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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

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tur, Wahrheit, Tugend und Völkerfreiheit, wel¬
cher mit dem Leben der Großen fast immer zu¬
sammenfällt; ein Feldzug, dessen Gefahr von
den Freuden seiner kleinen Siege im Ernst doch
überboten wird.

Je weniger diese Katastrophe zunächst mit
der Seelenrichtung in Wally zusammenhängt,
die uns veranlaßte, sie zum Gegenstand einer
poetischen Darstellung zu machen, desto mehr
trägt sie bei, die Drapperien zu bestimmen,
auf deren Grunde sich die wahrhafte Origina¬
lität Wally's sprechender zeichnete. Indem
Wally Scenen erlebt, welche mit ihrer Krank¬
heit nicht in der entferntesten Berührung liegen,
indem sie von einem Gedankenreiche losgetrennt
ist, das sie selbst in sich aufgeregt hatte; muß
auch der Contrast desselben später nur desto
tiefer in ihr Herz schlagen. Wally wandelt
sorglos am Rande eines Abgrundes.


tur, Wahrheit, Tugend und Völkerfreiheit, wel¬
cher mit dem Leben der Großen faſt immer zu¬
ſammenfällt; ein Feldzug, deſſen Gefahr von
den Freuden ſeiner kleinen Siege im Ernſt doch
überboten wird.

Je weniger dieſe Kataſtrophe zunächſt mit
der Seelenrichtung in Wally zuſammenhängt,
die uns veranlaßte, ſie zum Gegenſtand einer
poetiſchen Darſtellung zu machen, deſto mehr
trägt ſie bei, die Drapperien zu beſtimmen,
auf deren Grunde ſich die wahrhafte Origina¬
lität Wally's ſprechender zeichnete. Indem
Wally Scenen erlebt, welche mit ihrer Krank¬
heit nicht in der entfernteſten Berührung liegen,
indem ſie von einem Gedankenreiche losgetrennt
iſt, das ſie ſelbſt in ſich aufgeregt hatte; muß
auch der Contraſt deſſelben ſpäter nur deſto
tiefer in ihr Herz ſchlagen. Wally wandelt
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[137/0146] tur, Wahrheit, Tugend und Völkerfreiheit, wel¬ cher mit dem Leben der Großen faſt immer zu¬ ſammenfällt; ein Feldzug, deſſen Gefahr von den Freuden ſeiner kleinen Siege im Ernſt doch überboten wird. Je weniger dieſe Kataſtrophe zunächſt mit der Seelenrichtung in Wally zuſammenhängt, die uns veranlaßte, ſie zum Gegenſtand einer poetiſchen Darſtellung zu machen, deſto mehr trägt ſie bei, die Drapperien zu beſtimmen, auf deren Grunde ſich die wahrhafte Origina¬ lität Wally's ſprechender zeichnete. Indem Wally Scenen erlebt, welche mit ihrer Krank¬ heit nicht in der entfernteſten Berührung liegen, indem ſie von einem Gedankenreiche losgetrennt iſt, das ſie ſelbſt in ſich aufgeregt hatte; muß auch der Contraſt deſſelben ſpäter nur deſto tiefer in ihr Herz ſchlagen. Wally wandelt ſorglos am Rande eines Abgrundes.

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/146>, abgerufen am 02.05.2024.