

Wüthend stampfte Mahlo über dies Zeichen des Mißtrauens mit dem Fuße auf. Ich soll nicht sehen, daß Nichts in Deinem Kasten ist!

Dreh’ Dich so lange um, bis ich Geld herausgeholt habe! wiederholte Ehlerdt mit einer Stimme voll Mark und Nachdruck, jedes Wort betonend. Man glaubte unter Räubern zu sein, die ihre Beute theilen.

Ich will bei den Fensterscheiben an die Spiegel-Fabrik denken! knirschte Mahlo, drehte sich aber doch um und sah in den Hof.

Raimund, der nur Mahlos rasches Hinzuspringen an einen eisernen im Fußboden festgeschraubten Geld-

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[122/0128] Faulheit manchmal doch eine Zeitung durchblättern oder in’s Theater gehen ließ. Er war zu verstimmt über den Mißbrauch, den Mahlo mit den ihm gespendeten Mitteln machte, und kannte ihn hinlänglich als das, was er zu seiner Charakteristik in den Bart murmelte: Canaille! Er reizte ihn nicht. Er würde dann, das wußte er mit Bestimmtheit, die Actien der Fabrik und diese selbst überall in blanken Verruf gebracht, „den edlen Wolny“ überall bejammert haben. Er schlug jedoch das Verlangen nach einem Frühstück ab. Es würde seiner Schwester nicht bequem kommen. Doch wolle er ihm eine Geldunterstützung gewähren. Sieh’ so lange zum Fenster hinaus! sagte er kurz und bündig. Wüthend stampfte Mahlo über dies Zeichen des Mißtrauens mit dem Fuße auf. Ich soll nicht sehen, daß Nichts in Deinem Kasten ist! Dreh’ Dich so lange um, bis ich Geld herausgeholt habe! wiederholte Ehlerdt mit einer Stimme voll Mark und Nachdruck, jedes Wort betonend. Man glaubte unter Räubern zu sein, die ihre Beute theilen. Ich will bei den Fensterscheiben an die Spiegel-Fabrik denken! knirschte Mahlo, drehte sich aber doch um und sah in den Hof. Raimund, der nur Mahlos rasches Hinzuspringen an einen eisernen im Fußboden festgeschraubten Geld-

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/128>, abgerufen am 29.04.2024.