Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

sich mit Aufopferung von fünfhundert Thalern
der seligen Chance aussetzten, Mann einer schö¬
nen Frau und Besitzer zufälliger 50,000 Tha¬
ler zu werden. Mein Lieber, das heißt, die
Gesellschaft revolutioniren."

Jener hatte nur an Antoine gedacht; Cä¬
sar an Nichts, als sie scheiden.

Der Abend kam heran. Die Thür zu Wally's
Gemächern öffnete sich. Beide saßen sich stumm
gegenüber. Cäsar, der von Wally nicht er¬
wartet hatte, daß sie sich in ein schwärmerisches
schwarzes Kleid werfen würde: Wally, welche
nach einem Blicke in Cäsar's Mienen geizte,
der verzeihend, warm und siegend auf sie wirkte.

Liebenswürdig war es von diesem gränzen¬
losen Leichtsinn, daß er Thränen am Auge hän¬
gen hatte. Cäsar schwamm in Entzücken. Er
war auf eine Komödie gefaßt, und fand eine
tragische Scene, die ihn erschütterte. Alles,

ſich mit Aufopferung von fünfhundert Thalern
der ſeligen Chance ausſetzten, Mann einer ſchö¬
nen Frau und Beſitzer zufälliger 50,000 Tha¬
ler zu werden. Mein Lieber, das heißt, die
Geſellſchaft revolutioniren.“

Jener hatte nur an Antoine gedacht; Cä¬
ſar an Nichts, als ſie ſcheiden.

Der Abend kam heran. Die Thür zu Wally's
Gemächern öffnete ſich. Beide ſaßen ſich ſtumm
gegenüber. Cäſar, der von Wally nicht er¬
wartet hatte, daß ſie ſich in ein ſchwärmeriſches
ſchwarzes Kleid werfen würde: Wally, welche
nach einem Blicke in Cäſar's Mienen geizte,
der verzeihend, warm und ſiegend auf ſie wirkte.

Liebenswürdig war es von dieſem gränzen¬
loſen Leichtſinn, daß er Thränen am Auge hän¬
gen hatte. Cäſar ſchwamm in Entzücken. Er
war auf eine Komödie gefaßt, und fand eine
tragiſche Scene, die ihn erſchütterte. Alles,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0125" n="116"/>
&#x017F;ich mit Aufopferung von fünfhundert Thalern<lb/>
der &#x017F;eligen Chance aus&#x017F;etzten, Mann einer &#x017F;chö¬<lb/>
nen Frau und Be&#x017F;itzer zufälliger 50,000 Tha¬<lb/>
ler zu werden. Mein Lieber, das heißt, die<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft revolutioniren.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Jener hatte nur an Antoine gedacht; Cä¬<lb/>
&#x017F;ar an Nichts, als &#x017F;ie &#x017F;cheiden.</p><lb/>
          <p>Der Abend kam heran. Die Thür zu Wally's<lb/>
Gemächern öffnete &#x017F;ich. Beide &#x017F;aßen &#x017F;ich &#x017F;tumm<lb/>
gegenüber. Cä&#x017F;ar, der von Wally nicht er¬<lb/>
wartet hatte, daß &#x017F;ie &#x017F;ich in ein &#x017F;chwärmeri&#x017F;ches<lb/>
&#x017F;chwarzes Kleid werfen würde: Wally, welche<lb/>
nach einem Blicke in Cä&#x017F;ar's Mienen geizte,<lb/>
der verzeihend, warm und &#x017F;iegend auf &#x017F;ie wirkte.</p><lb/>
          <p>Liebenswürdig war es von die&#x017F;em gränzen¬<lb/>
lo&#x017F;en Leicht&#x017F;inn, daß er Thränen am Auge hän¬<lb/>
gen hatte. Cä&#x017F;ar &#x017F;chwamm in Entzücken. Er<lb/>
war auf eine Komödie gefaßt, und fand eine<lb/>
tragi&#x017F;che Scene, die ihn er&#x017F;chütterte. Alles,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0125] ſich mit Aufopferung von fünfhundert Thalern der ſeligen Chance ausſetzten, Mann einer ſchö¬ nen Frau und Beſitzer zufälliger 50,000 Tha¬ ler zu werden. Mein Lieber, das heißt, die Geſellſchaft revolutioniren.“ Jener hatte nur an Antoine gedacht; Cä¬ ſar an Nichts, als ſie ſcheiden. Der Abend kam heran. Die Thür zu Wally's Gemächern öffnete ſich. Beide ſaßen ſich ſtumm gegenüber. Cäſar, der von Wally nicht er¬ wartet hatte, daß ſie ſich in ein ſchwärmeriſches ſchwarzes Kleid werfen würde: Wally, welche nach einem Blicke in Cäſar's Mienen geizte, der verzeihend, warm und ſiegend auf ſie wirkte. Liebenswürdig war es von dieſem gränzen¬ loſen Leichtſinn, daß er Thränen am Auge hän¬ gen hatte. Cäſar ſchwamm in Entzücken. Er war auf eine Komödie gefaßt, und fand eine tragiſche Scene, die ihn erſchütterte. Alles,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/125
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/125>, abgerufen am 03.05.2024.