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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Auch auf das Folgende paßt noch immer die Entschuldigung, daß die Juden nur durch ihre Unterdrückung die Unerträglichkeit dieser Manieren erhalten haben. Der größte Theil der Juden ist auf einen schnellen und wucherhaften Erwerb gerichtet; die Christen sind mitunter schlecht genug, aber es zieht sich durch ihre Handlungsweise nicht eine so methodische Verabredung über die Prellerei. Die Juden verschmähen kein Mittel, um zu einem reichlichen Ertrag ihrer oft schmutzigen Geschäfte zu kommen. Das Bedenklichste, was man durch Andere im Handel nicht erhalten kann, wird man durch Juden erhalten. Dann sind sie natürlich durch ihr überreiztes Wesen dem Lächerlichen mehr ausgesezt, als die Christen. Die geistreichst gebildete jüdische Salondame hat einen Anstrich, den ein feinerer Beobachter bald karrikiren kann; der elegante, reiche Handelsmann, der mit dem Kaufpreis und den goldnen Rahmen seiner Gemälde prunkt, der Schöngeist sogar, der von der Nachtigall und der Rose singt: das Alles hat einen eigenthümlichen Beigeschmack, der uns mißfällt. Nun kommt gar hinzu, daß im Hintergrunde dieser überfirnißten Kultur das speziell Nationale von den Juden gar nicht aufgegeben wird, und daß ihre Religion eine gesellschaftliche Absonderung verlangt, die für unser Gefühl im höchsten Grad abstoßend ist. Wir können abweichende Lehrmeinungen ertragen, können Anabaptisten, Quäker, Griechen und Katholiken, wenn wir Protestanten sind,

Auch auf das Folgende paßt noch immer die Entschuldigung, daß die Juden nur durch ihre Unterdrückung die Unerträglichkeit dieser Manieren erhalten haben. Der größte Theil der Juden ist auf einen schnellen und wucherhaften Erwerb gerichtet; die Christen sind mitunter schlecht genug, aber es zieht sich durch ihre Handlungsweise nicht eine so methodische Verabredung über die Prellerei. Die Juden verschmähen kein Mittel, um zu einem reichlichen Ertrag ihrer oft schmutzigen Geschäfte zu kommen. Das Bedenklichste, was man durch Andere im Handel nicht erhalten kann, wird man durch Juden erhalten. Dann sind sie natürlich durch ihr überreiztes Wesen dem Lächerlichen mehr ausgesezt, als die Christen. Die geistreichst gebildete jüdische Salondame hat einen Anstrich, den ein feinerer Beobachter bald karrikiren kann; der elegante, reiche Handelsmann, der mit dem Kaufpreis und den goldnen Rahmen seiner Gemälde prunkt, der Schöngeist sogar, der von der Nachtigall und der Rose singt: das Alles hat einen eigenthümlichen Beigeschmack, der uns mißfällt. Nun kommt gar hinzu, daß im Hintergrunde dieser überfirnißten Kultur das speziell Nationale von den Juden gar nicht aufgegeben wird, und daß ihre Religion eine gesellschaftliche Absonderung verlangt, die für unser Gefühl im höchsten Grad abstoßend ist. Wir können abweichende Lehrmeinungen ertragen, können Anabaptisten, Quäker, Griechen und Katholiken, wenn wir Protestanten sind,

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[216/0218] Auch auf das Folgende paßt noch immer die Entschuldigung, daß die Juden nur durch ihre Unterdrückung die Unerträglichkeit dieser Manieren erhalten haben. Der größte Theil der Juden ist auf einen schnellen und wucherhaften Erwerb gerichtet; die Christen sind mitunter schlecht genug, aber es zieht sich durch ihre Handlungsweise nicht eine so methodische Verabredung über die Prellerei. Die Juden verschmähen kein Mittel, um zu einem reichlichen Ertrag ihrer oft schmutzigen Geschäfte zu kommen. Das Bedenklichste, was man durch Andere im Handel nicht erhalten kann, wird man durch Juden erhalten. Dann sind sie natürlich durch ihr überreiztes Wesen dem Lächerlichen mehr ausgesezt, als die Christen. Die geistreichst gebildete jüdische Salondame hat einen Anstrich, den ein feinerer Beobachter bald karrikiren kann; der elegante, reiche Handelsmann, der mit dem Kaufpreis und den goldnen Rahmen seiner Gemälde prunkt, der Schöngeist sogar, der von der Nachtigall und der Rose singt: das Alles hat einen eigenthümlichen Beigeschmack, der uns mißfällt. Nun kommt gar hinzu, daß im Hintergrunde dieser überfirnißten Kultur das speziell Nationale von den Juden gar nicht aufgegeben wird, und daß ihre Religion eine gesellschaftliche Absonderung verlangt, die für unser Gefühl im höchsten Grad abstoßend ist. Wir können abweichende Lehrmeinungen ertragen, können Anabaptisten, Quäker, Griechen und Katholiken, wenn wir Protestanten sind,

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/218>, abgerufen am 14.05.2024.