Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Salzwasser.
Meinung, und er gibt die Erinnerung, daß sie ungern
Feuer fangen wolle, daß sich dennoch in ihr selbst eine
kleine Flamme erzeuge, daß ihr Oel sich entzünde, und
daß der Ueberrest vom Flieswasser vielmehr, nach Art der
Salze, im Feuer ein Geprassel errege (y). Jn dem
Versuche des Stubbe (y*) ernährte bald das Flieswasser
die Flamme, bald prasselte solches blos im Feuer.

Der berümte Poerner schied durchs Uebertreiben
verschiedne Säfte von der Masse des Salzwassers ab,
darunter einige vor den übrigen harnhafter, hizziger und
brandiger gerieten (z).

Das Salzwasser eines podagrischen Menschen gab
einen flüchtigen harnhaften, und eben so scharfen Geist,
als der Menschenharn selbst (z*).

Vergleicht man nun die Erscheinungen eines durchs
Feuer gegangnen Salzwassers, mit der Analisirung des
Blutes, so ersieht man daraus, so viel sich nämlich aus
so viel uneinigen Versuchen herauslesen läst (a), daß im
Salzwasser mehr Wasser, eben so viel (b) oder gar mehr
flüchtiges Salz (c), nicht viel weniger Oel, oder gar
mehr Oel befindlich ist (d). Jndessen enthält es auch nicht
weniger Salz (e), und nicht weniger Erde (f). Eisen
mangelt dem Salzwasser entweder ganz und gar, oder es
ist doch nur höchst sparsam darinnen ausgebreitet (g).

Vierter
(y) [Spaltenumbruch] S. 95.
(y*) Phlebotomy S. 115. 116.
(z) S. 29. 30.
(z*) Pinelli S. 180.
(a) Abschnitt 2. §. 36 u. f.
(b) § 38 Wenn man den Boy-
lischen Versuch mit dem Rhadesi-
schen vergleicht. Needham trift
die Sache schlecht, wenn er schreibt,
daß im Blute dreimal mehr da-
von zugegen sei. Angef. Ort. S.
235.
(c) Wenn man Vieussens Ver-
such vergleicht, angef. Ort.
(d) [Spaltenumbruch] Jm Versuche des Rhades
beträgt das Oel an Salzwasser.
Jn den erstern §. 38. ist kaum eini-
ger Theil so ansenlich.
(e) Jm Salzwasser stekkt
Meersalz. Die im §. 40. vorge-
tragnen Ebenmaaße sind fast klei-
ner.
(f) Vom Salzwasser , wie-
wohl die Proportionen des 42 §.
kleiner sind.
(g) Jm Eiweisse und der Blut-
rinde des Fiebers, Widmer S. 189.
O 5

Das Salzwaſſer.
Meinung, und er gibt die Erinnerung, daß ſie ungern
Feuer fangen wolle, daß ſich dennoch in ihr ſelbſt eine
kleine Flamme erzeuge, daß ihr Oel ſich entzuͤnde, und
daß der Ueberreſt vom Flieswaſſer vielmehr, nach Art der
Salze, im Feuer ein Gepraſſel errege (y). Jn dem
Verſuche des Stubbe (y*) ernaͤhrte bald das Flieswaſſer
die Flamme, bald praſſelte ſolches blos im Feuer.

Der beruͤmte Poerner ſchied durchs Uebertreiben
verſchiedne Saͤfte von der Maſſe des Salzwaſſers ab,
darunter einige vor den uͤbrigen harnhafter, hizziger und
brandiger gerieten (z).

Das Salzwaſſer eines podagriſchen Menſchen gab
einen fluͤchtigen harnhaften, und eben ſo ſcharfen Geiſt,
als der Menſchenharn ſelbſt (z*).

Vergleicht man nun die Erſcheinungen eines durchs
Feuer gegangnen Salzwaſſers, mit der Analiſirung des
Blutes, ſo erſieht man daraus, ſo viel ſich naͤmlich aus
ſo viel uneinigen Verſuchen herausleſen laͤſt (a), daß im
Salzwaſſer mehr Waſſer, eben ſo viel (b) oder gar mehr
fluͤchtiges Salz (c), nicht viel weniger Oel, oder gar
mehr Oel befindlich iſt (d). Jndeſſen enthaͤlt es auch nicht
weniger Salz (e), und nicht weniger Erde (f). Eiſen
mangelt dem Salzwaſſer entweder ganz und gar, oder es
iſt doch nur hoͤchſt ſparſam darinnen ausgebreitet (g).

Vierter
(y) [Spaltenumbruch] S. 95.
(y*) Phlebotomy S. 115. 116.
(z) S. 29. 30.
(z*) Pinelli S. 180.
(a) Abſchnitt 2. §. 36 u. f.
(b) § 38 Wenn man den Boy-
liſchen Verſuch mit dem Rhadeſi-
ſchen vergleicht. Needham trift
die Sache ſchlecht, wenn er ſchreibt,
daß im Blute dreimal mehr da-
von zugegen ſei. Angef. Ort. S.
235.
(c) Wenn man Vieuſſens Ver-
ſuch vergleicht, angef. Ort.
(d) [Spaltenumbruch] Jm Verſuche des Rhades
betraͤgt das Oel an Salzwaſſer.
Jn den erſtern §. 38. iſt kaum eini-
ger Theil ſo anſenlich.
(e) Jm Salzwaſſer ſtekkt
Meerſalz. Die im §. 40. vorge-
tragnen Ebenmaaße ſind faſt klei-
ner.
(f) Vom Salzwaſſer , wie-
wohl die Proportionen des 42 §.
kleiner ſind.
(g) Jm Eiweiſſe und der Blut-
rinde des Fiebers, Widmer S. 189.
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0237" n="217"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Salzwa&#x017F;&#x017F;er.</hi></fw><lb/>
Meinung, und er gibt die Erinnerung, daß &#x017F;ie ungern<lb/>
Feuer fangen wolle, daß &#x017F;ich dennoch in ihr &#x017F;elb&#x017F;t eine<lb/>
kleine Flamme erzeuge, daß ihr Oel &#x017F;ich entzu&#x0364;nde, und<lb/>
daß der Ueberre&#x017F;t vom Flieswa&#x017F;&#x017F;er vielmehr, nach Art der<lb/>
Salze, im Feuer ein Gepra&#x017F;&#x017F;el errege <note place="foot" n="(y)"><cb/>
S. 95.</note>. Jn dem<lb/>
Ver&#x017F;uche des <hi rendition="#fr">Stubbe</hi> <note place="foot" n="(y*)"><hi rendition="#fr">Phlebotomy</hi> S. 115. 116.</note> erna&#x0364;hrte bald das Flieswa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
die Flamme, bald pra&#x017F;&#x017F;elte &#x017F;olches blos im Feuer.</p><lb/>
            <p>Der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Poerner</hi> &#x017F;chied durchs Uebertreiben<lb/>
ver&#x017F;chiedne Sa&#x0364;fte von der Ma&#x017F;&#x017F;e des Salzwa&#x017F;&#x017F;ers ab,<lb/>
darunter einige vor den u&#x0364;brigen harnhafter, hizziger und<lb/>
brandiger gerieten <note place="foot" n="(z)">S. 29. 30.</note>.</p><lb/>
            <p>Das Salzwa&#x017F;&#x017F;er eines podagri&#x017F;chen Men&#x017F;chen gab<lb/>
einen flu&#x0364;chtigen harnhaften, und eben &#x017F;o &#x017F;charfen Gei&#x017F;t,<lb/>
als der Men&#x017F;chenharn &#x017F;elb&#x017F;t <note place="foot" n="(z*)"><hi rendition="#fr">Pinelli</hi> S. 180.</note>.</p><lb/>
            <p>Vergleicht man nun die Er&#x017F;cheinungen eines durchs<lb/>
Feuer gegangnen Salzwa&#x017F;&#x017F;ers, mit der Anali&#x017F;irung des<lb/>
Blutes, &#x017F;o er&#x017F;ieht man daraus, &#x017F;o viel &#x017F;ich na&#x0364;mlich aus<lb/>
&#x017F;o viel uneinigen Ver&#x017F;uchen herausle&#x017F;en la&#x0364;&#x017F;t <note place="foot" n="(a)">Ab&#x017F;chnitt 2. §. 36 u. f.</note>, daß im<lb/>
Salzwa&#x017F;&#x017F;er mehr Wa&#x017F;&#x017F;er, eben &#x017F;o viel <note place="foot" n="(b)">§ 38 Wenn man den Boy-<lb/>
li&#x017F;chen Ver&#x017F;uch mit dem Rhade&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen vergleicht. <hi rendition="#fr">Needham</hi> trift<lb/>
die Sache &#x017F;chlecht, wenn er &#x017F;chreibt,<lb/>
daß im Blute dreimal mehr da-<lb/>
von zugegen &#x017F;ei. Angef. Ort. S.<lb/>
235.</note> oder gar mehr<lb/>
flu&#x0364;chtiges Salz <note place="foot" n="(c)">Wenn man <hi rendition="#fr">Vieu&#x017F;&#x017F;ens</hi> Ver-<lb/>
&#x017F;uch vergleicht, angef. Ort.</note>, nicht viel weniger Oel, oder gar<lb/>
mehr Oel befindlich i&#x017F;t <note place="foot" n="(d)"><cb/>
Jm Ver&#x017F;uche des <hi rendition="#fr">Rhades</hi><lb/>
betra&#x0364;gt das Oel <formula notation="TeX">\frac {"1"} {"24"}</formula> an Salzwa&#x017F;&#x017F;er.<lb/>
Jn den er&#x017F;tern §. 38. i&#x017F;t kaum eini-<lb/>
ger Theil &#x017F;o an&#x017F;enlich.</note>. Jnde&#x017F;&#x017F;en entha&#x0364;lt es auch nicht<lb/>
weniger Salz <note place="foot" n="(e)">Jm Salzwa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;tekkt <formula notation="TeX">\frac {"1"} {"235"}</formula><lb/>
Meer&#x017F;alz. Die im §. 40. vorge-<lb/>
tragnen Ebenmaaße &#x017F;ind fa&#x017F;t klei-<lb/>
ner.</note>, und nicht weniger Erde <note place="foot" n="(f)">Vom Salzwa&#x017F;&#x017F;er <formula notation="TeX">\frac {"1"} {"60"}</formula>, wie-<lb/>
wohl die Proportionen des 42 §.<lb/>
kleiner &#x017F;ind.</note>. Ei&#x017F;en<lb/>
mangelt dem Salzwa&#x017F;&#x017F;er entweder ganz und gar, oder es<lb/>
i&#x017F;t doch nur ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;par&#x017F;am darinnen ausgebreitet <note place="foot" n="(g)">Jm Eiwei&#x017F;&#x017F;e und der Blut-<lb/>
rinde des Fiebers, <hi rendition="#fr">Widmer</hi> S. 189.</note>.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">O 5</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Vierter</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0237] Das Salzwaſſer. Meinung, und er gibt die Erinnerung, daß ſie ungern Feuer fangen wolle, daß ſich dennoch in ihr ſelbſt eine kleine Flamme erzeuge, daß ihr Oel ſich entzuͤnde, und daß der Ueberreſt vom Flieswaſſer vielmehr, nach Art der Salze, im Feuer ein Gepraſſel errege (y). Jn dem Verſuche des Stubbe (y*) ernaͤhrte bald das Flieswaſſer die Flamme, bald praſſelte ſolches blos im Feuer. Der beruͤmte Poerner ſchied durchs Uebertreiben verſchiedne Saͤfte von der Maſſe des Salzwaſſers ab, darunter einige vor den uͤbrigen harnhafter, hizziger und brandiger gerieten (z). Das Salzwaſſer eines podagriſchen Menſchen gab einen fluͤchtigen harnhaften, und eben ſo ſcharfen Geiſt, als der Menſchenharn ſelbſt (z*). Vergleicht man nun die Erſcheinungen eines durchs Feuer gegangnen Salzwaſſers, mit der Analiſirung des Blutes, ſo erſieht man daraus, ſo viel ſich naͤmlich aus ſo viel uneinigen Verſuchen herausleſen laͤſt (a), daß im Salzwaſſer mehr Waſſer, eben ſo viel (b) oder gar mehr fluͤchtiges Salz (c), nicht viel weniger Oel, oder gar mehr Oel befindlich iſt (d). Jndeſſen enthaͤlt es auch nicht weniger Salz (e), und nicht weniger Erde (f). Eiſen mangelt dem Salzwaſſer entweder ganz und gar, oder es iſt doch nur hoͤchſt ſparſam darinnen ausgebreitet (g). Vierter (y) S. 95. (y*) Phlebotomy S. 115. 116. (z) S. 29. 30. (z*) Pinelli S. 180. (a) Abſchnitt 2. §. 36 u. f. (b) § 38 Wenn man den Boy- liſchen Verſuch mit dem Rhadeſi- ſchen vergleicht. Needham trift die Sache ſchlecht, wenn er ſchreibt, daß im Blute dreimal mehr da- von zugegen ſei. Angef. Ort. S. 235. (c) Wenn man Vieuſſens Ver- ſuch vergleicht, angef. Ort. (d) Jm Verſuche des Rhades betraͤgt das Oel [FORMEL] an Salzwaſſer. Jn den erſtern §. 38. iſt kaum eini- ger Theil ſo anſenlich. (e) Jm Salzwaſſer ſtekkt [FORMEL] Meerſalz. Die im §. 40. vorge- tragnen Ebenmaaße ſind faſt klei- ner. (f) Vom Salzwaſſer [FORMEL], wie- wohl die Proportionen des 42 §. kleiner ſind. (g) Jm Eiweiſſe und der Blut- rinde des Fiebers, Widmer S. 189. O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/237
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/237>, abgerufen am 29.04.2024.