Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Bekleidungen desselben.
von den Gefässen nicht so hinlänglich wieder eingeschluk-
ket wird, als es sonst, wie wir bald zeigen werden, der
natürlichen Ordnung gemäs, geschehen solte. Denn
gleichwie der Rükgang aller Dünste durch die Blutadern
in Krankheiten gemeiniglich viel beschwerlicher und unor-
dentlicher erfolget; so pflegt auch dieses Wasser im Herz-
beutel, fast bei allen cachektischen (d), wassersüchtigen (e),
und ausgezehrten Kranken gar zu häufig anzuwachsen,
daher dann auch der ehemalige gelehrte Schneider sehr
wohl angemerket hat (f), daß sich dieses Uebel gemeini-
glich bei vorgedachten Krankheiten mit einfinde. Man
nennet diesen Zustand alsdenn besonders die Wasser-
sucht des Herzbeutels,
wenn dies Wasser zu Pfun-
den anwächst, und, indem es das Herz mit seiner Last zu-
sammendrükket, durch die beständige Anfeuchtung weich
machet, gemeiniglich ungleiche Schläge, Herzklopfen (g),
Drükken unter dem Brustbeine (h), Anfälle von Erstikken
und Engbrüstigkeit (i), mit sich führet, wobei die Kran-
ken entweder mit grosser Beschwerlichkeit, oder gar nicht
auf dem Rükken liegen können (k). Es pfleget sich auch
dabei eine ungewöhnliche Traurigkeit mit einzufinden (l),
und bisweilen wird innerlich ein Schwanken des Was-
sers empfunden (m). Wenn man nun aus diesen ange-
gebnen Zeichen die wahre Beschaffenheit der Krankheit
gewis erkannt hat, so rathen einige erfahrne Männer,
daß man die Brust eröfnen, und das Wasser abzapfen

solle
(d) [Spaltenumbruch] lancisivs am angef. Ort, S.
39. barrere Obs. I. vievssens
S. 9. 10.
(e) Du verney an dem sogleich
anzuführenden Ort.
(f) De catarrh. L. II. c. 9. S. 95.
96. Er meldet, daß er in derglei-
chen Kranken vier oder sechs Unzen
Wasser gefunden. Nach der Blut-
stürzung hat davon Iul. ofrai obs.
de pratique n.
4. ein Exempel an-
geführt.
(g) [Spaltenumbruch] hildanvs L. IV. obs. 51.
vievssens
S. 7.
(h) Erstikkung und Herzensangst
barrere obs. anat. nov. Ed. obs.
2. 3.
(i) Ebendaselbst obs. 4. und so
gar ein Asthma, vievssens S. 13.
(k) vievssens am angef. Ort.
S. 12. Vergleichet damit den Lan-
cisius
S. 39.
(l) Ebenders. ebendas. S. 9. 10.
(m) senac T. II. S. 361.

Die Bekleidungen deſſelben.
von den Gefaͤſſen nicht ſo hinlaͤnglich wieder eingeſchluk-
ket wird, als es ſonſt, wie wir bald zeigen werden, der
natuͤrlichen Ordnung gemaͤs, geſchehen ſolte. Denn
gleichwie der Ruͤkgang aller Duͤnſte durch die Blutadern
in Krankheiten gemeiniglich viel beſchwerlicher und unor-
dentlicher erfolget; ſo pflegt auch dieſes Waſſer im Herz-
beutel, faſt bei allen cachektiſchen (d), waſſerſuͤchtigen (e),
und ausgezehrten Kranken gar zu haͤufig anzuwachſen,
daher dann auch der ehemalige gelehrte Schneider ſehr
wohl angemerket hat (f), daß ſich dieſes Uebel gemeini-
glich bei vorgedachten Krankheiten mit einfinde. Man
nennet dieſen Zuſtand alsdenn beſonders die Waſſer-
ſucht des Herzbeutels,
wenn dies Waſſer zu Pfun-
den anwaͤchſt, und, indem es das Herz mit ſeiner Laſt zu-
ſammendruͤkket, durch die beſtaͤndige Anfeuchtung weich
machet, gemeiniglich ungleiche Schlaͤge, Herzklopfen (g),
Druͤkken unter dem Bruſtbeine (h), Anfaͤlle von Erſtikken
und Engbruͤſtigkeit (i), mit ſich fuͤhret, wobei die Kran-
ken entweder mit groſſer Beſchwerlichkeit, oder gar nicht
auf dem Ruͤkken liegen koͤnnen (k). Es pfleget ſich auch
dabei eine ungewoͤhnliche Traurigkeit mit einzufinden (l),
und bisweilen wird innerlich ein Schwanken des Waſ-
ſers empfunden (m). Wenn man nun aus dieſen ange-
gebnen Zeichen die wahre Beſchaffenheit der Krankheit
gewis erkannt hat, ſo rathen einige erfahrne Maͤnner,
daß man die Bruſt eroͤfnen, und das Waſſer abzapfen

ſolle
(d) [Spaltenumbruch] lancisivs am angef. Ort, S.
39. barrere Obſ. I. vievssens
S. 9. 10.
(e) Du verney an dem ſogleich
anzufuͤhrenden Ort.
(f) De catarrh. L. II. c. 9. S. 95.
96. Er meldet, daß er in derglei-
chen Kranken vier oder ſechs Unzen
Waſſer gefunden. Nach der Blut-
ſtuͤrzung hat davon Iul. ofrai obſ.
de pratique n.
4. ein Exempel an-
gefuͤhrt.
(g) [Spaltenumbruch] hildanvs L. IV. obſ. 51.
vievssens
S. 7.
(h) Erſtikkung und Herzensangſt
barrere obſ. anat. nov. Ed. obſ.
2. 3.
(i) Ebendaſelbſt obſ. 4. und ſo
gar ein Aſthma, vievssens S. 13.
(k) vievssens am angef. Ort.
S. 12. Vergleichet damit den Lan-
ciſius
S. 39.
(l) Ebenderſ. ebendaſ. S. 9. 10.
(m) senac T. II. S. 361.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0611" n="555"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Bekleidungen de&#x017F;&#x017F;elben.</hi></fw><lb/>
von den Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nicht &#x017F;o hinla&#x0364;nglich wieder einge&#x017F;chluk-<lb/>
ket wird, als es &#x017F;on&#x017F;t, wie wir bald zeigen werden, der<lb/>
natu&#x0364;rlichen Ordnung gema&#x0364;s, ge&#x017F;chehen &#x017F;olte. Denn<lb/>
gleichwie der Ru&#x0364;kgang aller Du&#x0364;n&#x017F;te durch die Blutadern<lb/>
in Krankheiten gemeiniglich viel be&#x017F;chwerlicher und unor-<lb/>
dentlicher erfolget; &#x017F;o pflegt auch die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er im Herz-<lb/>
beutel, fa&#x017F;t bei allen cachekti&#x017F;chen <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">lancisivs</hi></hi> am angef. Ort, S.<lb/>
39. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">barrere</hi> Ob&#x017F;. I. <hi rendition="#k">vievssens</hi></hi><lb/>
S. 9. 10.</note>, wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;u&#x0364;chtigen <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Du <hi rendition="#k">verney</hi></hi> an dem &#x017F;ogleich<lb/>
anzufu&#x0364;hrenden Ort.</note>,<lb/>
und ausgezehrten Kranken gar zu ha&#x0364;ufig anzuwach&#x017F;en,<lb/>
daher dann auch der ehemalige gelehrte <hi rendition="#fr">Schneider</hi> &#x017F;ehr<lb/>
wohl angemerket hat <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">De catarrh. L. II. c.</hi> 9. S. 95.<lb/>
96. Er meldet, daß er in derglei-<lb/>
chen Kranken vier oder &#x017F;echs Unzen<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er gefunden. Nach der Blut-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rzung hat davon <hi rendition="#aq">Iul. <hi rendition="#k">ofrai</hi> ob&#x017F;.<lb/>
de pratique n.</hi> 4. ein Exempel an-<lb/>
gefu&#x0364;hrt.</note>, daß &#x017F;ich die&#x017F;es Uebel gemeini-<lb/>
glich bei vorgedachten Krankheiten mit einfinde. Man<lb/>
nennet die&#x017F;en Zu&#x017F;tand alsdenn be&#x017F;onders die <hi rendition="#fr">Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;ucht des Herzbeutels,</hi> wenn dies Wa&#x017F;&#x017F;er zu Pfun-<lb/>
den anwa&#x0364;ch&#x017F;t, und, indem es das Herz mit &#x017F;einer La&#x017F;t zu-<lb/>
&#x017F;ammendru&#x0364;kket, durch die be&#x017F;ta&#x0364;ndige Anfeuchtung weich<lb/>
machet, gemeiniglich ungleiche Schla&#x0364;ge, Herzklopfen <note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">hildanvs</hi></hi> L. IV. ob&#x017F;. 51.<lb/><hi rendition="#k">vievssens</hi></hi> S. 7.</note>,<lb/>
Dru&#x0364;kken unter dem Bru&#x017F;tbeine <note place="foot" n="(h)">Er&#x017F;tikkung und Herzensang&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">barrere</hi> ob&#x017F;. anat. nov. Ed. ob&#x017F;.</hi><lb/>
2. 3.</note>, Anfa&#x0364;lle von Er&#x017F;tikken<lb/>
und Engbru&#x0364;&#x017F;tigkeit <note place="foot" n="(i)">Ebenda&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">ob&#x017F;.</hi> 4. und &#x017F;o<lb/>
gar ein A&#x017F;thma, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">vievssens</hi></hi> S. 13.</note>, mit &#x017F;ich fu&#x0364;hret, wobei die Kran-<lb/>
ken entweder mit gro&#x017F;&#x017F;er Be&#x017F;chwerlichkeit, oder gar nicht<lb/>
auf dem Ru&#x0364;kken liegen ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">vievssens</hi></hi> am angef. Ort.<lb/>
S. 12. Vergleichet damit den <hi rendition="#fr">Lan-<lb/>
ci&#x017F;ius</hi> S. 39.</note>. Es pfleget &#x017F;ich auch<lb/>
dabei eine ungewo&#x0364;hnliche Traurigkeit mit einzufinden <note place="foot" n="(l)">Ebender&#x017F;. ebenda&#x017F;. S. 9. 10.</note>,<lb/>
und bisweilen wird innerlich ein Schwanken des Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers empfunden <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">senac</hi> T. II.</hi> S. 361.</note>. Wenn man nun aus die&#x017F;en ange-<lb/>
gebnen Zeichen die wahre Be&#x017F;chaffenheit der Krankheit<lb/>
gewis erkannt hat, &#x017F;o rathen einige erfahrne Ma&#x0364;nner,<lb/>
daß man die Bru&#x017F;t ero&#x0364;fnen, und das Wa&#x017F;&#x017F;er abzapfen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;olle</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[555/0611] Die Bekleidungen deſſelben. von den Gefaͤſſen nicht ſo hinlaͤnglich wieder eingeſchluk- ket wird, als es ſonſt, wie wir bald zeigen werden, der natuͤrlichen Ordnung gemaͤs, geſchehen ſolte. Denn gleichwie der Ruͤkgang aller Duͤnſte durch die Blutadern in Krankheiten gemeiniglich viel beſchwerlicher und unor- dentlicher erfolget; ſo pflegt auch dieſes Waſſer im Herz- beutel, faſt bei allen cachektiſchen (d), waſſerſuͤchtigen (e), und ausgezehrten Kranken gar zu haͤufig anzuwachſen, daher dann auch der ehemalige gelehrte Schneider ſehr wohl angemerket hat (f), daß ſich dieſes Uebel gemeini- glich bei vorgedachten Krankheiten mit einfinde. Man nennet dieſen Zuſtand alsdenn beſonders die Waſſer- ſucht des Herzbeutels, wenn dies Waſſer zu Pfun- den anwaͤchſt, und, indem es das Herz mit ſeiner Laſt zu- ſammendruͤkket, durch die beſtaͤndige Anfeuchtung weich machet, gemeiniglich ungleiche Schlaͤge, Herzklopfen (g), Druͤkken unter dem Bruſtbeine (h), Anfaͤlle von Erſtikken und Engbruͤſtigkeit (i), mit ſich fuͤhret, wobei die Kran- ken entweder mit groſſer Beſchwerlichkeit, oder gar nicht auf dem Ruͤkken liegen koͤnnen (k). Es pfleget ſich auch dabei eine ungewoͤhnliche Traurigkeit mit einzufinden (l), und bisweilen wird innerlich ein Schwanken des Waſ- ſers empfunden (m). Wenn man nun aus dieſen ange- gebnen Zeichen die wahre Beſchaffenheit der Krankheit gewis erkannt hat, ſo rathen einige erfahrne Maͤnner, daß man die Bruſt eroͤfnen, und das Waſſer abzapfen ſolle (d) lancisivs am angef. Ort, S. 39. barrere Obſ. I. vievssens S. 9. 10. (e) Du verney an dem ſogleich anzufuͤhrenden Ort. (f) De catarrh. L. II. c. 9. S. 95. 96. Er meldet, daß er in derglei- chen Kranken vier oder ſechs Unzen Waſſer gefunden. Nach der Blut- ſtuͤrzung hat davon Iul. ofrai obſ. de pratique n. 4. ein Exempel an- gefuͤhrt. (g) hildanvs L. IV. obſ. 51. vievssens S. 7. (h) Erſtikkung und Herzensangſt barrere obſ. anat. nov. Ed. obſ. 2. 3. (i) Ebendaſelbſt obſ. 4. und ſo gar ein Aſthma, vievssens S. 13. (k) vievssens am angef. Ort. S. 12. Vergleichet damit den Lan- ciſius S. 39. (l) Ebenderſ. ebendaſ. S. 9. 10. (m) senac T. II. S. 361.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/611
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/611>, abgerufen am 15.05.2024.