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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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V. Abschn. Der Nuzzen.
im Wasser aufgelöste, und darinnen, als ein Salz
gleichsam zerschmelzende thue, die überhaupt keine Elastici-
tät mehr offenbare (e), es seyn denn die genannte Bedin-
gungen da. Es soll nach der Ordnung folgen, durch
was vor Gründe grosse Männer so zu denken veranlast
worden.

Erstlich zeigte unser Lehrer, wie er gewohnt war, auf
eine scharfsinnige Weise (f), daß aus dieser Auflösung
selbst überhaupt keine neue Luft ins Blut aufgenommen
werden könne. Denn wenn das Blut mit Luft genung
gesättigt worden, so wird das Blut keine mehr in sich
nehmen (g). Wenn es noch nicht gesättigt worden, so
wird es zwar welche einnehmen, es wird solche aber von
der elastischen Beschaffnheit in eine fixe übergehen (h).

Es würde ferner der Analogie der Natur zu wieder-
streiten scheinen, wenn die Luft in dem aufgelösten Blute
eine andre Natur haben sollte, als sie sonst in jeder an-
drer Flüßigkeit, im Wasser, Oele, und dem stärksten
Weingeiste hat; die mineralischen Wasser, und gärende
Säfte allein ausgenommen, als welche von selbsten
schäumen.

Es bestätigt sich auch dieser Verdacht dadurch, daß
im Blute weder einige Zusammendrükkung, noch Aus-
dehnung wargenommen wird. Denn es verdichtet eine
kalte Luft, nur entweder bis zum , daß es im Winter
in der Röhre unter dem Frostpunkte fast gar nicht merk-
lich niedersinkt (i), oder bis zum (k) das Blut,

oder
(e) [Spaltenumbruch] MVSSCHENBR. S. 22.
SAVVAG. DIEBOLD, SE-
NAG
ess.
S. 566 569. hinlo-
pen
in diss. utrum aer cum san-
guine. per pulmones transeunte,
misceatur, Traject. 1755. hoadl.

S. 61. 64. 65. und alle obige Schrift-
steller.
(f) [Spaltenumbruch] BOERH. praelect. S. 220.
211.
(g) 8 B. 3 A. 3 N.
(h) Ebendas.
(i) AVRIVILLIVS. angef.
Dissert. S. 52. 53.
(k) SAVVAG. physiol. S. 106.

V. Abſchn. Der Nuzzen.
im Waſſer aufgeloͤſte, und darinnen, als ein Salz
gleichſam zerſchmelzende thue, die uͤberhaupt keine Elaſtici-
taͤt mehr offenbare (e), es ſeyn denn die genannte Bedin-
gungen da. Es ſoll nach der Ordnung folgen, durch
was vor Gruͤnde groſſe Maͤnner ſo zu denken veranlaſt
worden.

Erſtlich zeigte unſer Lehrer, wie er gewohnt war, auf
eine ſcharfſinnige Weiſe (f), daß aus dieſer Aufloͤſung
ſelbſt uͤberhaupt keine neue Luft ins Blut aufgenommen
werden koͤnne. Denn wenn das Blut mit Luft genung
geſaͤttigt worden, ſo wird das Blut keine mehr in ſich
nehmen (g). Wenn es noch nicht geſaͤttigt worden, ſo
wird es zwar welche einnehmen, es wird ſolche aber von
der elaſtiſchen Beſchaffnheit in eine fixe uͤbergehen (h).

Es wuͤrde ferner der Analogie der Natur zu wieder-
ſtreiten ſcheinen, wenn die Luft in dem aufgeloͤſten Blute
eine andre Natur haben ſollte, als ſie ſonſt in jeder an-
drer Fluͤßigkeit, im Waſſer, Oele, und dem ſtaͤrkſten
Weingeiſte hat; die mineraliſchen Waſſer, und gaͤrende
Saͤfte allein ausgenommen, als welche von ſelbſten
ſchaͤumen.

Es beſtaͤtigt ſich auch dieſer Verdacht dadurch, daß
im Blute weder einige Zuſammendruͤkkung, noch Aus-
dehnung wargenommen wird. Denn es verdichtet eine
kalte Luft, nur entweder bis zum , daß es im Winter
in der Roͤhre unter dem Froſtpunkte faſt gar nicht merk-
lich niederſinkt (i), oder bis zum (k) das Blut,

oder
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eſſ.
S. 566 569. hinlo-
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ſteller.
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211.
(g) 8 B. 3 A. 3 N.
(h) Ebendaſ.
(i) AVRIVILLIVS. angef.
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[525[527]/0533] V. Abſchn. Der Nuzzen. im Waſſer aufgeloͤſte, und darinnen, als ein Salz gleichſam zerſchmelzende thue, die uͤberhaupt keine Elaſtici- taͤt mehr offenbare (e), es ſeyn denn die genannte Bedin- gungen da. Es ſoll nach der Ordnung folgen, durch was vor Gruͤnde groſſe Maͤnner ſo zu denken veranlaſt worden. Erſtlich zeigte unſer Lehrer, wie er gewohnt war, auf eine ſcharfſinnige Weiſe (f), daß aus dieſer Aufloͤſung ſelbſt uͤberhaupt keine neue Luft ins Blut aufgenommen werden koͤnne. Denn wenn das Blut mit Luft genung geſaͤttigt worden, ſo wird das Blut keine mehr in ſich nehmen (g). Wenn es noch nicht geſaͤttigt worden, ſo wird es zwar welche einnehmen, es wird ſolche aber von der elaſtiſchen Beſchaffnheit in eine fixe uͤbergehen (h). Es wuͤrde ferner der Analogie der Natur zu wieder- ſtreiten ſcheinen, wenn die Luft in dem aufgeloͤſten Blute eine andre Natur haben ſollte, als ſie ſonſt in jeder an- drer Fluͤßigkeit, im Waſſer, Oele, und dem ſtaͤrkſten Weingeiſte hat; die mineraliſchen Waſſer, und gaͤrende Saͤfte allein ausgenommen, als welche von ſelbſten ſchaͤumen. Es beſtaͤtigt ſich auch dieſer Verdacht dadurch, daß im Blute weder einige Zuſammendruͤkkung, noch Aus- dehnung wargenommen wird. Denn es verdichtet eine kalte Luft, nur entweder bis zum [FORMEL], daß es im Winter in der Roͤhre unter dem Froſtpunkte faſt gar nicht merk- lich niederſinkt (i), oder bis zum [FORMEL] (k) das Blut, oder (e) MVSSCHENBR. S. 22. SAVVAG. DIEBOLD, SE- NAG eſſ. S. 566 569. hinlo- pen in diſſ. utrum aer cum ſan- guine. per pulmones tranſeunte, miſceatur, Traject. 1755. hoadl. S. 61. 64. 65. und alle obige Schrift- ſteller. (f) BOERH. praelect. S. 220. 211. (g) 8 B. 3 A. 3 N. (h) Ebendaſ. (i) AVRIVILLIVS. angef. Diſſert. S. 52. 53. (k) SAVVAG. phyſiol. S. 106.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 525[527]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/533>, abgerufen am 28.04.2024.