Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschn. Die Töne.
deren Bänder zu Zitterungen veranlasse (c), die bald in
der feinen Stimme zahlreich, bald in der groben spar-
samer geschehen: und daß auf diese Art durch den Mund,
und durch die Nase, oder durch eine von diesen Hölungen
allein, eine abgemessene Stimme hervor gebracht werde.

Fische von kaltem Blute haben keine Stimme, weil
sie keine Lunge, noch ein Luftbehältnis haben, welches
sie ausleeren könnten, noch eine Luftröhrenspalte besizzen,
welche zittern sollte. Diejenigen Fische, denen man eine
Stimme zugeschrieben (c*), an diesen bringt entweder
das herausgetriebene Wasser, oder die aus dem Munde
durch die Lippen ausgepresste Luft (e), oder das Reiben
der Fischohren aneinander (f), oder eine andere Ursa-
che (g), einen Schall hervor, der von einer wahren
Stimme verschieden ist. Jn der That machen die Fische,
die ein warmes Blut haben, als der Delphin (h), die
Wallfischart, der Jupiter genannt (i), andere Wallfische,
und das Seeeinhorn (k), einen starken Laut.

Man ersieht daher aus dem vorhergehenden viele Stük-
ke, worüber man Fragen aufwerfen könnte. Da bei den
feinen Tönen der Luftröhrenkopf in die Höhe steigt, und
obgleich eine andere Ursache zu der feinen Stimme vor-
handen ist (l), dennoch die Glottis zuverläßig enger ge-
macht wird (m), so erhellet daraus, wie diese feinen
Töne Schaden bringen können, sowohl, weil die Kräfte
des Atems erschöpft werden (n), als auch, weil die ge-
(d)

schwäch-
(c) [Spaltenumbruch] S. 437.
(c*) Unter den Fischen grunzet
der Kaper. plin. L. XI. c. 5.
(e) Hieher gehöret das Zischen
der Aale, klein Versuche der
Danz. Gesellschaft. S. 120.
(f) radscynski hist. nat.
Polon. T. II.
S. 249. Von Meers-
s korpionen.
(g) [Spaltenumbruch] ARIST. von den Knorpeln,
hist. L. IV. c. 9.
(h) PLIN. L. IX. c. 8.
(i) ANDERSON. S. 198.
(k) KLEIN. angef. Ort. S. 113.
vorhergeh. N. 8.
(m) Vorhergeh. Nr. 7.
(n) An den Predigern, amman.
S. 32. 33.
(d) gvidas. L. III. S. 135.

III. Abſchn. Die Toͤne.
deren Baͤnder zu Zitterungen veranlaſſe (c), die bald in
der feinen Stimme zahlreich, bald in der groben ſpar-
ſamer geſchehen: und daß auf dieſe Art durch den Mund,
und durch die Naſe, oder durch eine von dieſen Hoͤlungen
allein, eine abgemeſſene Stimme hervor gebracht werde.

Fiſche von kaltem Blute haben keine Stimme, weil
ſie keine Lunge, noch ein Luftbehaͤltnis haben, welches
ſie ausleeren koͤnnten, noch eine Luftroͤhrenſpalte beſizzen,
welche zittern ſollte. Diejenigen Fiſche, denen man eine
Stimme zugeſchrieben (c*), an dieſen bringt entweder
das herausgetriebene Waſſer, oder die aus dem Munde
durch die Lippen ausgepreſſte Luft (e), oder das Reiben
der Fiſchohren aneinander (f), oder eine andere Urſa-
che (g), einen Schall hervor, der von einer wahren
Stimme verſchieden iſt. Jn der That machen die Fiſche,
die ein warmes Blut haben, als der Delphin (h), die
Wallfiſchart, der Jupiter genannt (i), andere Wallfiſche,
und das Seeeinhorn (k), einen ſtarken Laut.

Man erſieht daher aus dem vorhergehenden viele Stuͤk-
ke, woruͤber man Fragen aufwerfen koͤnnte. Da bei den
feinen Toͤnen der Luftroͤhrenkopf in die Hoͤhe ſteigt, und
obgleich eine andere Urſache zu der feinen Stimme vor-
handen iſt (l), dennoch die Glottis zuverlaͤßig enger ge-
macht wird (m), ſo erhellet daraus, wie dieſe feinen
Toͤne Schaden bringen koͤnnen, ſowohl, weil die Kraͤfte
des Atems erſchoͤpft werden (n), als auch, weil die ge-
(d)

ſchwaͤch-
(c) [Spaltenumbruch] S. 437.
(c*) Unter den Fiſchen grunzet
der Kaper. plin. L. XI. c. 5.
(e) Hieher gehoͤret das Ziſchen
der Aale, klein Verſuche der
Danz. Geſellſchaft. S. 120.
(f) radſcynſki hiſt. nat.
Polon. T. II.
S. 249. Von Meers-
ſ korpionen.
(g) [Spaltenumbruch] ARIST. von den Knorpeln,
hiſt. L. IV. c. 9.
(h) PLIN. L. IX. c. 8.
(i) ANDERSON. S. 198.
(k) KLEIN. angef. Ort. S. 113.
vorhergeh. N. 8.
(m) Vorhergeh. Nr. 7.
(n) An den Predigern, amman.
S. 32. 33.
(d) gvidaſ. L. III. S. 135.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0721" n="713[715]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chn. Die To&#x0364;ne.</hi></fw><lb/>
deren Ba&#x0364;nder zu Zitterungen veranla&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="(c)"><cb/>
S. 437.</note>, die bald in<lb/>
der feinen Stimme zahlreich, bald in der groben &#x017F;par-<lb/>
&#x017F;amer ge&#x017F;chehen: und daß auf die&#x017F;e Art durch den Mund,<lb/>
und durch die Na&#x017F;e, oder durch eine von die&#x017F;en Ho&#x0364;lungen<lb/>
allein, eine abgeme&#x017F;&#x017F;ene Stimme hervor gebracht werde.</p><lb/>
            <p>Fi&#x017F;che von kaltem Blute haben keine Stimme, weil<lb/>
&#x017F;ie keine Lunge, noch ein Luftbeha&#x0364;ltnis haben, welches<lb/>
&#x017F;ie ausleeren ko&#x0364;nnten, noch eine Luftro&#x0364;hren&#x017F;palte be&#x017F;izzen,<lb/>
welche zittern &#x017F;ollte. Diejenigen Fi&#x017F;che, denen man eine<lb/>
Stimme zuge&#x017F;chrieben <note place="foot" n="(c*)">Unter den Fi&#x017F;chen grunzet<lb/>
der Kaper. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">plin.</hi></hi> L. XI. c.</hi> 5.</note>, an die&#x017F;en bringt entweder<lb/>
das herausgetriebene Wa&#x017F;&#x017F;er, oder die aus dem Munde<lb/>
durch die Lippen ausgepre&#x017F;&#x017F;te Luft <note place="foot" n="(e)">Hieher geho&#x0364;ret das Zi&#x017F;chen<lb/>
der Aale, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">klein</hi></hi></hi> Ver&#x017F;uche der<lb/>
Danz. Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft. S. 120.</note>, oder das Reiben<lb/>
der Fi&#x017F;chohren aneinander <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">rad&#x017F;cyn&#x017F;ki</hi></hi> hi&#x017F;t. nat.<lb/>
Polon. T. II.</hi> S. 249. Von Meers-<lb/>
&#x017F; korpionen.</note>, oder eine andere Ur&#x017F;a-<lb/>
che <note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ARIST.</hi></hi> von den Knorpeln,<lb/><hi rendition="#aq">hi&#x017F;t. L. IV. c.</hi> 9.</note>, einen Schall hervor, der von einer wahren<lb/>
Stimme ver&#x017F;chieden i&#x017F;t. Jn der That machen die Fi&#x017F;che,<lb/>
die ein warmes Blut haben, als der Delphin <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PLIN.</hi> L. IX. c.</hi> 8.</note>, die<lb/>
Wallfi&#x017F;chart, der Jupiter genannt <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ANDERSON.</hi></hi> S. 198.</note>, andere Wallfi&#x017F;che,<lb/>
und das Seeeinhorn <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">KLEIN.</hi></hi> angef. Ort. S. 113.<lb/>
vorhergeh. N. 8.</note>, einen &#x017F;tarken Laut.</p><lb/>
            <p>Man er&#x017F;ieht daher aus dem vorhergehenden viele Stu&#x0364;k-<lb/>
ke, woru&#x0364;ber man Fragen aufwerfen ko&#x0364;nnte. Da bei den<lb/>
feinen To&#x0364;nen der Luftro&#x0364;hrenkopf in die Ho&#x0364;he &#x017F;teigt, und<lb/>
obgleich eine andere Ur&#x017F;ache zu der feinen Stimme vor-<lb/>
handen i&#x017F;t (l), dennoch die Glottis zuverla&#x0364;ßig enger ge-<lb/>
macht wird <note place="foot" n="(m)">Vorhergeh. Nr. 7.</note>, &#x017F;o erhellet daraus, wie die&#x017F;e feinen<lb/>
To&#x0364;ne Schaden bringen ko&#x0364;nnen, &#x017F;owohl, weil die Kra&#x0364;fte<lb/>
des Atems er&#x017F;cho&#x0364;pft werden <note place="foot" n="(n)">An den Predigern, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">amman.</hi></hi><lb/>
S. 32. 33.</note>, als auch, weil die ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwa&#x0364;ch-</fw><lb/><note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">gvida&#x017F;.</hi></hi> L. III.</hi> S. 135.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[713[715]/0721] III. Abſchn. Die Toͤne. deren Baͤnder zu Zitterungen veranlaſſe (c), die bald in der feinen Stimme zahlreich, bald in der groben ſpar- ſamer geſchehen: und daß auf dieſe Art durch den Mund, und durch die Naſe, oder durch eine von dieſen Hoͤlungen allein, eine abgemeſſene Stimme hervor gebracht werde. Fiſche von kaltem Blute haben keine Stimme, weil ſie keine Lunge, noch ein Luftbehaͤltnis haben, welches ſie ausleeren koͤnnten, noch eine Luftroͤhrenſpalte beſizzen, welche zittern ſollte. Diejenigen Fiſche, denen man eine Stimme zugeſchrieben (c*), an dieſen bringt entweder das herausgetriebene Waſſer, oder die aus dem Munde durch die Lippen ausgepreſſte Luft (e), oder das Reiben der Fiſchohren aneinander (f), oder eine andere Urſa- che (g), einen Schall hervor, der von einer wahren Stimme verſchieden iſt. Jn der That machen die Fiſche, die ein warmes Blut haben, als der Delphin (h), die Wallfiſchart, der Jupiter genannt (i), andere Wallfiſche, und das Seeeinhorn (k), einen ſtarken Laut. Man erſieht daher aus dem vorhergehenden viele Stuͤk- ke, woruͤber man Fragen aufwerfen koͤnnte. Da bei den feinen Toͤnen der Luftroͤhrenkopf in die Hoͤhe ſteigt, und obgleich eine andere Urſache zu der feinen Stimme vor- handen iſt (l), dennoch die Glottis zuverlaͤßig enger ge- macht wird (m), ſo erhellet daraus, wie dieſe feinen Toͤne Schaden bringen koͤnnen, ſowohl, weil die Kraͤfte des Atems erſchoͤpft werden (n), als auch, weil die ge- ſchwaͤch- (d) (c) S. 437. (c*) Unter den Fiſchen grunzet der Kaper. plin. L. XI. c. 5. (e) Hieher gehoͤret das Ziſchen der Aale, klein Verſuche der Danz. Geſellſchaft. S. 120. (f) radſcynſki hiſt. nat. Polon. T. II. S. 249. Von Meers- ſ korpionen. (g) ARIST. von den Knorpeln, hiſt. L. IV. c. 9. (h) PLIN. L. IX. c. 8. (i) ANDERSON. S. 198. (k) KLEIN. angef. Ort. S. 113. vorhergeh. N. 8. (m) Vorhergeh. Nr. 7. (n) An den Predigern, amman. S. 32. 33. (d) gvidaſ. L. III. S. 135.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/721
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 713[715]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/721>, abgerufen am 07.05.2024.