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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Siebendes Buch. Die Ursachen

Etwas feiner ist diejenige Betrachtung, nach wel-
cher dergleichen Gang nur dikke, das ist, solche Säfte
erzeuget, die bei einerlei Eigenschaften, welche sie beim
Absondern erfaren, unverändert gelassen werden. Es
macht nämlich das Verweilen sonst viele Veränderungen
in den Scheidesäften, wie man gleich hören wird, aber
hier findet kein solches Verweilen Plazz.

Es verursachet aber ein ganz kurzer Gang eine leich-
te, häufige Absonderung und dikke Säfte. Es geht
nämlich durch einen ganz kurzen Kanal, wenn solcher
gleich etwas enge seyn sollte, dennoch ein grosses Theil-
chen viel leichter hindurch, als solches hindurch gehen
würde, wofern eben der Kanal lang wäre, und die ver-
längerte Enge desselben dem Fortrükken dieses Theilchen
im Wege stünde.

Endlich so beschleunigt die Bauart derer Auswurfs-
gänge, welche nach Art der Blutadern aus kleinen Ae-
sten zusammenwachsen, den ganzen Weg, den der Saft
zu nehmen hat. Es kann nämlich nicht anders seyn,
als daß ein Saft, eben wie in den Blutadern (g) um de-
sto geschwinder durch den Stamm, der enger als die
Wurzel ist, von welcher er herkömmt, hindurchfärt, je
enger der Stamm selbst ist, wofern man nur sein Ab-
sehn auf das in der That vermerte Reiben, nicht mit
richten will.

Wäget man dieses auf der Wagschaale der Zerglie-
derungskunst ab, so scheinet es nicht eben sehr ungereimt
auszufallen. Es verrichtet der Harngang, der an sich
gerade ist (h), eine ungemein häufige und zugleich flüssige
Absonderung, die es noch so bleibt, wenn sie gleich be-
reits in ihr Bläschen ausgegossen worden. Ganz kurz
sind die Gefässe, welche Fett absondern, und vielleicht

sind
(g) [Spaltenumbruch] 6. Buch. 4. Abschn. §. 5.
(h) [Spaltenumbruch] rvysch Thes. III. T. 4. f. 3.
u. f.
Siebendes Buch. Die Urſachen

Etwas feiner iſt diejenige Betrachtung, nach wel-
cher dergleichen Gang nur dikke, das iſt, ſolche Saͤfte
erzeuget, die bei einerlei Eigenſchaften, welche ſie beim
Abſondern erfaren, unveraͤndert gelaſſen werden. Es
macht naͤmlich das Verweilen ſonſt viele Veraͤnderungen
in den Scheideſaͤften, wie man gleich hoͤren wird, aber
hier findet kein ſolches Verweilen Plazz.

Es verurſachet aber ein ganz kurzer Gang eine leich-
te, haͤufige Abſonderung und dikke Saͤfte. Es geht
naͤmlich durch einen ganz kurzen Kanal, wenn ſolcher
gleich etwas enge ſeyn ſollte, dennoch ein groſſes Theil-
chen viel leichter hindurch, als ſolches hindurch gehen
wuͤrde, wofern eben der Kanal lang waͤre, und die ver-
laͤngerte Enge deſſelben dem Fortruͤkken dieſes Theilchen
im Wege ſtuͤnde.

Endlich ſo beſchleunigt die Bauart derer Auswurfs-
gaͤnge, welche nach Art der Blutadern aus kleinen Ae-
ſten zuſammenwachſen, den ganzen Weg, den der Saft
zu nehmen hat. Es kann naͤmlich nicht anders ſeyn,
als daß ein Saft, eben wie in den Blutadern (g) um de-
ſto geſchwinder durch den Stamm, der enger als die
Wurzel iſt, von welcher er herkoͤmmt, hindurchfaͤrt, je
enger der Stamm ſelbſt iſt, wofern man nur ſein Ab-
ſehn auf das in der That vermerte Reiben, nicht mit
richten will.

Waͤget man dieſes auf der Wagſchaale der Zerglie-
derungskunſt ab, ſo ſcheinet es nicht eben ſehr ungereimt
auszufallen. Es verrichtet der Harngang, der an ſich
gerade iſt (h), eine ungemein haͤufige und zugleich fluͤſſige
Abſonderung, die es noch ſo bleibt, wenn ſie gleich be-
reits in ihr Blaͤschen ausgegoſſen worden. Ganz kurz
ſind die Gefaͤſſe, welche Fett abſondern, und vielleicht

ſind
(g) [Spaltenumbruch] 6. Buch. 4. Abſchn. §. 5.
(h) [Spaltenumbruch] rvyſch Theſ. III. T. 4. f. 3.
u. f.
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[722/0742] Siebendes Buch. Die Urſachen Etwas feiner iſt diejenige Betrachtung, nach wel- cher dergleichen Gang nur dikke, das iſt, ſolche Saͤfte erzeuget, die bei einerlei Eigenſchaften, welche ſie beim Abſondern erfaren, unveraͤndert gelaſſen werden. Es macht naͤmlich das Verweilen ſonſt viele Veraͤnderungen in den Scheideſaͤften, wie man gleich hoͤren wird, aber hier findet kein ſolches Verweilen Plazz. Es verurſachet aber ein ganz kurzer Gang eine leich- te, haͤufige Abſonderung und dikke Saͤfte. Es geht naͤmlich durch einen ganz kurzen Kanal, wenn ſolcher gleich etwas enge ſeyn ſollte, dennoch ein groſſes Theil- chen viel leichter hindurch, als ſolches hindurch gehen wuͤrde, wofern eben der Kanal lang waͤre, und die ver- laͤngerte Enge deſſelben dem Fortruͤkken dieſes Theilchen im Wege ſtuͤnde. Endlich ſo beſchleunigt die Bauart derer Auswurfs- gaͤnge, welche nach Art der Blutadern aus kleinen Ae- ſten zuſammenwachſen, den ganzen Weg, den der Saft zu nehmen hat. Es kann naͤmlich nicht anders ſeyn, als daß ein Saft, eben wie in den Blutadern (g) um de- ſto geſchwinder durch den Stamm, der enger als die Wurzel iſt, von welcher er herkoͤmmt, hindurchfaͤrt, je enger der Stamm ſelbſt iſt, wofern man nur ſein Ab- ſehn auf das in der That vermerte Reiben, nicht mit richten will. Waͤget man dieſes auf der Wagſchaale der Zerglie- derungskunſt ab, ſo ſcheinet es nicht eben ſehr ungereimt auszufallen. Es verrichtet der Harngang, der an ſich gerade iſt (h), eine ungemein haͤufige und zugleich fluͤſſige Abſonderung, die es noch ſo bleibt, wenn ſie gleich be- reits in ihr Blaͤschen ausgegoſſen worden. Ganz kurz ſind die Gefaͤſſe, welche Fett abſondern, und vielleicht ſind (g) 6. Buch. 4. Abſchn. §. 5. (h) rvyſch Theſ. III. T. 4. f. 3. u. f.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/742>, abgerufen am 29.04.2024.