mals in der Fläche horsten. Warum Niagara¬ donner, wo Knallerbsen genügen? Er gab sich willig dem Spotte Wally's hin, die viel zu leichtsinnig war, auf dergleichen Debatten et¬ was zu geben, zu eitel, um eine allgemeine Unterhaltung interessant zu finden, und die überdies weder sang noch spielte. Wally hatte Ideen, aber nur momentan; sie ver¬ schmähte es, die Geistreiche zu scheinen, weil sie wußte, daß sie schön war. Flüchtig waren ihre Bewegungen, liebenswürdig, ohne Pedan¬ terei ihre Capricen. Cäsar fühlte das, und badete sich in dem oberflächlichen Schaume, den Wally von den Ideen nur gelten ließ. Cä¬ sar hatte Recht, sie für unfähig zur Spekula¬ tion zu halten. Er nahm sie wie ein humori¬ stisches Capriccio der animalischen Natur.
Beide spotteten im Vertrauen über sich, über Alle. Was sie sprachen als Sprechens¬ werthes, waren Raketen, die sie sich einander
mals in der Fläche horſten. Warum Niagara¬ donner, wo Knallerbſen genügen? Er gab ſich willig dem Spotte Wally's hin, die viel zu leichtſinnig war, auf dergleichen Debatten et¬ was zu geben, zu eitel, um eine allgemeine Unterhaltung intereſſant zu finden, und die überdies weder ſang noch ſpielte. Wally hatte Ideen, aber nur momentan; ſie ver¬ ſchmähte es, die Geiſtreiche zu ſcheinen, weil ſie wußte, daß ſie ſchön war. Flüchtig waren ihre Bewegungen, liebenswürdig, ohne Pedan¬ terei ihre Capricen. Cäſar fühlte das, und badete ſich in dem oberflächlichen Schaume, den Wally von den Ideen nur gelten ließ. Cä¬ ſar hatte Recht, ſie für unfähig zur Spekula¬ tion zu halten. Er nahm ſie wie ein humori¬ ſtiſches Capriccio der animaliſchen Natur.
Beide ſpotteten im Vertrauen über ſich, über Alle. Was ſie ſprachen als Sprechens¬ werthes, waren Raketen, die ſie ſich einander
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0048"n="39"/>
mals in der Fläche horſten. Warum Niagara¬<lb/>
donner, wo Knallerbſen genügen? Er gab ſich<lb/>
willig dem Spotte Wally's hin, die viel zu<lb/>
leichtſinnig war, auf dergleichen Debatten et¬<lb/>
was zu geben, zu eitel, um eine allgemeine<lb/>
Unterhaltung intereſſant zu finden, und die<lb/>
überdies weder ſang noch ſpielte. Wally<lb/>
hatte Ideen, aber nur momentan; ſie ver¬<lb/>ſchmähte es, die Geiſtreiche zu ſcheinen, weil<lb/>ſie wußte, daß ſie ſchön war. Flüchtig waren<lb/>
ihre Bewegungen, liebenswürdig, ohne Pedan¬<lb/>
terei ihre Capricen. Cäſar fühlte das, und<lb/>
badete ſich in dem oberflächlichen Schaume,<lb/>
den Wally von den Ideen nur gelten ließ. Cä¬<lb/>ſar hatte Recht, ſie für unfähig zur Spekula¬<lb/>
tion zu halten. Er nahm ſie wie ein humori¬<lb/>ſtiſches Capriccio der animaliſchen Natur.</p><lb/><p>Beide ſpotteten im Vertrauen über ſich,<lb/>
über Alle. Was ſie ſprachen als Sprechens¬<lb/>
werthes, waren Raketen, die ſie ſich einander<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[39/0048]
mals in der Fläche horſten. Warum Niagara¬
donner, wo Knallerbſen genügen? Er gab ſich
willig dem Spotte Wally's hin, die viel zu
leichtſinnig war, auf dergleichen Debatten et¬
was zu geben, zu eitel, um eine allgemeine
Unterhaltung intereſſant zu finden, und die
überdies weder ſang noch ſpielte. Wally
hatte Ideen, aber nur momentan; ſie ver¬
ſchmähte es, die Geiſtreiche zu ſcheinen, weil
ſie wußte, daß ſie ſchön war. Flüchtig waren
ihre Bewegungen, liebenswürdig, ohne Pedan¬
terei ihre Capricen. Cäſar fühlte das, und
badete ſich in dem oberflächlichen Schaume,
den Wally von den Ideen nur gelten ließ. Cä¬
ſar hatte Recht, ſie für unfähig zur Spekula¬
tion zu halten. Er nahm ſie wie ein humori¬
ſtiſches Capriccio der animaliſchen Natur.
Beide ſpotteten im Vertrauen über ſich,
über Alle. Was ſie ſprachen als Sprechens¬
werthes, waren Raketen, die ſie ſich einander
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/48>, abgerufen am 05.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.