Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

IIII. Abschn. dessen Erscheinungen.

dende Leben wieder herstellen, wenn man in die Lunge
bläst.

Da man diesen Versuch, zur Erwekkung ertrunkner
Personen, vor kurzem mit Nuzzen angewandt hat, so
mus ich ihn mit mehr Genauigkeit erzählen. Es ist
also Vesal der erste, welcher ein sterbendes Thier durch
Einblasen der Luft, wieder zu sich selbst gebracht, und
die Beweguug des Herzens dadurch wieder ergänzt hat (n).
Eben dieses erzählt Nathanael Highmor (o), und es
berichtet Bogdan (p), wie man erstikkte junge Vögel,
als man ihnen Luft eingeblasen, wieder zum Leben gebracht
habe. Nachher erwürgte Wilhelm Croone, noch
vor dem Hook, ein junges Huhn, und da es keine Zei-
chen des Lebens mehr von sich gab, so machte er durch
Einblasen der Luft, daß es wieder auflebte (q). Er hatte
diesen Versuch den 25 des Maimonats im Jahre 1664
versprochen (r), und er legte ihn im ersten Julius der
Welt dar (s). Kurz darauf, den 22. October und 2ten
November 1664 öffnete (t) Robert Hooke die Brust,
und den Bauch eines Hundes, ziemlich weit, er zerstörte
die rechtmäßigen Werkzeuge des Atemholens; er blies
hierauf Luft in die Lunge ein, er brachte das Herz wieder
zum Schlagen, und erhielt dieses eine ganze Stunde da-
bei (u). Er hat diesen Versuch einige male wiederholt (x).
Das Thier starb, und es stand das Blut stille, so bald
er mit dem Blasen aufhörte (y). Er hat eben diesen
Versuch, mit Hülfe des Lowers, vor der königlichen

Ge-

(n) [Spaltenumbruch] L. VII.

(o) Disquis. anat. S. 190.

(p) In apologia pro lymphatciis
des Bartholins.

(q) BIRCH. T. I. S. 433. vergl.
thrvst. diatrib. S. 63. col-
lins. S. 536.

(r) BIRCH. T. I. S. 431.

(s) S. 433.

(t) [Spaltenumbruch] S. 482.

(u) S. 485. 486. Vergl. Phil.
Trans. n. 28. sprat Hist. of the
R. Soc. S. 232.

(x) BIRCH. T. II. S. 181. 187.

(y) T. I. S. 486. T. II. S. 198.
bagliv. S. 294. ridley obs.
S. 141.

B b 2

IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.

dende Leben wieder herſtellen, wenn man in die Lunge
blaͤſt.

Da man dieſen Verſuch, zur Erwekkung ertrunkner
Perſonen, vor kurzem mit Nuzzen angewandt hat, ſo
mus ich ihn mit mehr Genauigkeit erzaͤhlen. Es iſt
alſo Veſal der erſte, welcher ein ſterbendes Thier durch
Einblaſen der Luft, wieder zu ſich ſelbſt gebracht, und
die Beweguug des Herzens dadurch wieder ergaͤnzt hat (n).
Eben dieſes erzaͤhlt Nathanael Highmor (o), und es
berichtet Bogdan (p), wie man erſtikkte junge Voͤgel,
als man ihnen Luft eingeblaſen, wieder zum Leben gebracht
habe. Nachher erwuͤrgte Wilhelm Croone, noch
vor dem Hook, ein junges Huhn, und da es keine Zei-
chen des Lebens mehr von ſich gab, ſo machte er durch
Einblaſen der Luft, daß es wieder auflebte (q). Er hatte
dieſen Verſuch den 25 des Maimonats im Jahre 1664
verſprochen (r), und er legte ihn im erſten Julius der
Welt dar (s). Kurz darauf, den 22. October und 2ten
November 1664 oͤffnete (t) Robert Hooke die Bruſt,
und den Bauch eines Hundes, ziemlich weit, er zerſtoͤrte
die rechtmaͤßigen Werkzeuge des Atemholens; er blies
hierauf Luft in die Lunge ein, er brachte das Herz wieder
zum Schlagen, und erhielt dieſes eine ganze Stunde da-
bei (u). Er hat dieſen Verſuch einige male wiederholt (x).
Das Thier ſtarb, und es ſtand das Blut ſtille, ſo bald
er mit dem Blaſen aufhoͤrte (y). Er hat eben dieſen
Verſuch, mit Huͤlfe des Lowers, vor der koͤniglichen

Ge-

(n) [Spaltenumbruch] L. VII.

(o) Diſquiſ. anat. S. 190.

(p) In apologia pro lymphatciis
des Bartholins.

(q) BIRCH. T. I. S. 433. vergl.
thrvſt. diatrib. S. 63. col-
linſ. S. 536.

(r) BIRCH. T. I. S. 431.

(s) S. 433.

(t) [Spaltenumbruch] S. 482.

(u) S. 485. 486. Vergl. Phil.
Tranſ. n. 28. ſprat Hiſt. of the
R. Soc. S. 232.

(x) BIRCH. T. II. S. 181. 187.

(y) T. I. S. 486. T. II. S. 198.
bagliv. S. 294. ridley obſ.
S. 141.

B b 2

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0393" n="387"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IIII.</hi> Ab&#x017F;chn. de&#x017F;&#x017F;en Er&#x017F;cheinungen.</hi></fw><lb/>
dende Leben wieder her&#x017F;tellen, wenn man in die Lunge<lb/>
bla&#x0364;&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Da man die&#x017F;en Ver&#x017F;uch, zur Erwekkung ertrunkner<lb/>
Per&#x017F;onen, vor kurzem mit Nuzzen angewandt hat, &#x017F;o<lb/>
mus ich ihn mit mehr Genauigkeit erza&#x0364;hlen. Es i&#x017F;t<lb/>
al&#x017F;o <hi rendition="#fr">Ve&#x017F;al</hi> der er&#x017F;te, welcher ein &#x017F;terbendes Thier durch<lb/>
Einbla&#x017F;en der Luft, wieder zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gebracht, und<lb/>
die Beweguug des Herzens dadurch wieder erga&#x0364;nzt hat <note place="foot" n="(n)"><cb/><hi rendition="#aq">L. VII.</hi></note>.<lb/>
Eben die&#x017F;es erza&#x0364;hlt <hi rendition="#fr">Nathanael Highmor</hi> <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;qui&#x017F;. anat.</hi> S. 190.</note>, und es<lb/>
berichtet <hi rendition="#fr">Bogdan</hi> <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">In apologia pro lymphatciis</hi><lb/>
des <hi rendition="#fr">Bartholins.</hi></note>, wie man er&#x017F;tikkte junge Vo&#x0364;gel,<lb/>
als man ihnen Luft eingebla&#x017F;en, wieder zum Leben gebracht<lb/>
habe. Nachher erwu&#x0364;rgte <hi rendition="#fr">Wilhelm Croone,</hi> noch<lb/>
vor dem <hi rendition="#fr">Hook,</hi> ein junges Huhn, und da es keine Zei-<lb/>
chen des Lebens mehr von &#x017F;ich gab, &#x017F;o machte er durch<lb/>
Einbla&#x017F;en der Luft, daß es wieder auflebte <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BIRCH.</hi> T. I.</hi> S. 433. vergl.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">thrv&#x017F;t.</hi></hi> diatrib.</hi> S. 63. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">col-<lb/>
lin&#x017F;.</hi></hi></hi> S. 536.</note>. Er hatte<lb/>
die&#x017F;en Ver&#x017F;uch den 25 des Maimonats im Jahre 1664<lb/>
ver&#x017F;prochen <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BIRCH.</hi> T. I.</hi> S. 431.</note>, und er legte ihn im er&#x017F;ten Julius der<lb/>
Welt dar <note place="foot" n="(s)">S. 433.</note>. Kurz darauf, den 22. October und 2ten<lb/>
November 1664 o&#x0364;ffnete <note place="foot" n="(t)"><cb/>
S. 482.</note> <hi rendition="#fr">Robert Hooke</hi> die Bru&#x017F;t,<lb/>
und den Bauch eines Hundes, ziemlich weit, er zer&#x017F;to&#x0364;rte<lb/>
die rechtma&#x0364;ßigen Werkzeuge des Atemholens; er blies<lb/>
hierauf Luft in die Lunge ein, er brachte das Herz wieder<lb/>
zum Schlagen, und erhielt die&#x017F;es eine ganze Stunde da-<lb/>
bei <note place="foot" n="(u)">S. 485. 486. Vergl. <hi rendition="#aq">Phil.<lb/>
Tran&#x017F;. n. 28. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">&#x017F;prat</hi></hi> Hi&#x017F;t. of the<lb/>
R. Soc.</hi> S. 232.</note>. Er hat die&#x017F;en Ver&#x017F;uch einige male wiederholt <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BIRCH.</hi> T. II.</hi> S. 181. 187.</note>.<lb/>
Das Thier &#x017F;tarb, und es &#x017F;tand das Blut &#x017F;tille, &#x017F;o bald<lb/>
er mit dem Bla&#x017F;en aufho&#x0364;rte <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">T. I.</hi> S. 486. <hi rendition="#aq">T. II.</hi> S. 198.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">bagliv.</hi></hi></hi> S. 294. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ridley</hi></hi> ob&#x017F;.</hi><lb/>
S. 141.</note>. Er hat eben die&#x017F;en<lb/>
Ver&#x017F;uch, mit Hu&#x0364;lfe des <hi rendition="#fr">Lowers,</hi> vor der ko&#x0364;niglichen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[387/0393] IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen. dende Leben wieder herſtellen, wenn man in die Lunge blaͤſt. Da man dieſen Verſuch, zur Erwekkung ertrunkner Perſonen, vor kurzem mit Nuzzen angewandt hat, ſo mus ich ihn mit mehr Genauigkeit erzaͤhlen. Es iſt alſo Veſal der erſte, welcher ein ſterbendes Thier durch Einblaſen der Luft, wieder zu ſich ſelbſt gebracht, und die Beweguug des Herzens dadurch wieder ergaͤnzt hat (n). Eben dieſes erzaͤhlt Nathanael Highmor (o), und es berichtet Bogdan (p), wie man erſtikkte junge Voͤgel, als man ihnen Luft eingeblaſen, wieder zum Leben gebracht habe. Nachher erwuͤrgte Wilhelm Croone, noch vor dem Hook, ein junges Huhn, und da es keine Zei- chen des Lebens mehr von ſich gab, ſo machte er durch Einblaſen der Luft, daß es wieder auflebte (q). Er hatte dieſen Verſuch den 25 des Maimonats im Jahre 1664 verſprochen (r), und er legte ihn im erſten Julius der Welt dar (s). Kurz darauf, den 22. October und 2ten November 1664 oͤffnete (t) Robert Hooke die Bruſt, und den Bauch eines Hundes, ziemlich weit, er zerſtoͤrte die rechtmaͤßigen Werkzeuge des Atemholens; er blies hierauf Luft in die Lunge ein, er brachte das Herz wieder zum Schlagen, und erhielt dieſes eine ganze Stunde da- bei (u). Er hat dieſen Verſuch einige male wiederholt (x). Das Thier ſtarb, und es ſtand das Blut ſtille, ſo bald er mit dem Blaſen aufhoͤrte (y). Er hat eben dieſen Verſuch, mit Huͤlfe des Lowers, vor der koͤniglichen Ge- (n) L. VII. (o) Diſquiſ. anat. S. 190. (p) In apologia pro lymphatciis des Bartholins. (q) BIRCH. T. I. S. 433. vergl. thrvſt. diatrib. S. 63. col- linſ. S. 536. (r) BIRCH. T. I. S. 431. (s) S. 433. (t) S. 482. (u) S. 485. 486. Vergl. Phil. Tranſ. n. 28. ſprat Hiſt. of the R. Soc. S. 232. (x) BIRCH. T. II. S. 181. 187. (y) T. I. S. 486. T. II. S. 198. bagliv. S. 294. ridley obſ. S. 141. B b 2

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/393
Zitationshilfe:	Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/393>, abgerufen am 29.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.