Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

zu benehmen hat, darüber muß der Takt entscheiden. Kostbare Geschenke, ohne jede weitere Veranlassung, darf ein junger Mann schlechterdings nicht machen. Besonderer Takt gehört aber auch dazu, von fernerstehenden Personen Geschenke anzunehmen. Für gewöhnlich wird man ja nicht in die Lage kommen, doch finden sich immer wieder Gelegenheiten, wo in einer Gesellschaft um die Weihnachtszeit z. B., bei einem Cotillon vielleicht, oder bei einem Pfänderspiel allen Anwesenden kleine Geschenke überreicht werden, oder wo eine freundliche Hausherrin einem jungen Mann, der sich beim Ball, im Theater, beim Arrangement einer Gesellschaft sehr nützlich gemacht hat, eine Aufmerksamkeit erweisen will. Da wäre es sehr unpassend, wenn man eine solche Gabe etwa zurückweisen wollte oder den Beleidigten spielte oder gar von "revanchieren" spräche. Die einzige "Revanche" ist, daß man sich über das Dargebotene freut und dieser Freude auch wirklich Ausdruck gibt, wenn einem der Gegenstand selbst auch ziemlich gleichgültig ist. Auf den kommt es aber erst in zweiter Linie an, die freundliche Absicht ist die Hauptsache. Eingewickelte Geschenke muß man sofort aufmachen und darf sie nicht etwa, aus falscher Verlegenheit, ohne sie angesehen zu haben, in die Tasche stecken.

zu benehmen hat, darüber muß der Takt entscheiden. Kostbare Geschenke, ohne jede weitere Veranlassung, darf ein junger Mann schlechterdings nicht machen. Besonderer Takt gehört aber auch dazu, von fernerstehenden Personen Geschenke anzunehmen. Für gewöhnlich wird man ja nicht in die Lage kommen, doch finden sich immer wieder Gelegenheiten, wo in einer Gesellschaft um die Weihnachtszeit z. B., bei einem Cotillon vielleicht, oder bei einem Pfänderspiel allen Anwesenden kleine Geschenke überreicht werden, oder wo eine freundliche Hausherrin einem jungen Mann, der sich beim Ball, im Theater, beim Arrangement einer Gesellschaft sehr nützlich gemacht hat, eine Aufmerksamkeit erweisen will. Da wäre es sehr unpassend, wenn man eine solche Gabe etwa zurückweisen wollte oder den Beleidigten spielte oder gar von „revanchieren“ spräche. Die einzige „Revanche“ ist, daß man sich über das Dargebotene freut und dieser Freude auch wirklich Ausdruck gibt, wenn einem der Gegenstand selbst auch ziemlich gleichgültig ist. Auf den kommt es aber erst in zweiter Linie an, die freundliche Absicht ist die Hauptsache. Eingewickelte Geschenke muß man sofort aufmachen und darf sie nicht etwa, aus falscher Verlegenheit, ohne sie angesehen zu haben, in die Tasche stecken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0225" n="215"/>
zu benehmen hat, darüber muß der Takt entscheiden. Kostbare Geschenke, ohne jede weitere Veranlassung, darf ein junger Mann schlechterdings nicht machen. Besonderer Takt gehört aber auch dazu, von fernerstehenden Personen Geschenke anzunehmen. Für gewöhnlich wird man ja nicht in die Lage kommen, doch finden sich immer wieder Gelegenheiten, wo in einer Gesellschaft um die Weihnachtszeit z. B., bei einem Cotillon vielleicht, oder bei einem Pfänderspiel allen Anwesenden kleine Geschenke überreicht werden, oder wo eine freundliche Hausherrin einem jungen Mann, der sich beim Ball, im Theater, beim Arrangement einer Gesellschaft sehr nützlich gemacht hat, eine Aufmerksamkeit erweisen will. Da wäre es sehr unpassend, wenn man eine solche Gabe etwa zurückweisen wollte oder den Beleidigten spielte oder gar von &#x201E;revanchieren&#x201C; spräche. Die einzige &#x201E;Revanche&#x201C; ist, daß man sich über das Dargebotene freut und dieser Freude auch wirklich Ausdruck gibt, wenn einem der Gegenstand selbst auch ziemlich gleichgültig ist. Auf den kommt es aber erst in zweiter Linie an, die freundliche Absicht ist die Hauptsache. Eingewickelte Geschenke muß man sofort aufmachen und darf sie nicht etwa, aus falscher Verlegenheit, ohne sie angesehen zu haben, in die Tasche stecken.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0225] zu benehmen hat, darüber muß der Takt entscheiden. Kostbare Geschenke, ohne jede weitere Veranlassung, darf ein junger Mann schlechterdings nicht machen. Besonderer Takt gehört aber auch dazu, von fernerstehenden Personen Geschenke anzunehmen. Für gewöhnlich wird man ja nicht in die Lage kommen, doch finden sich immer wieder Gelegenheiten, wo in einer Gesellschaft um die Weihnachtszeit z. B., bei einem Cotillon vielleicht, oder bei einem Pfänderspiel allen Anwesenden kleine Geschenke überreicht werden, oder wo eine freundliche Hausherrin einem jungen Mann, der sich beim Ball, im Theater, beim Arrangement einer Gesellschaft sehr nützlich gemacht hat, eine Aufmerksamkeit erweisen will. Da wäre es sehr unpassend, wenn man eine solche Gabe etwa zurückweisen wollte oder den Beleidigten spielte oder gar von „revanchieren“ spräche. Die einzige „Revanche“ ist, daß man sich über das Dargebotene freut und dieser Freude auch wirklich Ausdruck gibt, wenn einem der Gegenstand selbst auch ziemlich gleichgültig ist. Auf den kommt es aber erst in zweiter Linie an, die freundliche Absicht ist die Hauptsache. Eingewickelte Geschenke muß man sofort aufmachen und darf sie nicht etwa, aus falscher Verlegenheit, ohne sie angesehen zu haben, in die Tasche stecken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-19T14:09:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-19T14:09:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/225
Zitationshilfe: Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/225>, abgerufen am 03.05.2024.