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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Der Geschmak. XIII. Buch.

Auf eine andere Art stehen die Kräfte der Salze in
einer solchen Verwandschaft, daß sie alle purgiren, wie-
wol einige würflich, andre wieder anders ausfallen (p).

Endlich trift man gewisse und beständige Kristallfiguren
in Körper an, welche von der Natur der Salzarten (q)
sehr verschieden sind: so sieht man von Piramiden gekrön-
te Prismata im Bergkristalle, und im Amethiste (q*): ein
Zwölfekk im Demant (r), ein Achtekk im Rubin (s) und
Sapphir (t), der Topaser besteht aus langrautigen vier-
seitigen Kristallen (u), und man erblikkt im Smaragd
sechsekkige abgestumpfte Kegelkristallen (x). Hier entste-
hen sie also offenbar von keiner Säure, oder Figur.

Folglich hängt die Ursache der Kristallfiguren nicht
vom Salze selbst, sondern vielmehr von den Verhältnisse
und der wechselweisen Wirksamkeit der Salze und der
Säfte ab, von denen die Salze aufgelöst werden: und
folglich ist der Geschmakk, der vom Salze herrührt, nicht
wegen der verschiedner Figur verschieden. Vielmehr scheint
derselbe von allerhand unter einander wirkenden Ursachen
zusammen gesezzt zu seyn (y), nämlich von der Figur, Dich-
tigkeit, Bewegung, Anziehung, und sonderlich von den
Grundstoffen, woraus schmakkhafte Körper zusammen ge-
sezzt sind; oder es scheint endlich der Geschmakk, um mich
so einfältig als möglich auszudrükken, theils von der Fi-
gur, Dichtigkeit, und andern Kräften der Bestandtheile,
theils aus der Zusammenfügung, Ordnung, Verhältnis
der verschiednen Anziehungskraft herzuleiten zu sein, Kraft
der diese Grundstoffe unter sich zu einem schmakkhaften
Körper vereinigt sind.

§. 6.
(p) [Spaltenumbruch] REDI. I. c. p. 103. Es sind
die Kristallen des Meersalzes in Po-
len und Siberien lang; auch lang-
rautig in Polen. Der vortrfliche
CRANZ mat. med. II. pag. 105.
Die Figuren der Edelsteine finden
sich in Act. Societ. Columbar doch
es scheint einerlei Edelstein nicht
blos eine Figur zu haben, nach dem
Exempel des Rubins und Tapasers.
(q) [Spaltenumbruch] WALLERIUS chem. lat.
p.
258. 268.
(q*) Memoi. della societ. Co-
lumb. p.
18.
(r) CAPPELER t. 3. f. 14.
(s) F. 13.
(t) F. 16.
(u) Societ. Columb. l. c.
(x) Ibid.
(y) LUCHTMANNS p. 39. 46.
Der Geſchmak. XIII. Buch.

Auf eine andere Art ſtehen die Kraͤfte der Salze in
einer ſolchen Verwandſchaft, daß ſie alle purgiren, wie-
wol einige wuͤrflich, andre wieder anders ausfallen (p).

Endlich trift man gewiſſe und beſtaͤndige Kriſtallfiguren
in Koͤrper an, welche von der Natur der Salzarten (q)
ſehr verſchieden ſind: ſo ſieht man von Piramiden gekroͤn-
te Priſmata im Bergkriſtalle, und im Amethiſte (q*): ein
Zwoͤlfekk im Demant (r), ein Achtekk im Rubin (s) und
Sapphir (t), der Topaſer beſteht aus langrautigen vier-
ſeitigen Kriſtallen (u), und man erblikkt im Smaragd
ſechsekkige abgeſtumpfte Kegelkriſtallen (x). Hier entſte-
hen ſie alſo offenbar von keiner Saͤure, oder Figur.

Folglich haͤngt die Urſache der Kriſtallfiguren nicht
vom Salze ſelbſt, ſondern vielmehr von den Verhaͤltniſſe
und der wechſelweiſen Wirkſamkeit der Salze und der
Saͤfte ab, von denen die Salze aufgeloͤſt werden: und
folglich iſt der Geſchmakk, der vom Salze herruͤhrt, nicht
wegen der verſchiedner Figur verſchieden. Vielmehr ſcheint
derſelbe von allerhand unter einander wirkenden Urſachen
zuſammen geſezzt zu ſeyn (y), naͤmlich von der Figur, Dich-
tigkeit, Bewegung, Anziehung, und ſonderlich von den
Grundſtoffen, woraus ſchmakkhafte Koͤrper zuſammen ge-
ſezzt ſind; oder es ſcheint endlich der Geſchmakk, um mich
ſo einfaͤltig als moͤglich auszudruͤkken, theils von der Fi-
gur, Dichtigkeit, und andern Kraͤften der Beſtandtheile,
theils aus der Zuſammenfuͤgung, Ordnung, Verhaͤltnis
der verſchiednen Anziehungskraft herzuleiten zu ſein, Kraft
der dieſe Grundſtoffe unter ſich zu einem ſchmakkhaften
Koͤrper vereinigt ſind.

§. 6.
(p) [Spaltenumbruch] REDI. I. c. p. 103. Es ſind
die Kriſtallen des Meerſalzes in Po-
len und Siberien lang; auch lang-
rautig in Polen. Der vortrfliche
CRANZ mat. med. II. pag. 105.
Die Figuren der Edelſteine finden
ſich in Act. Societ. Columbar doch
es ſcheint einerlei Edelſtein nicht
blos eine Figur zu haben, nach dem
Exempel des Rubins und Tapaſers.
(q) [Spaltenumbruch] WALLERIUS chem. lat.
p.
258. 268.
(q*) Memoi. della ſociet. Co-
lumb. p.
18.
(r) CAPPELER t. 3. f. 14.
(s) F. 13.
(t) F. 16.
(u) Societ. Columb. l. c.
(x) Ibid.
(y) LUCHTMANNS p. 39. 46.
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[424/0442] Der Geſchmak. XIII. Buch. Auf eine andere Art ſtehen die Kraͤfte der Salze in einer ſolchen Verwandſchaft, daß ſie alle purgiren, wie- wol einige wuͤrflich, andre wieder anders ausfallen (p). Endlich trift man gewiſſe und beſtaͤndige Kriſtallfiguren in Koͤrper an, welche von der Natur der Salzarten (q) ſehr verſchieden ſind: ſo ſieht man von Piramiden gekroͤn- te Priſmata im Bergkriſtalle, und im Amethiſte (q*): ein Zwoͤlfekk im Demant (r), ein Achtekk im Rubin (s) und Sapphir (t), der Topaſer beſteht aus langrautigen vier- ſeitigen Kriſtallen (u), und man erblikkt im Smaragd ſechsekkige abgeſtumpfte Kegelkriſtallen (x). Hier entſte- hen ſie alſo offenbar von keiner Saͤure, oder Figur. Folglich haͤngt die Urſache der Kriſtallfiguren nicht vom Salze ſelbſt, ſondern vielmehr von den Verhaͤltniſſe und der wechſelweiſen Wirkſamkeit der Salze und der Saͤfte ab, von denen die Salze aufgeloͤſt werden: und folglich iſt der Geſchmakk, der vom Salze herruͤhrt, nicht wegen der verſchiedner Figur verſchieden. Vielmehr ſcheint derſelbe von allerhand unter einander wirkenden Urſachen zuſammen geſezzt zu ſeyn (y), naͤmlich von der Figur, Dich- tigkeit, Bewegung, Anziehung, und ſonderlich von den Grundſtoffen, woraus ſchmakkhafte Koͤrper zuſammen ge- ſezzt ſind; oder es ſcheint endlich der Geſchmakk, um mich ſo einfaͤltig als moͤglich auszudruͤkken, theils von der Fi- gur, Dichtigkeit, und andern Kraͤften der Beſtandtheile, theils aus der Zuſammenfuͤgung, Ordnung, Verhaͤltnis der verſchiednen Anziehungskraft herzuleiten zu ſein, Kraft der dieſe Grundſtoffe unter ſich zu einem ſchmakkhaften Koͤrper vereinigt ſind. §. 6. (p) REDI. I. c. p. 103. Es ſind die Kriſtallen des Meerſalzes in Po- len und Siberien lang; auch lang- rautig in Polen. Der vortrfliche CRANZ mat. med. II. pag. 105. Die Figuren der Edelſteine finden ſich in Act. Societ. Columbar doch es ſcheint einerlei Edelſtein nicht blos eine Figur zu haben, nach dem Exempel des Rubins und Tapaſers. (q) WALLERIUS chem. lat. p. 258. 268. (q*) Memoi. della ſociet. Co- lumb. p. 18. (r) CAPPELER t. 3. f. 14. (s) F. 13. (t) F. 16. (u) Societ. Columb. l. c. (x) Ibid. (y) LUCHTMANNS p. 39. 46.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/442>, abgerufen am 30.04.2024.