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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Das Gehör. XV. Buch.
ten sich nicht blos, wenn die klingende Radii nicht ein-
zig allein zerstreuet, sondern auch zugleich in einen engern
Brennpunkt getrieben werden.

Daß ein spiralförmiges Sprachrohr eine grosse Wir-
kung thue, hat ehedem der berühmte Wedel (n), un-
ser Oheim, gezeigt; dergleichen Kircherus, wie ich
davor halte, nach der Theorie gezeichnet hatte.

Robert Hooke macht die Anmerkung (o), daß sich
der Schall durch Hülfe einer holen Schnekke, mit der
grösten Geschwindigkeit, auf eine grosse Weite, und in
einem Augenblikke fortpflanzen lasse. Allen solchen Jn-
strumenten aber ziehet der berühmte Helsham die
Trompeten vor, welche nach einer logaritmischen Spi-
rallinie gemacht worden, welche sich um ihre Achse her-
umwälzt (p). Das Schnekkenohr des Dionysius,
wie es Kircher nannte (q), ist keine wirkliche Schnek-
ke, denn es ist von einem zuverläßigen Augenzeugen an-
ders befunden worden (r), allein es kann doch, von
welcher Beschaffenheit es auch immer sein mag, seine
Dienste thun, den Schall zu sammeln. Man bringt
wechselweise einen Gang in dasselbe, welcher nach oben
zu enger ist, und man bringt in diesem am äussersten
Ende einen engern Kanal an, von dem man glaubt,
daß er sich im Schlafzimmer des Dionysius geendigt
habe, wo man freilich auch den kleinsten Schall wahr-
scheinlicher massen vernehmen gekonnt. Wenigstens ist
es auch noch ein gutes Sprachgewölbe (s).

§. 10.
(n) [Spaltenumbruch] Auris theodidactos.
(o) In praefatione ad posthuma.
(p) p. 76.
(q) [Spaltenumbruch] phonurg. p. 71. 82.
(r) BARTOLI, p. 282.
(s) IDEM, ibid. della VALLE,
itin. T. VIII. p.
192.

Das Gehoͤr. XV. Buch.
ten ſich nicht blos, wenn die klingende Radii nicht ein-
zig allein zerſtreuet, ſondern auch zugleich in einen engern
Brennpunkt getrieben werden.

Daß ein ſpiralfoͤrmiges Sprachrohr eine groſſe Wir-
kung thue, hat ehedem der beruͤhmte Wedel (n), un-
ſer Oheim, gezeigt; dergleichen Kircherus, wie ich
davor halte, nach der Theorie gezeichnet hatte.

Robert Hooke macht die Anmerkung (o), daß ſich
der Schall durch Huͤlfe einer holen Schnekke, mit der
groͤſten Geſchwindigkeit, auf eine groſſe Weite, und in
einem Augenblikke fortpflanzen laſſe. Allen ſolchen Jn-
ſtrumenten aber ziehet der beruͤhmte Helsham die
Trompeten vor, welche nach einer logaritmiſchen Spi-
rallinie gemacht worden, welche ſich um ihre Achſe her-
umwaͤlzt (p). Das Schnekkenohr des Dionyſius,
wie es Kircher nannte (q), iſt keine wirkliche Schnek-
ke, denn es iſt von einem zuverlaͤßigen Augenzeugen an-
ders befunden worden (r), allein es kann doch, von
welcher Beſchaffenheit es auch immer ſein mag, ſeine
Dienſte thun, den Schall zu ſammeln. Man bringt
wechſelweiſe einen Gang in daſſelbe, welcher nach oben
zu enger iſt, und man bringt in dieſem am aͤuſſerſten
Ende einen engern Kanal an, von dem man glaubt,
daß er ſich im Schlafzimmer des Dionyſius geendigt
habe, wo man freilich auch den kleinſten Schall wahr-
ſcheinlicher maſſen vernehmen gekonnt. Wenigſtens iſt
es auch noch ein gutes Sprachgewoͤlbe (s).

§. 10.
(n) [Spaltenumbruch] Auris theodidactos.
(o) In præfatione ad poſthuma.
(p) p. 76.
(q) [Spaltenumbruch] phonurg. p. 71. 82.
(r) BARTOLI, p. 282.
(s) IDEM, ibid. della VALLE,
itin. T. VIII. p.
192.
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[640/0658] Das Gehoͤr. XV. Buch. ten ſich nicht blos, wenn die klingende Radii nicht ein- zig allein zerſtreuet, ſondern auch zugleich in einen engern Brennpunkt getrieben werden. Daß ein ſpiralfoͤrmiges Sprachrohr eine groſſe Wir- kung thue, hat ehedem der beruͤhmte Wedel (n), un- ſer Oheim, gezeigt; dergleichen Kircherus, wie ich davor halte, nach der Theorie gezeichnet hatte. Robert Hooke macht die Anmerkung (o), daß ſich der Schall durch Huͤlfe einer holen Schnekke, mit der groͤſten Geſchwindigkeit, auf eine groſſe Weite, und in einem Augenblikke fortpflanzen laſſe. Allen ſolchen Jn- ſtrumenten aber ziehet der beruͤhmte Helsham die Trompeten vor, welche nach einer logaritmiſchen Spi- rallinie gemacht worden, welche ſich um ihre Achſe her- umwaͤlzt (p). Das Schnekkenohr des Dionyſius, wie es Kircher nannte (q), iſt keine wirkliche Schnek- ke, denn es iſt von einem zuverlaͤßigen Augenzeugen an- ders befunden worden (r), allein es kann doch, von welcher Beſchaffenheit es auch immer ſein mag, ſeine Dienſte thun, den Schall zu ſammeln. Man bringt wechſelweiſe einen Gang in daſſelbe, welcher nach oben zu enger iſt, und man bringt in dieſem am aͤuſſerſten Ende einen engern Kanal an, von dem man glaubt, daß er ſich im Schlafzimmer des Dionyſius geendigt habe, wo man freilich auch den kleinſten Schall wahr- ſcheinlicher maſſen vernehmen gekonnt. Wenigſtens iſt es auch noch ein gutes Sprachgewoͤlbe (s). §. 10. (n) Auris theodidactos. (o) In præfatione ad poſthuma. (p) p. 76. (q) phonurg. p. 71. 82. (r) BARTOLI, p. 282. (s) IDEM, ibid. della VALLE, itin. T. VIII. p. 192.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/658>, abgerufen am 29.04.2024.