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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Werkzeug.
zu sein scheinen (b), und man weis nicht, ob ein Körper
irgend vorhanden sei, welcher nicht Ausflüsse von sich
läst. Denn die Körper, welche am allerfesten zu sein
scheinen, werden dennoch von Reiben, von der Wärme,
von dem elektrischen Feuer, und dem Brausen widerwär-
tiger Salze, von der Auflösung durch scharfe Säfte, von
der Verbindung mit andern Körpern gezwungen, ihre
Ausflüsfe fahren zu lassen. Alles, was ich hier gesagt
habe, wird durch Versuche bestätigt.

Die meisten Metalle (c), die meisten Steine, alle
Pflanzen, Hölzer (d), und alle Thiere geben dergleichen
Ausflüsse beständig von sich. Es sind unendlich viel Kör-
per, von denen der berümte Beccarius gewiesen, daß
sie gerieben bei Nacht leuchten, und folglich eine leuch-
tende Atmosphär ausdampfen (e), sonderlich leuchten die
härtesten Steine und selbst die Demanten im Finstern
das verschlukkte Licht wieder aus. Diese Ausflüsse sind
höchst zart, und ob sie gleich aus einem kleinem Körper
herrühren, so breiten sie sich doch in der Luft in einen gros-
sen Raum aus, und verschiedne Körper lassen diese Aus-
flüsse, ohne Abgang des Gewichtes, von sich (f).

Die mehresten von diesen Ausflüssen geben Geruch
von sich. Jn der That thun dieses die Metalle, wenn
man sie reibt, sie geben einen besondern Geruch von sich,
wie das Blei, Zinn, Eisen (g) und Kupfer (h). Gold
zeigt von freien Stükken keinen Geruch an, ausser in ge-
wissen Auflösungen, da es wie Rosmarin (i) oder Mosch
(k) angenehm riecht. So ist Spiesglas (l), Wismut (m)

und
(b) [Spaltenumbruch] Idem. l. c.
(c) Eisen BOYLE. p. 18. u. f.
(d) Idem. p. 13. 14.
(e) De quamplur. phosphor.
(f) BOYLE. p. 36.
(g) Idem. l. c. p. 20. 26.
(h) Idem. p. 22.
(i) HENKEL flor. saturniz.
p.
387.
(k) Jn Bereitung des Knallgol-
[Spaltenumbruch] des BOYLE de orig. mechan.
form. et qualit. p.
140. 141.
(l) Jm Safte der Kiesel, welche
man mit Uringeiste lange Zeit di-
gerirt hat, GLAUBER furn T. II.
p.
133. Hiervon wird ein Mosch-
geruch, HENSING. Schwalb.
Sauerbr. p. 27.
(m) MEAD de venen. p. 244.
G g 5

II. Abſchnitt. Werkzeug.
zu ſein ſcheinen (b), und man weis nicht, ob ein Koͤrper
irgend vorhanden ſei, welcher nicht Ausfluͤſſe von ſich
laͤſt. Denn die Koͤrper, welche am allerfeſten zu ſein
ſcheinen, werden dennoch von Reiben, von der Waͤrme,
von dem elektriſchen Feuer, und dem Brauſen widerwaͤr-
tiger Salze, von der Aufloͤſung durch ſcharfe Saͤfte, von
der Verbindung mit andern Koͤrpern gezwungen, ihre
Ausfluͤſfe fahren zu laſſen. Alles, was ich hier geſagt
habe, wird durch Verſuche beſtaͤtigt.

Die meiſten Metalle (c), die meiſten Steine, alle
Pflanzen, Hoͤlzer (d), und alle Thiere geben dergleichen
Ausfluͤſſe beſtaͤndig von ſich. Es ſind unendlich viel Koͤr-
per, von denen der beruͤmte Beccarius gewieſen, daß
ſie gerieben bei Nacht leuchten, und folglich eine leuch-
tende Atmoſphaͤr ausdampfen (e), ſonderlich leuchten die
haͤrteſten Steine und ſelbſt die Demanten im Finſtern
das verſchlukkte Licht wieder aus. Dieſe Ausfluͤſſe ſind
hoͤchſt zart, und ob ſie gleich aus einem kleinem Koͤrper
herruͤhren, ſo breiten ſie ſich doch in der Luft in einen groſ-
ſen Raum aus, und verſchiedne Koͤrper laſſen dieſe Aus-
fluͤſſe, ohne Abgang des Gewichtes, von ſich (f).

Die mehreſten von dieſen Ausfluͤſſen geben Geruch
von ſich. Jn der That thun dieſes die Metalle, wenn
man ſie reibt, ſie geben einen beſondern Geruch von ſich,
wie das Blei, Zinn, Eiſen (g) und Kupfer (h). Gold
zeigt von freien Stuͤkken keinen Geruch an, auſſer in ge-
wiſſen Aufloͤſungen, da es wie Rosmarin (i) oder Moſch
(k) angenehm riecht. So iſt Spiesglas (l), Wismut (m)

und
(b) [Spaltenumbruch] Idem. l. c.
(c) Eiſen BOYLE. p. 18. u. f.
(d) Idem. p. 13. 14.
(e) De quamplur. phoſphor.
(f) BOYLE. p. 36.
(g) Idem. l. c. p. 20. 26.
(h) Idem. p. 22.
(i) HENKEL flor. ſaturniz.
p.
387.
(k) Jn Bereitung des Knallgol-
[Spaltenumbruch] des BOYLE de orig. mechan.
form. et qualit. p.
140. 141.
(l) Jm Safte der Kieſel, welche
man mit Uringeiſte lange Zeit di-
gerirt hat, GLAUBER furn T. II.
p.
133. Hiervon wird ein Moſch-
geruch, HENSING. Schwalb.
Sauerbr. p. 27.
(m) MEAD de venen. p. 244.
G g 5
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[473/0491] II. Abſchnitt. Werkzeug. zu ſein ſcheinen (b), und man weis nicht, ob ein Koͤrper irgend vorhanden ſei, welcher nicht Ausfluͤſſe von ſich laͤſt. Denn die Koͤrper, welche am allerfeſten zu ſein ſcheinen, werden dennoch von Reiben, von der Waͤrme, von dem elektriſchen Feuer, und dem Brauſen widerwaͤr- tiger Salze, von der Aufloͤſung durch ſcharfe Saͤfte, von der Verbindung mit andern Koͤrpern gezwungen, ihre Ausfluͤſfe fahren zu laſſen. Alles, was ich hier geſagt habe, wird durch Verſuche beſtaͤtigt. Die meiſten Metalle (c), die meiſten Steine, alle Pflanzen, Hoͤlzer (d), und alle Thiere geben dergleichen Ausfluͤſſe beſtaͤndig von ſich. Es ſind unendlich viel Koͤr- per, von denen der beruͤmte Beccarius gewieſen, daß ſie gerieben bei Nacht leuchten, und folglich eine leuch- tende Atmoſphaͤr ausdampfen (e), ſonderlich leuchten die haͤrteſten Steine und ſelbſt die Demanten im Finſtern das verſchlukkte Licht wieder aus. Dieſe Ausfluͤſſe ſind hoͤchſt zart, und ob ſie gleich aus einem kleinem Koͤrper herruͤhren, ſo breiten ſie ſich doch in der Luft in einen groſ- ſen Raum aus, und verſchiedne Koͤrper laſſen dieſe Aus- fluͤſſe, ohne Abgang des Gewichtes, von ſich (f). Die mehreſten von dieſen Ausfluͤſſen geben Geruch von ſich. Jn der That thun dieſes die Metalle, wenn man ſie reibt, ſie geben einen beſondern Geruch von ſich, wie das Blei, Zinn, Eiſen (g) und Kupfer (h). Gold zeigt von freien Stuͤkken keinen Geruch an, auſſer in ge- wiſſen Aufloͤſungen, da es wie Rosmarin (i) oder Moſch (k) angenehm riecht. So iſt Spiesglas (l), Wismut (m) und (b) Idem. l. c. (c) Eiſen BOYLE. p. 18. u. f. (d) Idem. p. 13. 14. (e) De quamplur. phoſphor. (f) BOYLE. p. 36. (g) Idem. l. c. p. 20. 26. (h) Idem. p. 22. (i) HENKEL flor. ſaturniz. p. 387. (k) Jn Bereitung des Knallgol- des BOYLE de orig. mechan. form. et qualit. p. 140. 141. (l) Jm Safte der Kieſel, welche man mit Uringeiſte lange Zeit di- gerirt hat, GLAUBER furn T. II. p. 133. Hiervon wird ein Moſch- geruch, HENSING. Schwalb. Sauerbr. p. 27. (m) MEAD de venen. p. 244. G g 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/491>, abgerufen am 28.04.2024.