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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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XVII. Uneheliche Geburt Christi.
daß sie ohne sein Zuthun schwanger geworden war. Er gab
diese Absicht erst auf, nachdem ihm im Traum ein "Engel des
Herrn" erschienen war und ihn beschwichtigt hatte. Wie im
ersten Kapitel des Evangeliums Matthäi (Vers 24, 25) aus-
drücklich hervorgehoben wird, fand die sexuelle Verbindung von
Joseph und Maria zum ersten Male statt, nachdem Jesus
geboren war
. 14

Die Angabe der apokryphen Evangelien, daß der römische
Hauptmann Pandera der wahre Vater von Christus gewesen,
erscheint um so glaubhafter, wenn man von streng anthro-
pologischen
Gesichtspunkten aus die Person Christi kritisch
prüft. Gewöhnlich wird derselbe als reiner Jude betrachtet.
Allein gerade die Charakter-Züge, die seine hohe und edle Per-
sönlichkeit besonders auszeichnen und welche seiner "Religion
der Liebe" den Stempel aufdrücken, sind entschieden nicht
semitisch
; vielmehr erscheinen sie als Grundzüge der höheren
arischen Rasse und vor Allem ihres edelsten Zweiges, der
Hellenen. Nun deutet aber der Name von Christus' wahrem
Vater: "Pandera", unzweifelhaft auf hellenischen Ursprung;
in einer Handschrift wird er sogar "Pandora" geschrieben.
Pandora war aber bekanntlich nach der griechischen Sage
die erste, von Vulkan aus Erde gebildete und von den
Göttern mit allen Liebreizen ausgestattete Frau, welche Epimetheus
heirathete, und welche der Götter-Vater mit der schrecklichen, alle
Uebel enthaltenden "Pandora-Büchse" zu den Menschen schickte,
zur Strafe dafür, daß der Lichtbringer Prometheus das
göttliche Feuer (der "Vernunft"!) vom Himmel entwendet hatte.

Interessant ist übrigens die verschiedene Auffassung und
Beurtheilung, welche der Liebesroman der Mirjam von Seiten
der vier großen christlichen Kultur-Nationen Europa's erfahren
hat. Nach den strengeren Moral-Begriffen der germanischen
Rassen wird derselbe schlechtweg verworfen; lieber glaubt der

XVII. Uneheliche Geburt Chriſti.
daß ſie ohne ſein Zuthun ſchwanger geworden war. Er gab
dieſe Abſicht erſt auf, nachdem ihm im Traum ein „Engel des
Herrn“ erſchienen war und ihn beſchwichtigt hatte. Wie im
erſten Kapitel des Evangeliums Matthäi (Vers 24, 25) aus-
drücklich hervorgehoben wird, fand die ſexuelle Verbindung von
Joſeph und Maria zum erſten Male ſtatt, nachdem Jeſus
geboren war
. 14

Die Angabe der apokryphen Evangelien, daß der römiſche
Hauptmann Pandera der wahre Vater von Chriſtus geweſen,
erſcheint um ſo glaubhafter, wenn man von ſtreng anthro-
pologiſchen
Geſichtspunkten aus die Perſon Chriſti kritiſch
prüft. Gewöhnlich wird derſelbe als reiner Jude betrachtet.
Allein gerade die Charakter-Züge, die ſeine hohe und edle Per-
ſönlichkeit beſonders auszeichnen und welche ſeiner „Religion
der Liebe“ den Stempel aufdrücken, ſind entſchieden nicht
ſemitiſch
; vielmehr erſcheinen ſie als Grundzüge der höheren
ariſchen Raſſe und vor Allem ihres edelſten Zweiges, der
Hellenen. Nun deutet aber der Name von Chriſtus' wahrem
Vater: „Pandera“, unzweifelhaft auf helleniſchen Urſprung;
in einer Handſchrift wird er ſogar „Pandora“ geſchrieben.
Pandora war aber bekanntlich nach der griechiſchen Sage
die erſte, von Vulkan aus Erde gebildete und von den
Göttern mit allen Liebreizen ausgeſtattete Frau, welche Epimetheus
heirathete, und welche der Götter-Vater mit der ſchrecklichen, alle
Uebel enthaltenden „Pandora-Büchſe“ zu den Menſchen ſchickte,
zur Strafe dafür, daß der Lichtbringer Prometheus das
göttliche Feuer (der „Vernunft“!) vom Himmel entwendet hatte.

Intereſſant iſt übrigens die verſchiedene Auffaſſung und
Beurtheilung, welche der Liebesroman der Mirjam von Seiten
der vier großen chriſtlichen Kultur-Nationen Europa's erfahren
hat. Nach den ſtrengeren Moral-Begriffen der germaniſchen
Raſſen wird derſelbe ſchlechtweg verworfen; lieber glaubt der

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[379/0395] XVII. Uneheliche Geburt Chriſti. daß ſie ohne ſein Zuthun ſchwanger geworden war. Er gab dieſe Abſicht erſt auf, nachdem ihm im Traum ein „Engel des Herrn“ erſchienen war und ihn beſchwichtigt hatte. Wie im erſten Kapitel des Evangeliums Matthäi (Vers 24, 25) aus- drücklich hervorgehoben wird, fand die ſexuelle Verbindung von Joſeph und Maria zum erſten Male ſtatt, nachdem Jeſus geboren war. ¹⁴ Die Angabe der apokryphen Evangelien, daß der römiſche Hauptmann Pandera der wahre Vater von Chriſtus geweſen, erſcheint um ſo glaubhafter, wenn man von ſtreng anthro- pologiſchen Geſichtspunkten aus die Perſon Chriſti kritiſch prüft. Gewöhnlich wird derſelbe als reiner Jude betrachtet. Allein gerade die Charakter-Züge, die ſeine hohe und edle Per- ſönlichkeit beſonders auszeichnen und welche ſeiner „Religion der Liebe“ den Stempel aufdrücken, ſind entſchieden nicht ſemitiſch; vielmehr erſcheinen ſie als Grundzüge der höheren ariſchen Raſſe und vor Allem ihres edelſten Zweiges, der Hellenen. Nun deutet aber der Name von Chriſtus' wahrem Vater: „Pandera“, unzweifelhaft auf helleniſchen Urſprung; in einer Handſchrift wird er ſogar „Pandora“ geſchrieben. Pandora war aber bekanntlich nach der griechiſchen Sage die erſte, von Vulkan aus Erde gebildete und von den Göttern mit allen Liebreizen ausgeſtattete Frau, welche Epimetheus heirathete, und welche der Götter-Vater mit der ſchrecklichen, alle Uebel enthaltenden „Pandora-Büchſe“ zu den Menſchen ſchickte, zur Strafe dafür, daß der Lichtbringer Prometheus das göttliche Feuer (der „Vernunft“!) vom Himmel entwendet hatte. Intereſſant iſt übrigens die verſchiedene Auffaſſung und Beurtheilung, welche der Liebesroman der Mirjam von Seiten der vier großen chriſtlichen Kultur-Nationen Europa's erfahren hat. Nach den ſtrengeren Moral-Begriffen der germaniſchen Raſſen wird derſelbe ſchlechtweg verworfen; lieber glaubt der

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/395>, abgerufen am 29.04.2024.