Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abschnitt. Das Auge.
raum angesezzt. Um diese Streitigkeit zu endigen, hat
man diese Sache sehr genau untersucht. Berühmte
Männer nennen denjenigen Raum, welcher sich zwischen
der hohen Oberfläche der Hornhaut, und zwischen dem
Stern und Regenbogen zeiget, Vorderkammer: so
wie hingegen die Hinterkammer, zwischen der Trau-
benhaut der Crystallinse, und den Fortsäzzen der Ader-
haut liegt. Fast alle neuere behaupten nunmehr, nach
einigen Versuchen des Dorstens (f), daß die Vorder-
kammer viel grösser sei (g), und hierinnen stimmen sie
fast alle miteinander überein. Doch hat Petit, der sich
insbesondere sehr genauer Erfahrungen dabei bediente (h),
in derselben 21/2 Gran Wasser, und einen Raum von 123/4,
Linien: Jn der Hinterkammer aber nicht über 1 Gran,
und den Raum 6 groß (i) gefunden.

Noch genauer haben diejenigen in dieser Untersuchung
verfahren wollen, welche nach dem Versuche des Mer-
vets
(k) Augen dem Frost aussezzten, damit sich die in
Eis verwandelte wäßrige Feuchtigkeit zu denen Versuchen
besser bequemen möchte, und man sie sowohl messen als
wägen könnte. Jch habe diesen Versuch öfters selbst,
doch nicht immer mit einerlei Erfolg verrichtet. Ueber-
haupt kann man glauben, daß die Vorderkammer von
der Kälte grösser werde (l), theils wegen der Natur des
Frostes, welcher wäßrige Feuchtigkeiten ausdehnet, und
in der häufigen Feuchtigkeit der Vorderkammer, über
(e)

das
(f) [Spaltenumbruch] De oculo p. 19.
(g) HEISTER compend. n. 51.
VERHEYEN ic. t. 27. f. 5. MOR-
GAGN. Epist. X. WINSLOW
Memoir. de l' Acad. 1721. Expof.
anat. IV. n. 239. SCHARPE in
icone tab. X. f. D.
(h) Anno 1723. & 1728.
(i) Anno. 1728. p. 299.
(k) Nach BOYLE de frigore
p. 5. & ap. BIRCH. T. I. p.
334.
[Spaltenumbruch] den Versuch von 1663. Wie auch
MONCONIS. Voyag. P. II. n. 87.
Unrecht läugnet das Gerinnen du
HAMEL corp. anim. L. II. c.
5. Ver-
suche machten ebenfals DORSTE-
NIUS de oculi p. 19. VERHEYEN
Epist. pag. 31. MORGAGNI
beim
HEISTER compend. not. 51. Epist.
XVII. n.
19.
(l) denn die Augen erweitern
sich PETIT Mem. de l'Acad. 1723.
p.
46. 47.
(e) PETIT Memoir de l'Acad.
3723. p.
38.

II. Abſchnitt. Das Auge.
raum angeſezzt. Um dieſe Streitigkeit zu endigen, hat
man dieſe Sache ſehr genau unterſucht. Beruͤhmte
Maͤnner nennen denjenigen Raum, welcher ſich zwiſchen
der hohen Oberflaͤche der Hornhaut, und zwiſchen dem
Stern und Regenbogen zeiget, Vorderkammer: ſo
wie hingegen die Hinterkammer, zwiſchen der Trau-
benhaut der Cryſtallinſe, und den Fortſaͤzzen der Ader-
haut liegt. Faſt alle neuere behaupten nunmehr, nach
einigen Verſuchen des Dorſtens (f), daß die Vorder-
kammer viel groͤſſer ſei (g), und hierinnen ſtimmen ſie
faſt alle miteinander uͤberein. Doch hat Petit, der ſich
insbeſondere ſehr genauer Erfahrungen dabei bediente (h),
in derſelben 2½ Gran Waſſer, und einen Raum von 12¾,
Linien: Jn der Hinterkammer aber nicht uͤber 1 Gran,
und den Raum 6 groß (i) gefunden.

Noch genauer haben diejenigen in dieſer Unterſuchung
verfahren wollen, welche nach dem Verſuche des Mer-
vets
(k) Augen dem Froſt ausſezzten, damit ſich die in
Eis verwandelte waͤßrige Feuchtigkeit zu denen Verſuchen
beſſer bequemen moͤchte, und man ſie ſowohl meſſen als
waͤgen koͤnnte. Jch habe dieſen Verſuch oͤfters ſelbſt,
doch nicht immer mit einerlei Erfolg verrichtet. Ueber-
haupt kann man glauben, daß die Vorderkammer von
der Kaͤlte groͤſſer werde (l), theils wegen der Natur des
Froſtes, welcher waͤßrige Feuchtigkeiten ausdehnet, und
in der haͤufigen Feuchtigkeit der Vorderkammer, uͤber
(e)

das
(f) [Spaltenumbruch] De oculo p. 19.
(g) HEISTER compend. n. 51.
VERHEYEN ic. t. 27. f. 5. MOR-
GAGN. Epiſt. X. WINSLOW
Mémoir. de l’ Acad. 1721. Expof.
anat. IV. n. 239. SCHARPE in
icone tab. X. f. D.
(h) Anno 1723. & 1728.
(i) Anno. 1728. p. 299.
(k) Nach BOYLE de frigore
p. 5. & ap. BIRCH. T. I. p.
334.
[Spaltenumbruch] den Verſuch von 1663. Wie auch
MONCONIS. Voyag. P. II. n. 87.
Unrecht laͤugnet das Gerinnen du
HAMEL corp. anim. L. II. c.
5. Ver-
ſuche machten ebenfals DORSTE-
NIUS de oculi p. 19. VERHEYEN
Epiſt. pag. 31. MORGAGNI
beim
HEISTER compend. not. 51. Epiſt.
XVII. n.
19.
(l) denn die Augen erweitern
ſich PETIT Mém. de l’Acad. 1723.
p.
46. 47.
(e) PETIT Mémoir de l’Acad.
3723. p.
38.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0893" n="875"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Das Auge.</hi></fw><lb/>
raum ange&#x017F;ezzt. Um die&#x017F;e Streitigkeit zu endigen, hat<lb/>
man die&#x017F;e Sache &#x017F;ehr genau unter&#x017F;ucht. Beru&#x0364;hmte<lb/>
Ma&#x0364;nner nennen denjenigen Raum, welcher &#x017F;ich zwi&#x017F;chen<lb/>
der hohen Oberfla&#x0364;che der Hornhaut, und zwi&#x017F;chen dem<lb/>
Stern und Regenbogen zeiget, <hi rendition="#fr">Vorderkammer:</hi> &#x017F;o<lb/>
wie hingegen die <hi rendition="#fr">Hinterkammer,</hi> zwi&#x017F;chen der Trau-<lb/>
benhaut der Cry&#x017F;tallin&#x017F;e, und den Fort&#x017F;a&#x0364;zzen der Ader-<lb/>
haut liegt. Fa&#x017F;t alle neuere behaupten nunmehr, nach<lb/>
einigen Ver&#x017F;uchen des <hi rendition="#fr">Dor&#x017F;tens</hi> <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq">De oculo p.</hi> 19.</note>, daß die Vorder-<lb/>
kammer viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ei <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">HEISTER compend. n. 51.<lb/>
VERHEYEN ic. t. 27. f. 5. MOR-<lb/>
GAGN. Epi&#x017F;t. X. <hi rendition="#g">WINSLOW</hi><lb/>
Mémoir. de l&#x2019; Acad. 1721. Expof.<lb/>
anat. IV. n. 239. SCHARPE in<lb/>
icone tab. X. f. D.</hi></note>, und hierinnen &#x017F;timmen &#x017F;ie<lb/>
fa&#x017F;t alle miteinander u&#x0364;berein. Doch hat <hi rendition="#fr">Petit,</hi> der &#x017F;ich<lb/>
insbe&#x017F;ondere &#x017F;ehr genauer Erfahrungen dabei bediente <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1723. &amp; 1728.</note>,<lb/>
in der&#x017F;elben 2½ Gran Wa&#x017F;&#x017F;er, und einen Raum von 12¾,<lb/>
Linien: Jn der Hinterkammer aber nicht u&#x0364;ber 1<formula notation="TeX">\frac{59}{100}</formula> Gran,<lb/>
und den Raum 6<formula notation="TeX">\frac{12}{100}</formula> groß <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">Anno. 1728. p.</hi> 299.</note> gefunden.</p><lb/>
            <p>Noch genauer haben diejenigen in die&#x017F;er Unter&#x017F;uchung<lb/>
verfahren wollen, welche nach dem Ver&#x017F;uche des <hi rendition="#fr">Mer-<lb/>
vets</hi> <note place="foot" n="(k)">Nach <hi rendition="#aq">BOYLE de frigore<lb/>
p. 5. &amp; ap. BIRCH. T. I. p.</hi> 334.<lb/><cb/>
den Ver&#x017F;uch von 1663. Wie auch<lb/><hi rendition="#aq">MONCONIS. Voyag. P. II. n.</hi> 87.<lb/>
Unrecht la&#x0364;ugnet das Gerinnen <hi rendition="#aq">du<lb/>
HAMEL corp. anim. L. II. c.</hi> 5. Ver-<lb/>
&#x017F;uche machten ebenfals <hi rendition="#aq">DORSTE-<lb/>
NIUS de oculi p. 19. VERHEYEN<lb/>
Epi&#x017F;t. pag. 31. MORGAGNI</hi> beim<lb/><hi rendition="#aq">HEISTER compend. not. 51. Epi&#x017F;t.<lb/>
XVII. n.</hi> 19.</note> Augen dem Fro&#x017F;t aus&#x017F;ezzten, damit &#x017F;ich die in<lb/>
Eis verwandelte wa&#x0364;ßrige Feuchtigkeit zu denen Ver&#x017F;uchen<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er bequemen mo&#x0364;chte, und man &#x017F;ie &#x017F;owohl me&#x017F;&#x017F;en als<lb/>
wa&#x0364;gen ko&#x0364;nnte. Jch habe die&#x017F;en Ver&#x017F;uch o&#x0364;fters &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
doch nicht immer mit einerlei Erfolg verrichtet. Ueber-<lb/>
haupt kann man glauben, daß die Vorderkammer von<lb/>
der Ka&#x0364;lte gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er werde <note place="foot" n="(l)">denn die Augen erweitern<lb/>
&#x017F;ich <hi rendition="#aq">PETIT Mém. de l&#x2019;Acad. 1723.<lb/>
p.</hi> 46. 47.</note>, theils wegen der Natur des<lb/>
Fro&#x017F;tes, welcher wa&#x0364;ßrige Feuchtigkeiten ausdehnet, und<lb/>
in der ha&#x0364;ufigen Feuchtigkeit der Vorderkammer, u&#x0364;ber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/><note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">PETIT Mémoir de l&#x2019;Acad.<lb/>
3723. p.</hi> 38.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[875/0893] II. Abſchnitt. Das Auge. raum angeſezzt. Um dieſe Streitigkeit zu endigen, hat man dieſe Sache ſehr genau unterſucht. Beruͤhmte Maͤnner nennen denjenigen Raum, welcher ſich zwiſchen der hohen Oberflaͤche der Hornhaut, und zwiſchen dem Stern und Regenbogen zeiget, Vorderkammer: ſo wie hingegen die Hinterkammer, zwiſchen der Trau- benhaut der Cryſtallinſe, und den Fortſaͤzzen der Ader- haut liegt. Faſt alle neuere behaupten nunmehr, nach einigen Verſuchen des Dorſtens (f), daß die Vorder- kammer viel groͤſſer ſei (g), und hierinnen ſtimmen ſie faſt alle miteinander uͤberein. Doch hat Petit, der ſich insbeſondere ſehr genauer Erfahrungen dabei bediente (h), in derſelben 2½ Gran Waſſer, und einen Raum von 12¾, Linien: Jn der Hinterkammer aber nicht uͤber 1[FORMEL] Gran, und den Raum 6[FORMEL] groß (i) gefunden. Noch genauer haben diejenigen in dieſer Unterſuchung verfahren wollen, welche nach dem Verſuche des Mer- vets (k) Augen dem Froſt ausſezzten, damit ſich die in Eis verwandelte waͤßrige Feuchtigkeit zu denen Verſuchen beſſer bequemen moͤchte, und man ſie ſowohl meſſen als waͤgen koͤnnte. Jch habe dieſen Verſuch oͤfters ſelbſt, doch nicht immer mit einerlei Erfolg verrichtet. Ueber- haupt kann man glauben, daß die Vorderkammer von der Kaͤlte groͤſſer werde (l), theils wegen der Natur des Froſtes, welcher waͤßrige Feuchtigkeiten ausdehnet, und in der haͤufigen Feuchtigkeit der Vorderkammer, uͤber das (e) (f) De oculo p. 19. (g) HEISTER compend. n. 51. VERHEYEN ic. t. 27. f. 5. MOR- GAGN. Epiſt. X. WINSLOW Mémoir. de l’ Acad. 1721. Expof. anat. IV. n. 239. SCHARPE in icone tab. X. f. D. (h) Anno 1723. & 1728. (i) Anno. 1728. p. 299. (k) Nach BOYLE de frigore p. 5. & ap. BIRCH. T. I. p. 334. den Verſuch von 1663. Wie auch MONCONIS. Voyag. P. II. n. 87. Unrecht laͤugnet das Gerinnen du HAMEL corp. anim. L. II. c. 5. Ver- ſuche machten ebenfals DORSTE- NIUS de oculi p. 19. VERHEYEN Epiſt. pag. 31. MORGAGNI beim HEISTER compend. not. 51. Epiſt. XVII. n. 19. (l) denn die Augen erweitern ſich PETIT Mém. de l’Acad. 1723. p. 46. 47. (e) PETIT Mémoir de l’Acad. 3723. p. 38.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/893
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 875. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/893>, abgerufen am 30.04.2024.