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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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V. Abschn. Der Nuzzen.
besser, diese Redensarten beizubehalten, aus der Luft ins
Blut übergehen. Nachgehens erklären sie sich näher, und
nennen es den Lebensgeist, dieser soll durch die Lunge ins
Herz (c), und in die Schlagadern kommen (d), und in
diesen Werkzeugen zum Lebensgeiste gebildet werden (e),
der das Herz, und die Schlagadern in Bewegung sezze (f),
und in dem wunderbaren Nezze des Gehirnes zu dem
thierischen Geiste verwandelt werde (g). Es finden sich
auch unter den Neuern einige, welche diese Erzeugung
der thierischen Geister aus der Luft vertheidigen (h).

Andre nehmen es nicht eben auf sich, diese Geister so
deutsch weg aus der Luft entstehen zu lassen, ob sie gleich
verstatten, daß sich etwas zum Leben gehöriges (i) aus der
Luft ins Blut ziehe, und diese Meinung lassen sich einige
rühmte Männer (k), die sonst der übrigen Partei nicht eben
gewogen sind, dennoch gefallen. Sie glauben, daß dieses
Element, es habe damit eine Beschaffenheit, wie es wolle,
in einer dichten Luft, in grössrer Menge beisammen sey,
und daß man daher langsamer in einer dergleichen Luft
atme (l). Dieser Aether werde im Atemholen verzehrt,
folglich könne man in einer, und ebenderselben Luft nicht
lange leben (m): daher erquikke man in einer freien Luft,

und
(c) [Spaltenumbruch] ARIST. hist. anim. L. I. c. 16.
athenaevs
beim galen de
differ. puls. L. IV. c. 14. aret.
acut. L. II. c. 3. rvfvs part. appell.
L. II.
S. 59.
(d) GICERO natur. Deor. L.
II.
S. 603. athenaevs.
ebendas.
(e) ORIBAS. S. 78. Vergl.
GALEN util. part. L. VII. c. 8. 9.
colvmbvs
S. 223.
(f) ATHENAEVS, rvfvs
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GALEN. de util. respir. de dis-
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L. VII. c.
9.
(h) L. aCAPOA delle mof-
[Spaltenumbruch] fette, BARBIERI
in einem, zu
Bononien 1680 zwölf ausgegebenen
Büchgen, MOSCA T. I. S. 232.
236. 265. Daß die Luft die Ursache
zur Empfindlichkeit und Bewegung
sei, lehrt dieser, auch in unserm Zeit-
alter berühmte Mann.
(i) F. M. ab HELMONT ho-
min. et. morb.
S. 74. u. f.
(k) BOERH. Elem. Chem. T. I.
S. 499. 500. mead of poisons.
S. 289. BOHN deaeris in sublun.
influx.
S. 448. 449. savvages
physiol
S. 111.
(l) MEAD de peste. S. 45. vergl.
S. 194.
(m) 8 B. 3. A. 11 N.
K k 5

V. Abſchn. Der Nuzzen.
beſſer, dieſe Redensarten beizubehalten, aus der Luft ins
Blut uͤbergehen. Nachgehens erklaͤren ſie ſich naͤher, und
nennen es den Lebensgeiſt, dieſer ſoll durch die Lunge ins
Herz (c), und in die Schlagadern kommen (d), und in
dieſen Werkzeugen zum Lebensgeiſte gebildet werden (e),
der das Herz, und die Schlagadern in Bewegung ſezze (f),
und in dem wunderbaren Nezze des Gehirnes zu dem
thieriſchen Geiſte verwandelt werde (g). Es finden ſich
auch unter den Neuern einige, welche dieſe Erzeugung
der thieriſchen Geiſter aus der Luft vertheidigen (h).

Andre nehmen es nicht eben auf ſich, dieſe Geiſter ſo
deutſch weg aus der Luft entſtehen zu laſſen, ob ſie gleich
verſtatten, daß ſich etwas zum Leben gehoͤriges (i) aus der
Luft ins Blut ziehe, und dieſe Meinung laſſen ſich einige
ruͤhmte Maͤnner (k), die ſonſt der uͤbrigen Partei nicht eben
gewogen ſind, dennoch gefallen. Sie glauben, daß dieſes
Element, es habe damit eine Beſchaffenheit, wie es wolle,
in einer dichten Luft, in groͤſſrer Menge beiſammen ſey,
und daß man daher langſamer in einer dergleichen Luft
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folglich koͤnne man in einer, und ebenderſelben Luft nicht
lange leben (m): daher erquikke man in einer freien Luft,

und
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GALEN util. part. L. VII. c. 8. 9.
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ſect. inſtrum. vocis. c. 3. de uſu part.
L. VII. c.
9.
(h) L. aCAPOA delle mof-
[Spaltenumbruch] fette, BARBIERI
in einem, zu
Bononien 1680 zwoͤlf ausgegebenen
Buͤchgen, MOSCA T. I. S. 232.
236. 265. Daß die Luft die Urſache
zur Empfindlichkeit und Bewegung
ſei, lehrt dieſer, auch in unſerm Zeit-
alter beruͤhmte Mann.
(i) F. M. ab HELMONT ho-
min. et. morb.
S. 74. u. f.
(k) BOERH. Elem. Chem. T. I.
S. 499. 500. mead of poiſons.
S. 289. BOHN deaeris in ſublun.
influx.
S. 448. 449. ſavvageſ
phyſiol
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[519[521]/0527] V. Abſchn. Der Nuzzen. beſſer, dieſe Redensarten beizubehalten, aus der Luft ins Blut uͤbergehen. Nachgehens erklaͤren ſie ſich naͤher, und nennen es den Lebensgeiſt, dieſer ſoll durch die Lunge ins Herz (c), und in die Schlagadern kommen (d), und in dieſen Werkzeugen zum Lebensgeiſte gebildet werden (e), der das Herz, und die Schlagadern in Bewegung ſezze (f), und in dem wunderbaren Nezze des Gehirnes zu dem thieriſchen Geiſte verwandelt werde (g). Es finden ſich auch unter den Neuern einige, welche dieſe Erzeugung der thieriſchen Geiſter aus der Luft vertheidigen (h). Andre nehmen es nicht eben auf ſich, dieſe Geiſter ſo deutſch weg aus der Luft entſtehen zu laſſen, ob ſie gleich verſtatten, daß ſich etwas zum Leben gehoͤriges (i) aus der Luft ins Blut ziehe, und dieſe Meinung laſſen ſich einige ruͤhmte Maͤnner (k), die ſonſt der uͤbrigen Partei nicht eben gewogen ſind, dennoch gefallen. Sie glauben, daß dieſes Element, es habe damit eine Beſchaffenheit, wie es wolle, in einer dichten Luft, in groͤſſrer Menge beiſammen ſey, und daß man daher langſamer in einer dergleichen Luft atme (l). Dieſer Aether werde im Atemholen verzehrt, folglich koͤnne man in einer, und ebenderſelben Luft nicht lange leben (m): daher erquikke man in einer freien Luft, und (c) ARIST. hiſt. anim. L. I. c. 16. athenaevſ beim galen de differ. pulſ. L. IV. c. 14. aret. acut. L. II. c. 3. rvfvſ part. appell. L. II. S. 59. (d) GICERO natur. Deor. L. II. S. 603. athenaevſ. ebendaſ. (e) ORIBAS. S. 78. Vergl. GALEN util. part. L. VII. c. 8. 9. colvmbvſ S. 223. (f) ATHENAEVS, rvfvſ (g) ORIBAS. S. 78. Vergl. GALEN. de util. reſpir. de diſ- ſect. inſtrum. vocis. c. 3. de uſu part. L. VII. c. 9. (h) L. aCAPOA delle mof- fette, BARBIERI in einem, zu Bononien 1680 zwoͤlf ausgegebenen Buͤchgen, MOSCA T. I. S. 232. 236. 265. Daß die Luft die Urſache zur Empfindlichkeit und Bewegung ſei, lehrt dieſer, auch in unſerm Zeit- alter beruͤhmte Mann. (i) F. M. ab HELMONT ho- min. et. morb. S. 74. u. f. (k) BOERH. Elem. Chem. T. I. S. 499. 500. mead of poiſons. S. 289. BOHN deaeris in ſublun. influx. S. 448. 449. ſavvageſ phyſiol S. 111. (l) MEAD de peſte. S. 45. vergl. S. 194. (m) 8 B. 3. A. 11 N. K k 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 519[521]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/527>, abgerufen am 29.04.2024.