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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Das Rothe darinnen.
scharf, daß er einen silbernen Cateter (Blasenröhre)
schwarzbraun färbt, und mit seinem Gestanke dem Wund-
arzte eine kleine Lungenentzündung zugezogen (r), und
man weis, daß er mit sauern Säften aufgebrauset (s).
Man lieset auch, daß sich in dem Harne skorbutischer
Personen ein wahres und aufrichtiges Alkali gezeigt,
ob Boerhaave (t) gleich leugnet, es am fünften Tage
in einer tödtlichen Harnverstopfung gefunden zu ha-
ben (u). So erschienen in dem Wasser einiger Wasser-
süchtigen, welches man durch eine Abzapfung erhielt,
Spuren von einem Laugensalze (x), und es war die Em-
pfindung von dem Gestanke desselben so heftig, daß dar-
auf eine kramfhafte Krankheit von schlimmer Art folg-
te (y), und eben dieses eräugnete sich auch in einem änli-
chen Salzwasser der Mutterbläschen, wovon die Augen,
die damit berürt worden, Schmerzen empfanden (z).
Bisweilen hat der sonst unschädliche Nasenschleim eine
solche Schärfe geäussert, daß davon die Lefzen so gleich
enthäutet worden (a), welches auch die Trähnen an ei-
ner schwangern Frau gethan (a*). An den Drüsen, ei-
ner an Franzosen gestorbnen Person, hat man eine mit
dem Scheidewasser zu vergleichende Schärfe, von änli-
chem Geschmakke, wargenommen (a**). Milch wird vom
Fieber alkalisch (a***).

Ueber alle diese genannte Säfte, gehet noch das viel
schärfere Gift des Eiters, welcher aus den krebshaften
Brüsten herausschwizzt. Als ein Wundarzt selbigen

verwegner
(r) [Spaltenumbruch] Ger. van Swieten Com-
ment. T. I.
S. 131.
(s) schaper de massae sangv.
corpusculis
S. 31.
(t) borrich Hermet. Aegypt.
sapient.
S. 351.
(u) Elementa Chemiae T. II.
S. 306.
(x) pinelli de podagra S. 187.
pitcarne de opera quam prae-
stant acida et alcalina
S. 157.
(y) [Spaltenumbruch] Philosoph. Transact. n. 454.
(z) Heuermanns Phisiologie
B. I. S. 202. vergl. damit Birchs
angef. Ort. T. IV. S. 377.
(a) meibom de vlceribus n. 33.
(a*) Col. de villars Cours de
Chirurgie T. II.
S. 233.
(a**) masson de carie ossium.
(a***) ravlin. Obs. de medec.
S. 182.

Das Rothe darinnen.
ſcharf, daß er einen ſilbernen Cateter (Blaſenroͤhre)
ſchwarzbraun faͤrbt, und mit ſeinem Geſtanke dem Wund-
arzte eine kleine Lungenentzuͤndung zugezogen (r), und
man weis, daß er mit ſauern Saͤften aufgebrauſet (s).
Man lieſet auch, daß ſich in dem Harne ſkorbutiſcher
Perſonen ein wahres und aufrichtiges Alkali gezeigt,
ob Boerhaave (t) gleich leugnet, es am fuͤnften Tage
in einer toͤdtlichen Harnverſtopfung gefunden zu ha-
ben (u). So erſchienen in dem Waſſer einiger Waſſer-
ſuͤchtigen, welches man durch eine Abzapfung erhielt,
Spuren von einem Laugenſalze (x), und es war die Em-
pfindung von dem Geſtanke deſſelben ſo heftig, daß dar-
auf eine kramfhafte Krankheit von ſchlimmer Art folg-
te (y), und eben dieſes eraͤugnete ſich auch in einem aͤnli-
chen Salzwaſſer der Mutterblaͤschen, wovon die Augen,
die damit beruͤrt worden, Schmerzen empfanden (z).
Bisweilen hat der ſonſt unſchaͤdliche Naſenſchleim eine
ſolche Schaͤrfe geaͤuſſert, daß davon die Lefzen ſo gleich
enthaͤutet worden (a), welches auch die Traͤhnen an ei-
ner ſchwangern Frau gethan (a*). An den Druͤſen, ei-
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dem Scheidewaſſer zu vergleichende Schaͤrfe, von aͤnli-
chem Geſchmakke, wargenommen (a**). Milch wird vom
Fieber alkaliſch (a***).

Ueber alle dieſe genannte Saͤfte, gehet noch das viel
ſchaͤrfere Gift des Eiters, welcher aus den krebshaften
Bruͤſten herausſchwizzt. Als ein Wundarzt ſelbigen

verwegner
(r) [Spaltenumbruch] Ger. van Swieten Com-
ment. T. I.
S. 131.
(s) ſchaper de maſſae ſangv.
corpuſculis
S. 31.
(t) borrich Hermet. Aegypt.
ſapient.
S. 351.
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S. 306.
(x) pinelli de podagra S. 187.
pitcarne de opera quam prae-
ſtant acida et alcalina
S. 157.
(y) [Spaltenumbruch] Philoſoph. Transact. n. 454.
(z) Heuermanns Phiſiologie
B. I. S. 202. vergl. damit Birchs
angef. Ort. T. IV. S. 377.
(a) meibom de vlceribus n. 33.
(a*) Col. de villarſ Cours de
Chirurgie T. II.
S. 233.
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S. 182.
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[139/0159] Das Rothe darinnen. ſcharf, daß er einen ſilbernen Cateter (Blaſenroͤhre) ſchwarzbraun faͤrbt, und mit ſeinem Geſtanke dem Wund- arzte eine kleine Lungenentzuͤndung zugezogen (r), und man weis, daß er mit ſauern Saͤften aufgebrauſet (s). Man lieſet auch, daß ſich in dem Harne ſkorbutiſcher Perſonen ein wahres und aufrichtiges Alkali gezeigt, ob Boerhaave (t) gleich leugnet, es am fuͤnften Tage in einer toͤdtlichen Harnverſtopfung gefunden zu ha- ben (u). So erſchienen in dem Waſſer einiger Waſſer- ſuͤchtigen, welches man durch eine Abzapfung erhielt, Spuren von einem Laugenſalze (x), und es war die Em- pfindung von dem Geſtanke deſſelben ſo heftig, daß dar- auf eine kramfhafte Krankheit von ſchlimmer Art folg- te (y), und eben dieſes eraͤugnete ſich auch in einem aͤnli- chen Salzwaſſer der Mutterblaͤschen, wovon die Augen, die damit beruͤrt worden, Schmerzen empfanden (z). Bisweilen hat der ſonſt unſchaͤdliche Naſenſchleim eine ſolche Schaͤrfe geaͤuſſert, daß davon die Lefzen ſo gleich enthaͤutet worden (a), welches auch die Traͤhnen an ei- ner ſchwangern Frau gethan (a*). An den Druͤſen, ei- ner an Franzoſen geſtorbnen Perſon, hat man eine mit dem Scheidewaſſer zu vergleichende Schaͤrfe, von aͤnli- chem Geſchmakke, wargenommen (a**). Milch wird vom Fieber alkaliſch (a***). Ueber alle dieſe genannte Saͤfte, gehet noch das viel ſchaͤrfere Gift des Eiters, welcher aus den krebshaften Bruͤſten herausſchwizzt. Als ein Wundarzt ſelbigen verwegner (r) Ger. van Swieten Com- ment. T. I. S. 131. (s) ſchaper de maſſae ſangv. corpuſculis S. 31. (t) borrich Hermet. Aegypt. ſapient. S. 351. (u) Elementa Chemiae T. II. S. 306. (x) pinelli de podagra S. 187. pitcarne de opera quam prae- ſtant acida et alcalina S. 157. (y) Philoſoph. Transact. n. 454. (z) Heuermanns Phiſiologie B. I. S. 202. vergl. damit Birchs angef. Ort. T. IV. S. 377. (a) meibom de vlceribus n. 33. (a*) Col. de villarſ Cours de Chirurgie T. II. S. 233. (a**) maſſon de carie oſſium. (a***) ravlin. Obſ. de medec. S. 182.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/159>, abgerufen am 30.04.2024.