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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

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gelangten Kampfe Helenens mit diesen Vorschlägen, von den Verpflichtungen, die man am Ende theils für die Wünsche der so gut gestimmten alten Excellenz, theils für Helenens Gesundheit haben müßte, und so hätte denn der strenge Papa eingewilligt und Helene hätte sich entschlossen, kühn, stark, muthig, ein Heldenmädchen, jeder Gefahr trotzend, gerade den Sommeraufenthalt ihrer Gesundheit zu gönnen und nach Hochlinden mitzugehen, unter der Bedingung, daß Martha Ehlerdt, diese Treue, Auskunftsreiche, eine Kornblume im Aehrenkranze der Frauenwürde, sie unterdessen bei der Mama ersetzte. Sie könne ja mit ihrem Bruder nicht auskommen! Und was Ottomar betraf - mein, wie Ottomar laut perorirte und parodirte, mein eigenes als Zielscheibe für die Dummheiten Anderer aufgehängtes Ich - so sprach der Graf das Verlangen aus, daß sich auch Helenens Bruder von seinen Studien und Ausarbeitungen endlich einmal losreißen und einige Zeit in Hochlinden ausruhen möchte. Das Beste würde sein, schrieb der Graf in seiner liebenswürdigen Art, er begleitete sogleich die holde Schwester und die alte Gräfin. Der gleiche Wunsch Adas, seiner Frau, wurde als ganz selbstverständlich hingestellt. Der Graf bat ihn alles Ernstes, eine Reihe von Wochen in ihrem Schlosse, Park, Wildgehege, in einer doch im Ganzen anmuthigen, Gemüth und Denk-

gelangten Kampfe Helenens mit diesen Vorschlägen, von den Verpflichtungen, die man am Ende theils für die Wünsche der so gut gestimmten alten Excellenz, theils für Helenens Gesundheit haben müßte, und so hätte denn der strenge Papa eingewilligt und Helene hätte sich entschlossen, kühn, stark, muthig, ein Heldenmädchen, jeder Gefahr trotzend, gerade den Sommeraufenthalt ihrer Gesundheit zu gönnen und nach Hochlinden mitzugehen, unter der Bedingung, daß Martha Ehlerdt, diese Treue, Auskunftsreiche, eine Kornblume im Aehrenkranze der Frauenwürde, sie unterdessen bei der Mama ersetzte. Sie könne ja mit ihrem Bruder nicht auskommen! Und was Ottomar betraf – mein, wie Ottomar laut perorirte und parodirte, mein eigenes als Zielscheibe für die Dummheiten Anderer aufgehängtes Ich – so sprach der Graf das Verlangen aus, daß sich auch Helenens Bruder von seinen Studien und Ausarbeitungen endlich einmal losreißen und einige Zeit in Hochlinden ausruhen möchte. Das Beste würde sein, schrieb der Graf in seiner liebenswürdigen Art, er begleitete sogleich die holde Schwester und die alte Gräfin. Der gleiche Wunsch Adas, seiner Frau, wurde als ganz selbstverständlich hingestellt. Der Graf bat ihn alles Ernstes, eine Reihe von Wochen in ihrem Schlosse, Park, Wildgehege, in einer doch im Ganzen anmuthigen, Gemüth und Denk-

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gelangten Kampfe Helenens mit diesen Vorschlägen, von den Verpflichtungen, die man am Ende theils für die Wünsche der so gut gestimmten alten Excellenz, theils für Helenens Gesundheit haben müßte, und so hätte denn der strenge Papa eingewilligt und Helene hätte sich entschlossen, kühn, stark, muthig, ein Heldenmädchen, jeder Gefahr trotzend, gerade den Sommeraufenthalt ihrer Gesundheit zu gönnen und nach Hochlinden mitzugehen, unter der Bedingung, daß Martha Ehlerdt, diese Treue, Auskunftsreiche, eine Kornblume im Aehrenkranze der Frauenwürde, sie unterdessen bei der Mama ersetzte. Sie könne ja mit ihrem Bruder nicht auskommen! Und was Ottomar betraf &#x2013; mein, wie Ottomar laut perorirte und parodirte, mein eigenes als Zielscheibe für die Dummheiten Anderer aufgehängtes Ich &#x2013; so sprach der Graf das Verlangen aus, daß sich auch Helenens Bruder von seinen Studien und Ausarbeitungen endlich einmal losreißen und einige Zeit in Hochlinden ausruhen möchte. Das Beste würde sein, schrieb der Graf in seiner liebenswürdigen Art, er begleitete sogleich die holde Schwester und die alte Gräfin. Der gleiche Wunsch Adas, seiner Frau, wurde als ganz selbstverständlich hingestellt. Der Graf bat ihn alles Ernstes, eine Reihe von Wochen in ihrem Schlosse, Park, Wildgehege, in einer doch im Ganzen anmuthigen, Gemüth und Denk-
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[184/0190] gelangten Kampfe Helenens mit diesen Vorschlägen, von den Verpflichtungen, die man am Ende theils für die Wünsche der so gut gestimmten alten Excellenz, theils für Helenens Gesundheit haben müßte, und so hätte denn der strenge Papa eingewilligt und Helene hätte sich entschlossen, kühn, stark, muthig, ein Heldenmädchen, jeder Gefahr trotzend, gerade den Sommeraufenthalt ihrer Gesundheit zu gönnen und nach Hochlinden mitzugehen, unter der Bedingung, daß Martha Ehlerdt, diese Treue, Auskunftsreiche, eine Kornblume im Aehrenkranze der Frauenwürde, sie unterdessen bei der Mama ersetzte. Sie könne ja mit ihrem Bruder nicht auskommen! Und was Ottomar betraf – mein, wie Ottomar laut perorirte und parodirte, mein eigenes als Zielscheibe für die Dummheiten Anderer aufgehängtes Ich – so sprach der Graf das Verlangen aus, daß sich auch Helenens Bruder von seinen Studien und Ausarbeitungen endlich einmal losreißen und einige Zeit in Hochlinden ausruhen möchte. Das Beste würde sein, schrieb der Graf in seiner liebenswürdigen Art, er begleitete sogleich die holde Schwester und die alte Gräfin. Der gleiche Wunsch Adas, seiner Frau, wurde als ganz selbstverständlich hingestellt. Der Graf bat ihn alles Ernstes, eine Reihe von Wochen in ihrem Schlosse, Park, Wildgehege, in einer doch im Ganzen anmuthigen, Gemüth und Denk-

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/190>, abgerufen am 30.04.2024.