Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch. Das Herz.
Zolle (p). An einem Menschen schäzt er diese Höhe,
wenn man ein Mittelverhältniß annimmt, auf achte-
halb Fuß (q). Da auch P. Anton Michelottus (r)
hierbei die Erinnerung gab, man müsse auch sein Abse-
hen zugleich auf den Jnnhalt der linken Herzkammer mit
richten, so überrechnete er diese Fläche, und brachte für
selbige funfzehn Quadratzolle heraus. Rechnet man die-
se Fläche zu der Höhe des Blutstrals, so ist dieselbe, oder
7'. 6". das Maaß von der Blutsäule, welche, vermöge
des bekannten hidrostatischen Lehrsazzes, auf die Kammer
des linken Herzens drükt, und welche diese Kammer, wenn
sie sich zusammenzieht, allezeit in die Höhe hebt. Es
beträgt aber das Gewichte dieser Säule 51 Pfunde und
fünf Unzen.

Die Geschwindigkeit sezzet er beinahe mit dem Keil
überein, nämlich auf 149. Fuß für eine Minute, weil er
annimmt, daß die Zusammenziehung des Herzens in
dem dritten Theile vom ganzen Pulsschlage vor sich
gehe.

Gegen diese gar nicht unwahrscheinliche Rechnung
haben verschiedene Männer verschiedenes erinnert, beson-
ders aber Franz de Sauvages. Und zwar berechnet
erstlich Stephan Hales ebenfalls ganz allein diejenige
Wirksamkeit des Herzens (s), die es gegen allen Wider-
stand äussert. Hiernächst behauptet (t) dieser berühmte
Mann, daß man unrecht thäte, wenn man die auf die
Herzverengerung verwandte Zeit für die Helfte von der-
jenigen Zeit hielte, darinnen die Erweiterung desselben
geschehe, und hält vielmehr davor, daß beide Zeiten gleich
groß wären: nach dieser Verbesserung bringt man aber
die ganze Geschwindigkeit des Blutes bis auf die Helfte

her-
(p) [Spaltenumbruch] S. 16.
(q) S. 40.
(r) Am angef. Ort S. 115.
(s) [Spaltenumbruch] Sauvages Introduct. S.
XIX.
(t) S. 32. in der übersezten
Hämastatik.

Viertes Buch. Das Herz.
Zolle (p). An einem Menſchen ſchaͤzt er dieſe Hoͤhe,
wenn man ein Mittelverhaͤltniß annimmt, auf achte-
halb Fuß (q). Da auch P. Anton Michelottus (r)
hierbei die Erinnerung gab, man muͤſſe auch ſein Abſe-
hen zugleich auf den Jnnhalt der linken Herzkammer mit
richten, ſo uͤberrechnete er dieſe Flaͤche, und brachte fuͤr
ſelbige funfzehn Quadratzolle heraus. Rechnet man die-
ſe Flaͤche zu der Hoͤhe des Blutſtrals, ſo iſt dieſelbe, oder
7′. 6″. das Maaß von der Blutſaͤule, welche, vermoͤge
des bekannten hidroſtatiſchen Lehrſazzes, auf die Kammer
des linken Herzens druͤkt, und welche dieſe Kammer, wenn
ſie ſich zuſammenzieht, allezeit in die Hoͤhe hebt. Es
betraͤgt aber das Gewichte dieſer Saͤule 51 Pfunde und
fuͤnf Unzen.

Die Geſchwindigkeit ſezzet er beinahe mit dem Keil
uͤberein, naͤmlich auf 149. Fuß fuͤr eine Minute, weil er
annimmt, daß die Zuſammenziehung des Herzens in
dem dritten Theile vom ganzen Pulsſchlage vor ſich
gehe.

Gegen dieſe gar nicht unwahrſcheinliche Rechnung
haben verſchiedene Maͤnner verſchiedenes erinnert, beſon-
ders aber Franz de Sauvages. Und zwar berechnet
erſtlich Stephan Hales ebenfalls ganz allein diejenige
Wirkſamkeit des Herzens (s), die es gegen allen Wider-
ſtand aͤuſſert. Hiernaͤchſt behauptet (t) dieſer beruͤhmte
Mann, daß man unrecht thaͤte, wenn man die auf die
Herzverengerung verwandte Zeit fuͤr die Helfte von der-
jenigen Zeit hielte, darinnen die Erweiterung deſſelben
geſchehe, und haͤlt vielmehr davor, daß beide Zeiten gleich
groß waͤren: nach dieſer Verbeſſerung bringt man aber
die ganze Geſchwindigkeit des Blutes bis auf die Helfte

her-
(p) [Spaltenumbruch] S. 16.
(q) S. 40.
(r) Am angef. Ort S. 115.
(s) [Spaltenumbruch] Sauvages Introduct. S.
XIX.
(t) S. 32. in der uͤberſezten
Haͤmaſtatik.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0924" n="868"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/>
Zolle <note place="foot" n="(p)"><cb/>
S. 16.</note>. An einem Men&#x017F;chen &#x017F;cha&#x0364;zt er die&#x017F;e Ho&#x0364;he,<lb/>
wenn man ein Mittelverha&#x0364;ltniß annimmt, auf achte-<lb/>
halb Fuß <note place="foot" n="(q)">S. 40.</note>. Da auch P. Anton <hi rendition="#fr">Michelottus</hi> <note place="foot" n="(r)">Am angef. Ort S. 115.</note><lb/>
hierbei die Erinnerung gab, man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e auch &#x017F;ein Ab&#x017F;e-<lb/>
hen zugleich auf den Jnnhalt der linken Herzkammer mit<lb/>
richten, &#x017F;o u&#x0364;berrechnete er die&#x017F;e Fla&#x0364;che, und brachte fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;elbige funfzehn Quadratzolle heraus. Rechnet man die-<lb/>
&#x017F;e Fla&#x0364;che zu der Ho&#x0364;he des Blut&#x017F;trals, &#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;elbe, oder<lb/>
7&#x2032;. 6&#x2033;. das Maaß von der Blut&#x017F;a&#x0364;ule, welche, vermo&#x0364;ge<lb/>
des bekannten hidro&#x017F;tati&#x017F;chen Lehr&#x017F;azzes, auf die Kammer<lb/>
des linken Herzens dru&#x0364;kt, und welche die&#x017F;e Kammer, wenn<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich zu&#x017F;ammenzieht, allezeit in die Ho&#x0364;he hebt. Es<lb/>
betra&#x0364;gt aber das Gewichte die&#x017F;er Sa&#x0364;ule 51 Pfunde und<lb/>
fu&#x0364;nf Unzen.</p><lb/>
            <p>Die Ge&#x017F;chwindigkeit &#x017F;ezzet er beinahe mit dem <hi rendition="#fr">Keil</hi><lb/>
u&#x0364;berein, na&#x0364;mlich auf 149. Fuß fu&#x0364;r eine Minute, weil er<lb/>
annimmt, daß die Zu&#x017F;ammenziehung des Herzens in<lb/>
dem dritten Theile vom ganzen Puls&#x017F;chlage vor &#x017F;ich<lb/>
gehe.</p><lb/>
            <p>Gegen die&#x017F;e gar nicht unwahr&#x017F;cheinliche Rechnung<lb/>
haben ver&#x017F;chiedene Ma&#x0364;nner ver&#x017F;chiedenes erinnert, be&#x017F;on-<lb/>
ders aber Franz de <hi rendition="#fr">Sauvages.</hi> Und zwar berechnet<lb/>
er&#x017F;tlich Stephan <hi rendition="#fr">Hales</hi> ebenfalls ganz allein diejenige<lb/>
Wirk&#x017F;amkeit des Herzens <note place="foot" n="(s)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Sauvages</hi></hi> Introduct.</hi> S.<lb/><hi rendition="#aq">XIX.</hi></note>, die es gegen allen Wider-<lb/>
&#x017F;tand a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert. Hierna&#x0364;ch&#x017F;t behauptet <note place="foot" n="(t)">S. 32. in der u&#x0364;ber&#x017F;ezten<lb/>
Ha&#x0364;ma&#x017F;tatik.</note> die&#x017F;er beru&#x0364;hmte<lb/>
Mann, daß man unrecht tha&#x0364;te, wenn man die auf die<lb/>
Herzverengerung verwandte Zeit fu&#x0364;r die Helfte von der-<lb/>
jenigen Zeit hielte, darinnen die Erweiterung de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
ge&#x017F;chehe, und ha&#x0364;lt vielmehr davor, daß beide Zeiten gleich<lb/>
groß wa&#x0364;ren: nach die&#x017F;er Verbe&#x017F;&#x017F;erung bringt man aber<lb/>
die ganze Ge&#x017F;chwindigkeit des Blutes bis auf die Helfte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">her-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[868/0924] Viertes Buch. Das Herz. Zolle (p). An einem Menſchen ſchaͤzt er dieſe Hoͤhe, wenn man ein Mittelverhaͤltniß annimmt, auf achte- halb Fuß (q). Da auch P. Anton Michelottus (r) hierbei die Erinnerung gab, man muͤſſe auch ſein Abſe- hen zugleich auf den Jnnhalt der linken Herzkammer mit richten, ſo uͤberrechnete er dieſe Flaͤche, und brachte fuͤr ſelbige funfzehn Quadratzolle heraus. Rechnet man die- ſe Flaͤche zu der Hoͤhe des Blutſtrals, ſo iſt dieſelbe, oder 7′. 6″. das Maaß von der Blutſaͤule, welche, vermoͤge des bekannten hidroſtatiſchen Lehrſazzes, auf die Kammer des linken Herzens druͤkt, und welche dieſe Kammer, wenn ſie ſich zuſammenzieht, allezeit in die Hoͤhe hebt. Es betraͤgt aber das Gewichte dieſer Saͤule 51 Pfunde und fuͤnf Unzen. Die Geſchwindigkeit ſezzet er beinahe mit dem Keil uͤberein, naͤmlich auf 149. Fuß fuͤr eine Minute, weil er annimmt, daß die Zuſammenziehung des Herzens in dem dritten Theile vom ganzen Pulsſchlage vor ſich gehe. Gegen dieſe gar nicht unwahrſcheinliche Rechnung haben verſchiedene Maͤnner verſchiedenes erinnert, beſon- ders aber Franz de Sauvages. Und zwar berechnet erſtlich Stephan Hales ebenfalls ganz allein diejenige Wirkſamkeit des Herzens (s), die es gegen allen Wider- ſtand aͤuſſert. Hiernaͤchſt behauptet (t) dieſer beruͤhmte Mann, daß man unrecht thaͤte, wenn man die auf die Herzverengerung verwandte Zeit fuͤr die Helfte von der- jenigen Zeit hielte, darinnen die Erweiterung deſſelben geſchehe, und haͤlt vielmehr davor, daß beide Zeiten gleich groß waͤren: nach dieſer Verbeſſerung bringt man aber die ganze Geſchwindigkeit des Blutes bis auf die Helfte her- (p) S. 16. (q) S. 40. (r) Am angef. Ort S. 115. (s) Sauvages Introduct. S. XIX. (t) S. 32. in der uͤberſezten Haͤmaſtatik.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/924
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 868. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/924>, abgerufen am 05.05.2024.