Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
ist in den Weg geleget worden: hieraus lassen sich denn
die Aderbrüche oder Blutadersäkke (varices) bei den Aus-
rufern (y*), den Wahrsagern, und endlich bei den
schwangern Frauen: ferner die Wassergeschwülste an den
Füssen dererjenigen, die es nicht gewohnt, und doch ge-
nöthigt sind, entweder bei ihren Geschäften gar zu lan-
ge zu stehen, oder mit schwebenden Beinen auf Wagen
zu fahren; wie auch die zuweilen vorkommende gar zu
grosse Kinderköpfe (z), erklären. Was die Blutader-
säkke an sich betrift, so entstehen dieselben von den Klap-
pen, indem das in dieselben zurükfallende Blut die Wän-
de der Blutader nach auswerts zu hervortreibt, welches
desto eher angeht, wenn die Muskeln zugleich mit dabei
wirken, als welche das Blut, aus den zusammenge-
drükten Blutadern, in die Hölungen dieser Klappen hin-
einpressen (a).

Dem ohnerachtet leisten doch hier die Klappen vie-
len Nuzzen, indem sie die Gefahr, welche von dem sonst
zurüklaufenden Blute zu befürchten wäre, vermindern hel-
fen (b). Man nehme nur, um besserer Deutlichkeit
willen, ein einziges paar Klappen an, und sehe das
Blut, welches sich in der Holader und dem Stamme ei-
ner mit Klappen versehenen Blutader über dieser Fall-
thür befindet, als die obere Säule an; dasjenige aber,
welches sich unterhalb der Klappenbrükke befindet, nenne
man die untere Säule: so würde alsdenn nothwendig,
wofern keine Klappen vorhanden wären, die Obersäule
mit ihrem ganzen Gewichte gegen die untere drükken,
und selbige, da sie so gar von ihrer eignen Schwere zu-

rük-
(y*) [Spaltenumbruch] Bernardin ramazzini de
morbis artificum, c.
29.
(z) bidloo Exercit. anatom.
chir. VI.
(a) Francisc. bayle Probl. 16.
(b) Dieses ist vorlängst bekannt.
[Spaltenumbruch] Siehe unter den Neuern den be-
rühmten nicholls, Comp. anat.
oecon.
S. 3. brvn Otia physiol.
S. 28. boerhaave Praelect. ad
n.
133.

Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
iſt in den Weg geleget worden: hieraus laſſen ſich denn
die Aderbruͤche oder Blutaderſaͤkke (varices) bei den Aus-
rufern (y*), den Wahrſagern, und endlich bei den
ſchwangern Frauen: ferner die Waſſergeſchwuͤlſte an den
Fuͤſſen dererjenigen, die es nicht gewohnt, und doch ge-
noͤthigt ſind, entweder bei ihren Geſchaͤften gar zu lan-
ge zu ſtehen, oder mit ſchwebenden Beinen auf Wagen
zu fahren; wie auch die zuweilen vorkommende gar zu
groſſe Kinderkoͤpfe (z), erklaͤren. Was die Blutader-
ſaͤkke an ſich betrift, ſo entſtehen dieſelben von den Klap-
pen, indem das in dieſelben zuruͤkfallende Blut die Waͤn-
de der Blutader nach auswerts zu hervortreibt, welches
deſto eher angeht, wenn die Muskeln zugleich mit dabei
wirken, als welche das Blut, aus den zuſammenge-
druͤkten Blutadern, in die Hoͤlungen dieſer Klappen hin-
einpreſſen (a).

Dem ohnerachtet leiſten doch hier die Klappen vie-
len Nuzzen, indem ſie die Gefahr, welche von dem ſonſt
zuruͤklaufenden Blute zu befuͤrchten waͤre, vermindern hel-
fen (b). Man nehme nur, um beſſerer Deutlichkeit
willen, ein einziges paar Klappen an, und ſehe das
Blut, welches ſich in der Holader und dem Stamme ei-
ner mit Klappen verſehenen Blutader uͤber dieſer Fall-
thuͤr befindet, als die obere Saͤule an; dasjenige aber,
welches ſich unterhalb der Klappenbruͤkke befindet, nenne
man die untere Saͤule: ſo wuͤrde alsdenn nothwendig,
wofern keine Klappen vorhanden waͤren, die Oberſaͤule
mit ihrem ganzen Gewichte gegen die untere druͤkken,
und ſelbige, da ſie ſo gar von ihrer eignen Schwere zu-

ruͤk-
(y*) [Spaltenumbruch] Bernardin ramazzini de
morbis artificum, c.
29.
(z) bidloo Exercit. anatom.
chir. VI.
(a) Franciſc. bayle Probl. 16.
(b) Dieſes iſt vorlaͤngſt bekannt.
[Spaltenumbruch] Siehe unter den Neuern den be-
ruͤhmten nicholls, Comp. anat.
oecon.
S. 3. brvn Otia phyſiol.
S. 28. boerhaave Praelect. ad
n.
133.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0448" n="392"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.</hi></fw><lb/>
i&#x017F;t in den Weg geleget worden: hieraus la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich denn<lb/>
die Aderbru&#x0364;che oder Blutader&#x017F;a&#x0364;kke (<hi rendition="#aq">varices</hi>) bei den Aus-<lb/>
rufern <note place="foot" n="(y*)"><cb/><hi rendition="#aq">Bernardin <hi rendition="#k">ramazzini</hi> de<lb/>
morbis artificum, c.</hi> 29.</note>, den Wahr&#x017F;agern, und endlich bei den<lb/>
&#x017F;chwangern Frauen: ferner die Wa&#x017F;&#x017F;erge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;te an den<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en dererjenigen, die es nicht gewohnt, und doch ge-<lb/>
no&#x0364;thigt &#x017F;ind, entweder bei ihren Ge&#x017F;cha&#x0364;ften gar zu lan-<lb/>
ge zu &#x017F;tehen, oder mit &#x017F;chwebenden Beinen auf Wagen<lb/>
zu fahren; wie auch die zuweilen vorkommende gar zu<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Kinderko&#x0364;pfe <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">bidloo</hi> Exercit. anatom.<lb/>
chir. VI.</hi></note>, erkla&#x0364;ren. Was die Blutader-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;kke an &#x017F;ich betrift, &#x017F;o ent&#x017F;tehen die&#x017F;elben von den Klap-<lb/>
pen, indem das in die&#x017F;elben zuru&#x0364;kfallende Blut die Wa&#x0364;n-<lb/>
de der Blutader nach auswerts zu hervortreibt, welches<lb/>
de&#x017F;to eher angeht, wenn die Muskeln zugleich mit dabei<lb/>
wirken, als welche das Blut, aus den zu&#x017F;ammenge-<lb/>
dru&#x0364;kten Blutadern, in die Ho&#x0364;lungen die&#x017F;er Klappen hin-<lb/>
einpre&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Franci&#x017F;c. <hi rendition="#k">bayle</hi> Probl.</hi> 16.</note>.</p><lb/>
            <p>Dem ohnerachtet lei&#x017F;ten doch hier die Klappen vie-<lb/>
len Nuzzen, indem &#x017F;ie die Gefahr, welche von dem &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
zuru&#x0364;klaufenden Blute zu befu&#x0364;rchten wa&#x0364;re, vermindern hel-<lb/>
fen <note place="foot" n="(b)">Die&#x017F;es i&#x017F;t vorla&#x0364;ng&#x017F;t bekannt.<lb/><cb/>
Siehe unter den Neuern den be-<lb/>
ru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">nicholls</hi>, Comp. anat.<lb/>
oecon.</hi> S. 3. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">brvn</hi> Otia phy&#x017F;iol.</hi><lb/>
S. 28. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">boerhaave</hi></hi> Praelect. ad<lb/>
n.</hi> 133.</note>. Man nehme nur, um be&#x017F;&#x017F;erer Deutlichkeit<lb/>
willen, ein einziges paar Klappen an, und &#x017F;ehe das<lb/>
Blut, welches &#x017F;ich in der Holader und dem Stamme ei-<lb/>
ner mit Klappen ver&#x017F;ehenen Blutader u&#x0364;ber die&#x017F;er Fall-<lb/>
thu&#x0364;r befindet, als die obere Sa&#x0364;ule an; dasjenige aber,<lb/>
welches &#x017F;ich unterhalb der Klappenbru&#x0364;kke befindet, nenne<lb/>
man die untere Sa&#x0364;ule: &#x017F;o wu&#x0364;rde alsdenn nothwendig,<lb/>
wofern keine Klappen vorhanden wa&#x0364;ren, die Ober&#x017F;a&#x0364;ule<lb/>
mit ihrem ganzen Gewichte gegen die untere dru&#x0364;kken,<lb/>
und &#x017F;elbige, da &#x017F;ie &#x017F;o gar von ihrer eignen Schwere zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ru&#x0364;k-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0448] Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes. iſt in den Weg geleget worden: hieraus laſſen ſich denn die Aderbruͤche oder Blutaderſaͤkke (varices) bei den Aus- rufern (y*), den Wahrſagern, und endlich bei den ſchwangern Frauen: ferner die Waſſergeſchwuͤlſte an den Fuͤſſen dererjenigen, die es nicht gewohnt, und doch ge- noͤthigt ſind, entweder bei ihren Geſchaͤften gar zu lan- ge zu ſtehen, oder mit ſchwebenden Beinen auf Wagen zu fahren; wie auch die zuweilen vorkommende gar zu groſſe Kinderkoͤpfe (z), erklaͤren. Was die Blutader- ſaͤkke an ſich betrift, ſo entſtehen dieſelben von den Klap- pen, indem das in dieſelben zuruͤkfallende Blut die Waͤn- de der Blutader nach auswerts zu hervortreibt, welches deſto eher angeht, wenn die Muskeln zugleich mit dabei wirken, als welche das Blut, aus den zuſammenge- druͤkten Blutadern, in die Hoͤlungen dieſer Klappen hin- einpreſſen (a). Dem ohnerachtet leiſten doch hier die Klappen vie- len Nuzzen, indem ſie die Gefahr, welche von dem ſonſt zuruͤklaufenden Blute zu befuͤrchten waͤre, vermindern hel- fen (b). Man nehme nur, um beſſerer Deutlichkeit willen, ein einziges paar Klappen an, und ſehe das Blut, welches ſich in der Holader und dem Stamme ei- ner mit Klappen verſehenen Blutader uͤber dieſer Fall- thuͤr befindet, als die obere Saͤule an; dasjenige aber, welches ſich unterhalb der Klappenbruͤkke befindet, nenne man die untere Saͤule: ſo wuͤrde alsdenn nothwendig, wofern keine Klappen vorhanden waͤren, die Oberſaͤule mit ihrem ganzen Gewichte gegen die untere druͤkken, und ſelbige, da ſie ſo gar von ihrer eignen Schwere zu- ruͤk- (y*) Bernardin ramazzini de morbis artificum, c. 29. (z) bidloo Exercit. anatom. chir. VI. (a) Franciſc. bayle Probl. 16. (b) Dieſes iſt vorlaͤngſt bekannt. Siehe unter den Neuern den be- ruͤhmten nicholls, Comp. anat. oecon. S. 3. brvn Otia phyſiol. S. 28. boerhaave Praelect. ad n. 133.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/448
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/448>, abgerufen am 13.05.2024.