Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite
Erklärung der genealogischen Tafeln.


Taf. I. Einstämmiger oder monophyletischer Stammbaum der
Organismen,
darstellend die gemeinsame Abstammung aller Organismen von
einem einzigen durch Urzeugung entstandenen Urorganismus, einem neutralen Mo-
nere. Die Linie a b trennt das Pflanzenreich ((a p s b) und die Linie c d trennt das
Thierreich (c q t d) von dem in der Mitte zwischen beiden stehenden Protistenreich
(a b d c). Durch die beiden Querlinien x y und m n werden drei denkbare Hypothe-
sen über die allgemeine Abstammung der Organismen angedeutet. Dehnt man die
gemeinsame Descendenzhypothese auf alle Organismen aus, und faßt das ganze
Feld p s t q als einen einzigen Stammbaum, so kann man aus der gemeinsamen
Wurzel (A), einem neutralen Monere, drei Stämme hervorgehend denken, von de-
nen der erste (C) dem Pflanzenreich, der zweite (B) dem neutralen Protistenreich,
und der dritte (D) dem Thierreich den Ursprung gab. Will man dagegen, inner-
halb des Feldes p x y q, jedes der drei Reiche von einer selbstständigen archigonen
Stammform ableiten, so kann man diese als Urpflanzen (m x f e), als Urprotisten
(e f h g) und als Urthiere (g h y n) bezeichnen. Will man endlich mehrere verschie-
dene Stammformen innerhalb der drei Reiche annehmen, so betrachte man bloß das
Feld p m n q. Diese vielstämmige oder polyphyletische Descendenzhypothese ist aus-
führlicher dargestellt auf S. 347, 382 und 392.

Taf. II. Einstämmiger oder monophyletischer Stammbaum des
Pflanzenreichs,
darstellend die Hypothese von der gemeinsamen Abstammung
aller Pflanzen, und die geschichtliche Entwickelung der Pflanzengruppen während der
paläontologischen Perioden der Erdgeschichte. Durch die horizontalen Linien sind die
verschiedenen (auf S. 306 angeführten) versteinerungsbildenden Hebungszeiträume
und die dazwischen liegenden versteinerungslosen Senkungszeiträume (Anteperioden)
angedeutet. Durch die vertikalen Linien sind die verschiedenen Hauptklassen und
Klassen des Pflanzenreichs von einander getrennt. Die baumförmig verzweigten Li-
nien geben durch ihre größere oder geringere Zahl und Dichtigkeit ungefähr den
größeren oder geringeren Grad der Entwickelung, der Sonderung und Vervoll-

Erklaͤrung der genealogiſchen Tafeln.


Taf. I. Einſtaͤmmiger oder monophyletiſcher Stammbaum der
Organismen,
darſtellend die gemeinſame Abſtammung aller Organismen von
einem einzigen durch Urzeugung entſtandenen Urorganismus, einem neutralen Mo-
nere. Die Linie a b trennt das Pflanzenreich ((a p s b) und die Linie c d trennt das
Thierreich (c q t d) von dem in der Mitte zwiſchen beiden ſtehenden Protiſtenreich
(a b d c). Durch die beiden Querlinien x y und m n werden drei denkbare Hypothe-
ſen uͤber die allgemeine Abſtammung der Organismen angedeutet. Dehnt man die
gemeinſame Deſcendenzhypotheſe auf alle Organismen aus, und faßt das ganze
Feld p s t q als einen einzigen Stammbaum, ſo kann man aus der gemeinſamen
Wurzel (A), einem neutralen Monere, drei Staͤmme hervorgehend denken, von de-
nen der erſte (C) dem Pflanzenreich, der zweite (B) dem neutralen Protiſtenreich,
und der dritte (D) dem Thierreich den Urſprung gab. Will man dagegen, inner-
halb des Feldes p x y q, jedes der drei Reiche von einer ſelbſtſtaͤndigen archigonen
Stammform ableiten, ſo kann man dieſe als Urpflanzen (m x f e), als Urprotiſten
(e f h g) und als Urthiere (g h y n) bezeichnen. Will man endlich mehrere verſchie-
dene Stammformen innerhalb der drei Reiche annehmen, ſo betrachte man bloß das
Feld p m n q. Dieſe vielſtaͤmmige oder polyphyletiſche Deſcendenzhypotheſe iſt aus-
fuͤhrlicher dargeſtellt auf S. 347, 382 und 392.

Taf. II. Einſtaͤmmiger oder monophyletiſcher Stammbaum des
Pflanzenreichs,
darſtellend die Hypotheſe von der gemeinſamen Abſtammung
aller Pflanzen, und die geſchichtliche Entwickelung der Pflanzengruppen waͤhrend der
palaͤontologiſchen Perioden der Erdgeſchichte. Durch die horizontalen Linien ſind die
verſchiedenen (auf S. 306 angefuͤhrten) verſteinerungsbildenden Hebungszeitraͤume
und die dazwiſchen liegenden verſteinerungsloſen Senkungszeitraͤume (Anteperioden)
angedeutet. Durch die vertikalen Linien ſind die verſchiedenen Hauptklaſſen und
Klaſſen des Pflanzenreichs von einander getrennt. Die baumfoͤrmig verzweigten Li-
nien geben durch ihre groͤßere oder geringere Zahl und Dichtigkeit ungefaͤhr den
groͤßeren oder geringeren Grad der Entwickelung, der Sonderung und Vervoll-

<TEI>
  <text>
    <back>
      <pb facs="#f0581" n="[556]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Erkla&#x0364;rung der genealogi&#x017F;chen Tafeln.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Taf. I.</hi><hi rendition="#g">Ein&#x017F;ta&#x0364;mmiger oder monophyleti&#x017F;cher Stammbaum der<lb/>
Organismen,</hi> dar&#x017F;tellend die gemein&#x017F;ame Ab&#x017F;tammung aller Organismen von<lb/>
einem einzigen durch Urzeugung ent&#x017F;tandenen Urorganismus, einem neutralen Mo-<lb/>
nere. Die Linie <hi rendition="#aq">a b</hi> trennt das Pflanzenreich <hi rendition="#aq">((a p s b)</hi> und die Linie <hi rendition="#aq">c d</hi> trennt das<lb/>
Thierreich <hi rendition="#aq">(c q t d)</hi> von dem in der Mitte zwi&#x017F;chen beiden &#x017F;tehenden Proti&#x017F;tenreich<lb/><hi rendition="#aq">(a b d c).</hi> Durch die beiden Querlinien <hi rendition="#aq">x y</hi> und <hi rendition="#aq">m n</hi> werden drei denkbare Hypothe-<lb/>
&#x017F;en u&#x0364;ber die allgemeine Ab&#x017F;tammung der Organismen angedeutet. Dehnt man die<lb/>
gemein&#x017F;ame De&#x017F;cendenzhypothe&#x017F;e auf alle Organismen aus, und faßt das ganze<lb/>
Feld <hi rendition="#aq">p s t q</hi> als einen einzigen Stammbaum, &#x017F;o kann man aus der gemein&#x017F;amen<lb/>
Wurzel <hi rendition="#aq">(A),</hi> einem neutralen Monere, drei Sta&#x0364;mme hervorgehend denken, von de-<lb/>
nen der er&#x017F;te <hi rendition="#aq">(C)</hi> dem Pflanzenreich, der zweite <hi rendition="#aq">(B)</hi> dem neutralen Proti&#x017F;tenreich,<lb/>
und der dritte <hi rendition="#aq">(D)</hi> dem Thierreich den Ur&#x017F;prung gab. Will man dagegen, inner-<lb/>
halb des Feldes <hi rendition="#aq">p x y q,</hi> jedes der drei Reiche von einer &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigen archigonen<lb/>
Stammform ableiten, &#x017F;o kann man die&#x017F;e als Urpflanzen <hi rendition="#aq">(m x f e),</hi> als Urproti&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#aq">(e f h g)</hi> und als Urthiere <hi rendition="#aq">(g h y n)</hi> bezeichnen. Will man endlich mehrere ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Stammformen innerhalb der drei Reiche annehmen, &#x017F;o betrachte man bloß das<lb/>
Feld <hi rendition="#aq">p m n q.</hi> Die&#x017F;e viel&#x017F;ta&#x0364;mmige oder polyphyleti&#x017F;che De&#x017F;cendenzhypothe&#x017F;e i&#x017F;t aus-<lb/>
fu&#x0364;hrlicher darge&#x017F;tellt auf S. 347, 382 und 392.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Taf. II.</hi><hi rendition="#g">Ein&#x017F;ta&#x0364;mmiger oder monophyleti&#x017F;cher Stammbaum des<lb/>
Pflanzenreichs,</hi> dar&#x017F;tellend die Hypothe&#x017F;e von der gemein&#x017F;amen Ab&#x017F;tammung<lb/>
aller Pflanzen, und die ge&#x017F;chichtliche Entwickelung der Pflanzengruppen wa&#x0364;hrend der<lb/>
pala&#x0364;ontologi&#x017F;chen Perioden der Erdge&#x017F;chichte. Durch die horizontalen Linien &#x017F;ind die<lb/>
ver&#x017F;chiedenen (auf S. 306 angefu&#x0364;hrten) ver&#x017F;teinerungsbildenden Hebungszeitra&#x0364;ume<lb/>
und die dazwi&#x017F;chen liegenden ver&#x017F;teinerungslo&#x017F;en Senkungszeitra&#x0364;ume (Anteperioden)<lb/>
angedeutet. Durch die vertikalen Linien &#x017F;ind die ver&#x017F;chiedenen Hauptkla&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
Kla&#x017F;&#x017F;en des Pflanzenreichs von einander getrennt. Die baumfo&#x0364;rmig verzweigten Li-<lb/>
nien geben durch ihre gro&#x0364;ßere oder geringere Zahl und Dichtigkeit ungefa&#x0364;hr den<lb/>
gro&#x0364;ßeren oder geringeren Grad der Entwickelung, der Sonderung und Vervoll-<lb/></p>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[[556]/0581] Erklaͤrung der genealogiſchen Tafeln. Taf. I. Einſtaͤmmiger oder monophyletiſcher Stammbaum der Organismen, darſtellend die gemeinſame Abſtammung aller Organismen von einem einzigen durch Urzeugung entſtandenen Urorganismus, einem neutralen Mo- nere. Die Linie a b trennt das Pflanzenreich ((a p s b) und die Linie c d trennt das Thierreich (c q t d) von dem in der Mitte zwiſchen beiden ſtehenden Protiſtenreich (a b d c). Durch die beiden Querlinien x y und m n werden drei denkbare Hypothe- ſen uͤber die allgemeine Abſtammung der Organismen angedeutet. Dehnt man die gemeinſame Deſcendenzhypotheſe auf alle Organismen aus, und faßt das ganze Feld p s t q als einen einzigen Stammbaum, ſo kann man aus der gemeinſamen Wurzel (A), einem neutralen Monere, drei Staͤmme hervorgehend denken, von de- nen der erſte (C) dem Pflanzenreich, der zweite (B) dem neutralen Protiſtenreich, und der dritte (D) dem Thierreich den Urſprung gab. Will man dagegen, inner- halb des Feldes p x y q, jedes der drei Reiche von einer ſelbſtſtaͤndigen archigonen Stammform ableiten, ſo kann man dieſe als Urpflanzen (m x f e), als Urprotiſten (e f h g) und als Urthiere (g h y n) bezeichnen. Will man endlich mehrere verſchie- dene Stammformen innerhalb der drei Reiche annehmen, ſo betrachte man bloß das Feld p m n q. Dieſe vielſtaͤmmige oder polyphyletiſche Deſcendenzhypotheſe iſt aus- fuͤhrlicher dargeſtellt auf S. 347, 382 und 392. Taf. II. Einſtaͤmmiger oder monophyletiſcher Stammbaum des Pflanzenreichs, darſtellend die Hypotheſe von der gemeinſamen Abſtammung aller Pflanzen, und die geſchichtliche Entwickelung der Pflanzengruppen waͤhrend der palaͤontologiſchen Perioden der Erdgeſchichte. Durch die horizontalen Linien ſind die verſchiedenen (auf S. 306 angefuͤhrten) verſteinerungsbildenden Hebungszeitraͤume und die dazwiſchen liegenden verſteinerungsloſen Senkungszeitraͤume (Anteperioden) angedeutet. Durch die vertikalen Linien ſind die verſchiedenen Hauptklaſſen und Klaſſen des Pflanzenreichs von einander getrennt. Die baumfoͤrmig verzweigten Li- nien geben durch ihre groͤßere oder geringere Zahl und Dichtigkeit ungefaͤhr den groͤßeren oder geringeren Grad der Entwickelung, der Sonderung und Vervoll-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/581
Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. [556]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/581>, abgerufen am 15.05.2024.