Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschn. Die Luft.
den, und zwischen derjenigen Luft, die wegen Höhe des
Ortes (t), und wegen der Entfernung von dem Mittel-
punkte der Erdkugel, dünne und leicht geworden ist. Denn
in dieser kann man, ob sich die Schwere der Atmosphäre
gleich um die Helfte vermindert, dennoch ohne Beschwer-
lichkeit Atem holen, wie ich selbst auf beiden hohen Al-
penspizzen der Schweiz, (jugum et furca), andre auf dem
Kaukasus (u), in der leichten Luft von Quito die berühm-
ten Franzosen (x), auf andern sehr hohen Bergen an-
dre (y), und auf dem Piko der Jnsel Teneriffa (y*), auf
dem Canigou, und Aetna glaubwürdige Zeugen (z), auf
dem Pichincha einige französische Akademisten erfahren
haben, als das Queksilber über sechzehn Zoll herabge-
fallen war (a).

Nicht daß man blos kurze Zeit über in dergleichen
Luft gemächlich leben könnte (b), nein, sondern es haben
berühmte Franzosen ganzer sechs Wochen, auf dem Ber-
ge Pichincha zugebracht, und es leben die Mönche ganze
Jahre lang auf dem Gothardtsberge, und Landleute den
ganzen Sommer über an noch höheren Oertern. Ja ich
möchte vielmehr dem berühmten Arbuthnot beipflich-
ten, welcher die Erinnerung thut, daß man sich nicht
wohl dabei befinde, wenn man sich schnell in eine dünnere
Luft begebe, und daß man sich viel besser daran gewöh-
nen könne (c). Und vielleicht kömmt es daher, daß Vö-

gel
(t) [Spaltenumbruch] Dieses ist schon in der Philos.
Trans. n.
29. S. 324. erinnert wor-
den, auch von I. EO. de CAPOA
della Moffete.
S. 69. daß man die
Luft auf den höchsten Bergen leicht
ertrage, ohne zu erstikken; nachher
von f. stocchett[i] de pressio-
neaeris.
(u) CHARDIN voyage de
Paris a Ifpahan T. II.
S. 92.
(x) BOVGVER pref. a la fig.
de la torre.
S. XXXVII.
(y) [Spaltenumbruch] mariotte und cassini
hist. de l'Acad.
1705. S. 15.
(y*) Phil. Trans. n. 345.
(z) SAVVAG. class. morb.
S. 212.
(a) condam. introduct. S. 35.
hales on ventilators. T. II. S.
154.
(b) F. FELICE ad arbvth-
not.
S. 74.
(c) Of air. S. 96.

III. Abſchn. Die Luft.
den, und zwiſchen derjenigen Luft, die wegen Hoͤhe des
Ortes (t), und wegen der Entfernung von dem Mittel-
punkte der Erdkugel, duͤnne und leicht geworden iſt. Denn
in dieſer kann man, ob ſich die Schwere der Atmoſphaͤre
gleich um die Helfte vermindert, dennoch ohne Beſchwer-
lichkeit Atem holen, wie ich ſelbſt auf beiden hohen Al-
penſpizzen der Schweiz, (jugum et furca), andre auf dem
Kaukaſus (u), in der leichten Luft von Quito die beruͤhm-
ten Franzoſen (x), auf andern ſehr hohen Bergen an-
dre (y), und auf dem Piko der Jnſel Teneriffa (y*), auf
dem Canigou, und Aetna glaubwuͤrdige Zeugen (z), auf
dem Pichincha einige franzoͤſiſche Akademiſten erfahren
haben, als das Quekſilber uͤber ſechzehn Zoll herabge-
fallen war (a).

Nicht daß man blos kurze Zeit uͤber in dergleichen
Luft gemaͤchlich leben koͤnnte (b), nein, ſondern es haben
beruͤhmte Franzoſen ganzer ſechs Wochen, auf dem Ber-
ge Pichincha zugebracht, und es leben die Moͤnche ganze
Jahre lang auf dem Gothardtsberge, und Landleute den
ganzen Sommer uͤber an noch hoͤheren Oertern. Ja ich
moͤchte vielmehr dem beruͤhmten Arbuthnot beipflich-
ten, welcher die Erinnerung thut, daß man ſich nicht
wohl dabei befinde, wenn man ſich ſchnell in eine duͤnnere
Luft begebe, und daß man ſich viel beſſer daran gewoͤh-
nen koͤnne (c). Und vielleicht koͤmmt es daher, daß Voͤ-

gel
(t) [Spaltenumbruch] Dieſes iſt ſchon in der Philoſ.
Tranſ. n.
29. S. 324. erinnert wor-
den, auch von I. EO. de CAPOA
della Moffete.
S. 69. daß man die
Luft auf den hoͤchſten Bergen leicht
ertrage, ohne zu erſtikken; nachher
von f. ſtocchett[i] de preſſio-
neaeris.
(u) CHARDIN voyage de
Paris a Ifpahan T. II.
S. 92.
(x) BOVGVER pref. a la fig.
de la torre.
S. XXXVII.
(y) [Spaltenumbruch] mariotte und caſſini
hiſt. de l’Acad.
1705. S. 15.
(y*) Phil. Tranſ. n. 345.
(z) SAVVAG. claſſ. morb.
S. 212.
(a) condam. introduct. S. 35.
haleſ on ventilators. T. II. S.
154.
(b) F. FELICE ad arbvth-
not.
S. 74.
(c) Of air. S. 96.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0309" n="303"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chn. Die Luft.</hi></fw><lb/>
den, und zwi&#x017F;chen derjenigen Luft, die wegen Ho&#x0364;he des<lb/>
Ortes <note place="foot" n="(t)"><cb/>
Die&#x017F;es i&#x017F;t &#x017F;chon in der <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;.<lb/>
Tran&#x017F;. n.</hi> 29. S. 324. erinnert wor-<lb/>
den, auch von <hi rendition="#aq">I. <hi rendition="#g">EO.</hi> de <hi rendition="#g">CAPOA</hi><lb/>
della Moffete.</hi> S. 69. daß man die<lb/>
Luft auf den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Bergen leicht<lb/>
ertrage, ohne zu er&#x017F;tikken; nachher<lb/>
von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">f. &#x017F;tocchett<supplied>i</supplied></hi></hi> de pre&#x017F;&#x017F;io-<lb/>
neaeris.</hi></note>, und wegen der Entfernung von dem Mittel-<lb/>
punkte der Erdkugel, du&#x0364;nne und leicht geworden i&#x017F;t. Denn<lb/>
in die&#x017F;er kann man, ob &#x017F;ich die Schwere der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re<lb/>
gleich um die Helfte vermindert, dennoch ohne Be&#x017F;chwer-<lb/>
lichkeit Atem holen, wie ich &#x017F;elb&#x017F;t auf beiden hohen Al-<lb/>
pen&#x017F;pizzen der Schweiz, (<hi rendition="#aq">jugum et furca</hi>), andre auf dem<lb/>
Kauka&#x017F;us <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CHARDIN</hi> voyage de<lb/>
Paris a Ifpahan T. II.</hi> S. 92.</note>, in der leichten Luft von Quito die beru&#x0364;hm-<lb/>
ten Franzo&#x017F;en <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOVGVER</hi> pref. a la fig.<lb/>
de la torre.</hi> S. <hi rendition="#aq">XXXVII.</hi></note>, auf andern &#x017F;ehr hohen Bergen an-<lb/>
dre <note place="foot" n="(y)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">mariotte</hi></hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ca&#x017F;&#x017F;ini</hi></hi><lb/>
hi&#x017F;t. de l&#x2019;Acad.</hi> 1705. S. 15.</note>, und auf dem Piko der Jn&#x017F;el Teneriffa <note place="foot" n="(y*)"><hi rendition="#aq">Phil. Tran&#x017F;. n.</hi> 345.</note>, auf<lb/>
dem Canigou, und Aetna glaubwu&#x0364;rdige Zeugen <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SAVVAG.</hi> cla&#x017F;&#x017F;. morb.</hi><lb/>
S. 212.</note>, auf<lb/>
dem Pichincha einige franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Akademi&#x017F;ten erfahren<lb/>
haben, als das Quek&#x017F;ilber u&#x0364;ber &#x017F;echzehn Zoll herabge-<lb/>
fallen war <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">condam.</hi></hi> introduct.</hi> S. 35.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">hale&#x017F;</hi></hi> on ventilators. T. II.</hi> S.<lb/>
154.</note>.</p><lb/>
            <p>Nicht daß man blos kurze Zeit u&#x0364;ber in dergleichen<lb/>
Luft gema&#x0364;chlich leben ko&#x0364;nnte <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">F. <hi rendition="#g">FELICE</hi> ad <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">arbvth-<lb/>
not.</hi></hi></hi> S. 74.</note>, nein, &#x017F;ondern es haben<lb/>
beru&#x0364;hmte Franzo&#x017F;en ganzer &#x017F;echs Wochen, auf dem Ber-<lb/>
ge Pichincha zugebracht, und es leben die Mo&#x0364;nche ganze<lb/>
Jahre lang auf dem Gothardtsberge, und Landleute den<lb/>
ganzen Sommer u&#x0364;ber an noch ho&#x0364;heren Oertern. Ja ich<lb/>
mo&#x0364;chte vielmehr dem beru&#x0364;hmten <hi rendition="#fr">Arbuthnot</hi> beipflich-<lb/>
ten, welcher die Erinnerung thut, daß man &#x017F;ich nicht<lb/>
wohl dabei befinde, wenn man &#x017F;ich &#x017F;chnell in eine du&#x0364;nnere<lb/>
Luft begebe, und daß man &#x017F;ich viel be&#x017F;&#x017F;er daran gewo&#x0364;h-<lb/>
nen ko&#x0364;nne <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Of air.</hi> S. 96.</note>. Und vielleicht ko&#x0364;mmt es daher, daß Vo&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gel</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0309] III. Abſchn. Die Luft. den, und zwiſchen derjenigen Luft, die wegen Hoͤhe des Ortes (t), und wegen der Entfernung von dem Mittel- punkte der Erdkugel, duͤnne und leicht geworden iſt. Denn in dieſer kann man, ob ſich die Schwere der Atmoſphaͤre gleich um die Helfte vermindert, dennoch ohne Beſchwer- lichkeit Atem holen, wie ich ſelbſt auf beiden hohen Al- penſpizzen der Schweiz, (jugum et furca), andre auf dem Kaukaſus (u), in der leichten Luft von Quito die beruͤhm- ten Franzoſen (x), auf andern ſehr hohen Bergen an- dre (y), und auf dem Piko der Jnſel Teneriffa (y*), auf dem Canigou, und Aetna glaubwuͤrdige Zeugen (z), auf dem Pichincha einige franzoͤſiſche Akademiſten erfahren haben, als das Quekſilber uͤber ſechzehn Zoll herabge- fallen war (a). Nicht daß man blos kurze Zeit uͤber in dergleichen Luft gemaͤchlich leben koͤnnte (b), nein, ſondern es haben beruͤhmte Franzoſen ganzer ſechs Wochen, auf dem Ber- ge Pichincha zugebracht, und es leben die Moͤnche ganze Jahre lang auf dem Gothardtsberge, und Landleute den ganzen Sommer uͤber an noch hoͤheren Oertern. Ja ich moͤchte vielmehr dem beruͤhmten Arbuthnot beipflich- ten, welcher die Erinnerung thut, daß man ſich nicht wohl dabei befinde, wenn man ſich ſchnell in eine duͤnnere Luft begebe, und daß man ſich viel beſſer daran gewoͤh- nen koͤnne (c). Und vielleicht koͤmmt es daher, daß Voͤ- gel (t) Dieſes iſt ſchon in der Philoſ. Tranſ. n. 29. S. 324. erinnert wor- den, auch von I. EO. de CAPOA della Moffete. S. 69. daß man die Luft auf den hoͤchſten Bergen leicht ertrage, ohne zu erſtikken; nachher von f. ſtocchetti de preſſio- neaeris. (u) CHARDIN voyage de Paris a Ifpahan T. II. S. 92. (x) BOVGVER pref. a la fig. de la torre. S. XXXVII. (y) mariotte und caſſini hiſt. de l’Acad. 1705. S. 15. (y*) Phil. Tranſ. n. 345. (z) SAVVAG. claſſ. morb. S. 212. (a) condam. introduct. S. 35. haleſ on ventilators. T. II. S. 154. (b) F. FELICE ad arbvth- not. S. 74. (c) Of air. S. 96.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/309
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/309>, abgerufen am 16.06.2024.