Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

sie zu achten. Sie trägt sich mit erstaunens¬
werther Einfachheit. Ihr Haar ist gescheitelt;
ein weißer Kantenstrich, wie man ihn unter
Hüten trägt, hebt diese Einfachheit zu dem
lieblichsten Eindruck. Weiß und hellblau stehen
ihr gut; eine rothe Schleife auf der Brust
giebt dieser Monotonie der Toilette eine la¬
chende Auffrischung. Delphine hat einen klei¬
nen Fuß. Sie geht sehr schön. Das will viel
sagen! Das Blaue in Delphinens Auge ist
nicht rein, es ist mit zu viel Weiß gemischt.
Für die Augenbrauen ist eine schöne Wölbung
da; aber sie ist nicht stark aufgetragen; dieser
Reiz verschwindet. Sie hat einige hübsche Ge¬
wohnheiten. So faßt sie z. B. oft mit der
linken Hand in die Gegend der Stirn, öffnet
sie, schließt mit dem Daumen und dem Zeige¬
finger einen Kreis und beginnt diesen Kreis
allmälig zu öffnen, indem sie aus der Thrä¬
nendrüse des linken Auges zurückfährt, das

ſie zu achten. Sie trägt ſich mit erſtaunens¬
werther Einfachheit. Ihr Haar iſt geſcheitelt;
ein weißer Kantenſtrich, wie man ihn unter
Hüten trägt, hebt dieſe Einfachheit zu dem
lieblichſten Eindruck. Weiß und hellblau ſtehen
ihr gut; eine rothe Schleife auf der Bruſt
giebt dieſer Monotonie der Toilette eine la¬
chende Auffriſchung. Delphine hat einen klei¬
nen Fuß. Sie geht ſehr ſchön. Das will viel
ſagen! Das Blaue in Delphinens Auge iſt
nicht rein, es iſt mit zu viel Weiß gemiſcht.
Für die Augenbrauen iſt eine ſchöne Wölbung
da; aber ſie iſt nicht ſtark aufgetragen; dieſer
Reiz verſchwindet. Sie hat einige hübſche Ge¬
wohnheiten. So faßt ſie z. B. oft mit der
linken Hand in die Gegend der Stirn, öffnet
ſie, ſchließt mit dem Daumen und dem Zeige¬
finger einen Kreis und beginnt dieſen Kreis
allmälig zu öffnen, indem ſie aus der Thrä¬
nendrüſe des linken Auges zurückfährt, das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0215" n="206"/>
&#x017F;ie zu achten. Sie trägt &#x017F;ich mit er&#x017F;taunens¬<lb/>
werther Einfachheit. Ihr Haar i&#x017F;t ge&#x017F;cheitelt;<lb/>
ein weißer Kanten&#x017F;trich, wie man ihn unter<lb/>
Hüten trägt, hebt die&#x017F;e Einfachheit zu dem<lb/>
lieblich&#x017F;ten Eindruck. Weiß und hellblau &#x017F;tehen<lb/>
ihr gut; eine rothe Schleife auf der Bru&#x017F;t<lb/>
giebt die&#x017F;er Monotonie der Toilette eine la¬<lb/>
chende Auffri&#x017F;chung. Delphine hat einen klei¬<lb/>
nen Fuß. Sie geht &#x017F;ehr &#x017F;chön. Das will viel<lb/>
&#x017F;agen! Das Blaue in Delphinens Auge i&#x017F;t<lb/>
nicht rein, es i&#x017F;t mit zu viel Weiß gemi&#x017F;cht.<lb/>
Für die Augenbrauen i&#x017F;t eine &#x017F;chöne Wölbung<lb/>
da; aber &#x017F;ie i&#x017F;t nicht &#x017F;tark aufgetragen; die&#x017F;er<lb/>
Reiz ver&#x017F;chwindet. Sie hat einige hüb&#x017F;che Ge¬<lb/>
wohnheiten. So faßt &#x017F;ie z. B. oft mit der<lb/>
linken Hand in die Gegend der Stirn, öffnet<lb/>
&#x017F;ie, &#x017F;chließt mit dem Daumen und dem Zeige¬<lb/>
finger einen Kreis und beginnt die&#x017F;en Kreis<lb/>
allmälig zu öffnen, indem &#x017F;ie aus der Thrä¬<lb/>
nendrü&#x017F;e des linken Auges zurückfährt, das<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0215] ſie zu achten. Sie trägt ſich mit erſtaunens¬ werther Einfachheit. Ihr Haar iſt geſcheitelt; ein weißer Kantenſtrich, wie man ihn unter Hüten trägt, hebt dieſe Einfachheit zu dem lieblichſten Eindruck. Weiß und hellblau ſtehen ihr gut; eine rothe Schleife auf der Bruſt giebt dieſer Monotonie der Toilette eine la¬ chende Auffriſchung. Delphine hat einen klei¬ nen Fuß. Sie geht ſehr ſchön. Das will viel ſagen! Das Blaue in Delphinens Auge iſt nicht rein, es iſt mit zu viel Weiß gemiſcht. Für die Augenbrauen iſt eine ſchöne Wölbung da; aber ſie iſt nicht ſtark aufgetragen; dieſer Reiz verſchwindet. Sie hat einige hübſche Ge¬ wohnheiten. So faßt ſie z. B. oft mit der linken Hand in die Gegend der Stirn, öffnet ſie, ſchließt mit dem Daumen und dem Zeige¬ finger einen Kreis und beginnt dieſen Kreis allmälig zu öffnen, indem ſie aus der Thrä¬ nendrüſe des linken Auges zurückfährt, das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/215
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/215>, abgerufen am 08.05.2024.