Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Atemholen. VIII. Buch.
aufbieten möge: und es ist hiermit allerdings, wie mit
den Schmerzen beschaffen, welches der ängstliche Bote tst,
um die Gegenwart fremder Dinge, die besonders den Ner-
ven Gefahr drohen, anzukündigen.

Wenige haben sich das Herz genommen, die Ursache
von dem gesammten Durchgange des Blutes durch die
Lunge, nach einem langwierigen Einatmen, zu erläutern.
Jch, für meine Person, mag sie nicht von dem Zwerch-
felle herleiten, welches das Herz mit sich herabziehen, und
also dasselbe im Schlagen verwirrt machen könnte (r).
Jndessen giebt es doch einige Vermuthung, daß solches
bei gewaltsamer Anstrengung zerrissen (s), daß es ohne
Zweifel den Unterleib sehr zusammendrükkt (t), und man
mus dahin die Beispiele vom Grimmdarme, der von
Anstrengungen geborsten, rechnen (u). Allein, wenn
auch das Zwerchfell gar nicht sehr zusammengezogen
wird, so erfolgt doch eben solche Aengstlichkeit, und der
Tod würde ohnfehlbar auch erfolgen, wenn wir gleich bei
einem gelinden Einatmen beharren wollten.

Von der vermehrten Länge der Lungenschlagadern,
hat ehedem der berühmte Samuel Theodor Quel-
malz
(x), und nachher Franz Boißier (y), die Verenge-
rung, und davon herrührende Beklemmung herleiten
wollen, und es schäzzt der lezztere, daß sie um viermal
enger gemacht würden (z), ja er fügt noch hinzu, er
habe durch das Einblasen verhindert, daß das Wasser
aus der Lungenschlagader nicht nach der Lungenblutader
kommen können (a). Und also hienge überhaupt die

(r) [Spaltenumbruch] Davon leitet der ber. BOND
an einem, der sich heftig bemüht, den
schwachen Puls her, of the nigth-
mare.
S. 18.
(s) Vorhergeh. §. 6.
(t) HALES. S. 162. strake
angef. Disput.
(u) Bresl. Samml. 1719. Oct.
[Spaltenumbruch] schaarschmidt
Berl. Nachr.
1740. n. 38.
(x) Progr. ad Cl. BOSE disput.
1748. herausgeg.
(y) Effets de l'air. S. 44.
(z) Angef. Ort.
(a) S. 45.

Das Atemholen. VIII. Buch.
aufbieten moͤge: und es iſt hiermit allerdings, wie mit
den Schmerzen beſchaffen, welches der aͤngſtliche Bote tſt,
um die Gegenwart fremder Dinge, die beſonders den Ner-
ven Gefahr drohen, anzukuͤndigen.

Wenige haben ſich das Herz genommen, die Urſache
von dem geſammten Durchgange des Blutes durch die
Lunge, nach einem langwierigen Einatmen, zu erlaͤutern.
Jch, fuͤr meine Perſon, mag ſie nicht von dem Zwerch-
felle herleiten, welches das Herz mit ſich herabziehen, und
alſo daſſelbe im Schlagen verwirrt machen koͤnnte (r).
Jndeſſen giebt es doch einige Vermuthung, daß ſolches
bei gewaltſamer Anſtrengung zerriſſen (s), daß es ohne
Zweifel den Unterleib ſehr zuſammendruͤkkt (t), und man
mus dahin die Beiſpiele vom Grimmdarme, der von
Anſtrengungen geborſten, rechnen (u). Allein, wenn
auch das Zwerchfell gar nicht ſehr zuſammengezogen
wird, ſo erfolgt doch eben ſolche Aengſtlichkeit, und der
Tod wuͤrde ohnfehlbar auch erfolgen, wenn wir gleich bei
einem gelinden Einatmen beharren wollten.

Von der vermehrten Laͤnge der Lungenſchlagadern,
hat ehedem der beruͤhmte Samuel Theodor Quel-
malz
(x), und nachher Franz Boißier (y), die Verenge-
rung, und davon herruͤhrende Beklemmung herleiten
wollen, und es ſchaͤzzt der lezztere, daß ſie um viermal
enger gemacht wuͤrden (z), ja er fuͤgt noch hinzu, er
habe durch das Einblaſen verhindert, daß das Waſſer
aus der Lungenſchlagader nicht nach der Lungenblutader
kommen koͤnnen (a). Und alſo hienge uͤberhaupt die

(r) [Spaltenumbruch] Davon leitet der ber. BOND
an einem, der ſich heftig bemuͤht, den
ſchwachen Puls her, of the nigth-
mare.
S. 18.
(s) Vorhergeh. §. 6.
(t) HALES. S. 162. ſtrake
angef. Disput.
(u) Bresl. Samml. 1719. Oct.
[Spaltenumbruch] ſchaarſchmidt
Berl. Nachr.
1740. n. 38.
(x) Progr. ad Cl. BOSE diſput.
1748. herausgeg.
(y) Effets de l’air. S. 44.
(z) Angef. Ort.
(a) S. 45.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0404" n="398"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Atemholen. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
aufbieten mo&#x0364;ge: und es i&#x017F;t hiermit allerdings, wie mit<lb/>
den Schmerzen be&#x017F;chaffen, welches der a&#x0364;ng&#x017F;tliche Bote t&#x017F;t,<lb/>
um die Gegenwart fremder Dinge, die be&#x017F;onders den Ner-<lb/>
ven Gefahr drohen, anzuku&#x0364;ndigen.</p><lb/>
            <p>Wenige haben &#x017F;ich das Herz genommen, die Ur&#x017F;ache<lb/>
von dem ge&#x017F;ammten Durchgange des Blutes durch die<lb/>
Lunge, nach einem langwierigen Einatmen, zu erla&#x0364;utern.<lb/>
Jch, fu&#x0364;r meine Per&#x017F;on, mag &#x017F;ie nicht von dem Zwerch-<lb/>
felle herleiten, welches das Herz mit &#x017F;ich herabziehen, und<lb/>
al&#x017F;o da&#x017F;&#x017F;elbe im Schlagen verwirrt machen ko&#x0364;nnte <note place="foot" n="(r)"><cb/>
Davon leitet der ber. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOND</hi></hi><lb/>
an einem, der &#x017F;ich heftig bemu&#x0364;ht, den<lb/>
&#x017F;chwachen Puls her, <hi rendition="#aq">of the nigth-<lb/>
mare.</hi> S. 18.</note>.<lb/>
Jnde&#x017F;&#x017F;en giebt es doch einige Vermuthung, daß &#x017F;olches<lb/>
bei gewalt&#x017F;amer An&#x017F;trengung zerri&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(s)">Vorhergeh. §. 6.</note>, daß es ohne<lb/>
Zweifel den Unterleib &#x017F;ehr zu&#x017F;ammendru&#x0364;kkt <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HALES.</hi></hi> S. 162. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">&#x017F;trake</hi></hi></hi><lb/>
angef. Disput.</note>, und man<lb/>
mus dahin die Bei&#x017F;piele vom Grimmdarme, der von<lb/>
An&#x017F;trengungen gebor&#x017F;ten, rechnen <note place="foot" n="(u)">Bresl. Samml. 1719. <hi rendition="#aq">Oct.<lb/><cb/> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">&#x017F;chaar&#x017F;chmidt</hi></hi></hi> Berl. Nachr.<lb/>
1740. <hi rendition="#aq">n.</hi> 38.</note>. Allein, wenn<lb/>
auch das Zwerchfell gar nicht &#x017F;ehr zu&#x017F;ammengezogen<lb/>
wird, &#x017F;o erfolgt doch eben &#x017F;olche Aeng&#x017F;tlichkeit, und der<lb/>
Tod wu&#x0364;rde ohnfehlbar auch erfolgen, wenn wir gleich bei<lb/>
einem gelinden Einatmen beharren wollten.</p><lb/>
            <p>Von der vermehrten La&#x0364;nge der Lungen&#x017F;chlagadern,<lb/>
hat ehedem der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#fr">Samuel Theodor Quel-<lb/>
malz</hi> <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">Progr. ad Cl. <hi rendition="#g">BOSE</hi> di&#x017F;put.</hi><lb/>
1748. herausgeg.</note>, und nachher <hi rendition="#fr">Franz Boißier</hi> <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">Effets de l&#x2019;air.</hi> S. 44.</note>, die Verenge-<lb/>
rung, und davon herru&#x0364;hrende Beklemmung herleiten<lb/>
wollen, und es &#x017F;cha&#x0364;zzt der lezztere, daß &#x017F;ie um viermal<lb/>
enger gemacht wu&#x0364;rden <note place="foot" n="(z)">Angef. Ort.</note>, ja er fu&#x0364;gt noch hinzu, er<lb/>
habe durch das Einbla&#x017F;en verhindert, daß das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
aus der Lungen&#x017F;chlagader nicht nach der Lungenblutader<lb/>
kommen ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="(a)">S. 45.</note>. Und al&#x017F;o hienge u&#x0364;berhaupt die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[398/0404] Das Atemholen. VIII. Buch. aufbieten moͤge: und es iſt hiermit allerdings, wie mit den Schmerzen beſchaffen, welches der aͤngſtliche Bote tſt, um die Gegenwart fremder Dinge, die beſonders den Ner- ven Gefahr drohen, anzukuͤndigen. Wenige haben ſich das Herz genommen, die Urſache von dem geſammten Durchgange des Blutes durch die Lunge, nach einem langwierigen Einatmen, zu erlaͤutern. Jch, fuͤr meine Perſon, mag ſie nicht von dem Zwerch- felle herleiten, welches das Herz mit ſich herabziehen, und alſo daſſelbe im Schlagen verwirrt machen koͤnnte (r). Jndeſſen giebt es doch einige Vermuthung, daß ſolches bei gewaltſamer Anſtrengung zerriſſen (s), daß es ohne Zweifel den Unterleib ſehr zuſammendruͤkkt (t), und man mus dahin die Beiſpiele vom Grimmdarme, der von Anſtrengungen geborſten, rechnen (u). Allein, wenn auch das Zwerchfell gar nicht ſehr zuſammengezogen wird, ſo erfolgt doch eben ſolche Aengſtlichkeit, und der Tod wuͤrde ohnfehlbar auch erfolgen, wenn wir gleich bei einem gelinden Einatmen beharren wollten. Von der vermehrten Laͤnge der Lungenſchlagadern, hat ehedem der beruͤhmte Samuel Theodor Quel- malz (x), und nachher Franz Boißier (y), die Verenge- rung, und davon herruͤhrende Beklemmung herleiten wollen, und es ſchaͤzzt der lezztere, daß ſie um viermal enger gemacht wuͤrden (z), ja er fuͤgt noch hinzu, er habe durch das Einblaſen verhindert, daß das Waſſer aus der Lungenſchlagader nicht nach der Lungenblutader kommen koͤnnen (a). Und alſo hienge uͤberhaupt die (r) Davon leitet der ber. BOND an einem, der ſich heftig bemuͤht, den ſchwachen Puls her, of the nigth- mare. S. 18. (s) Vorhergeh. §. 6. (t) HALES. S. 162. ſtrake angef. Disput. (u) Bresl. Samml. 1719. Oct. ſchaarſchmidt Berl. Nachr. 1740. n. 38. (x) Progr. ad Cl. BOSE diſput. 1748. herausgeg. (y) Effets de l’air. S. 44. (z) Angef. Ort. (a) S. 45.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/404
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/404>, abgerufen am 03.05.2024.