Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
Weg zum Magen. XVIII. Buch.

Doch es geschicht, vermöge der Bauart, bei der Er-
hebung des Luftröhrenkopfes, daß er sich umkehrt und
nach vorne zu neigt (m), zugleich verengert sich die wahre
Luftröhrenspalte (n), der ganze Luftröhrenkopf zieht sich
unter den Kehldekkel, und wird davon weitläuftig (o)
und überflüßig bedekkt. Und daher ist derselbe an Thie-
ren, die unter dem Wasser Atem holen müssen, als im
Meerkalbe (p) und in der Fischotter (q) sehr gros.

Damit nun dieses vollkommen geschehen könne, und
sich der Luftröhrenkopf (r) stärker in die Höhe heben lasse,
so schliesset man zugleich den Mund gemeiniglich zu, man
ziehet gemeiniglich die Kinnbakken herbei (s), und dieses
thun wir, wenn wir beqvemer hinabschlukken wollen:
denn wir können (t), und sonderlich Flüßigkeiten, auch
mit offnem Munde, wiewohl mit mehr Unbeqvemlichkeit,
und mit Gefar herabschlingen: und auch dann ist es not-
wendig, den Kinnbakken feste zu stellen, um den Hebe-
muskeln des Luftröhrenkopfes einen unbeweglichen Punkt
zu verschaffen. Daher kömmt es, daß von einer Ver-
renkung das Hinabschlingen unmöglich gemacht wird,
und es pflegt darauf ein unheilbarer Durst zu folgen (u).
Auch bei alten Leuten, bei denen das Gelenke des Kinn-
bakkens nicht feste genung ist, leidet das Hinabschlin-
gen (x).

Wenn
(m) [Spaltenumbruch] ORIBAS p. 64. RUFUS
p. 27. C. STEPHANUS I. c. p. 25.
ALBIN. deglut. p.
2.
(n) L. IX. p. 447.
(o) L. IX. p. 474. ARIST. hist.
anim. L. I. c.
16.
(p) PARISINI.
(q) Mem. des savans etrang.
T. II. p.
205.
(r) Daß er sich im Verschlukken
erhebt ALBIN p. 21. &c. ORIBAS
p. 94. CARP. Isagog. p. 50. b.
[Spaltenumbruch] CASSER p. 181. MONRO Ess. &c.
T. I. p. 145. WALTHER de de-
glut. p. 10. GLISSON ventr. intr.
p. 299. MORGAGN. Epist. XI. n.
33. &c.
(s) MONRO Ess. T. I. p. 137.
145. COWPER t. 15. f.
1.
(t) FERREIN Mem. de 1744.
p.
552.
(u) La MOTTE T. IV. p. 337.
(x) FISCHER morb. senil.
p.
181.
Weg zum Magen. XVIII. Buch.

Doch es geſchicht, vermoͤge der Bauart, bei der Er-
hebung des Luftroͤhrenkopfes, daß er ſich umkehrt und
nach vorne zu neigt (m), zugleich verengert ſich die wahre
Luftroͤhrenſpalte (n), der ganze Luftroͤhrenkopf zieht ſich
unter den Kehldekkel, und wird davon weitlaͤuftig (o)
und uͤberfluͤßig bedekkt. Und daher iſt derſelbe an Thie-
ren, die unter dem Waſſer Atem holen muͤſſen, als im
Meerkalbe (p) und in der Fiſchotter (q) ſehr gros.

Damit nun dieſes vollkommen geſchehen koͤnne, und
ſich der Luftroͤhrenkopf (r) ſtaͤrker in die Hoͤhe heben laſſe,
ſo ſchlieſſet man zugleich den Mund gemeiniglich zu, man
ziehet gemeiniglich die Kinnbakken herbei (s), und dieſes
thun wir, wenn wir beqvemer hinabſchlukken wollen:
denn wir koͤnnen (t), und ſonderlich Fluͤßigkeiten, auch
mit offnem Munde, wiewohl mit mehr Unbeqvemlichkeit,
und mit Gefar herabſchlingen: und auch dann iſt es not-
wendig, den Kinnbakken feſte zu ſtellen, um den Hebe-
muſkeln des Luftroͤhrenkopfes einen unbeweglichen Punkt
zu verſchaffen. Daher koͤmmt es, daß von einer Ver-
renkung das Hinabſchlingen unmoͤglich gemacht wird,
und es pflegt darauf ein unheilbarer Durſt zu folgen (u).
Auch bei alten Leuten, bei denen das Gelenke des Kinn-
bakkens nicht feſte genung iſt, leidet das Hinabſchlin-
gen (x).

Wenn
(m) [Spaltenumbruch] ORIBAS p. 64. RUFUS
p. 27. C. STEPHANUS I. c. p. 25.
ALBIN. deglut. p.
2.
(n) L. IX. p. 447.
(o) L. IX. p. 474. ARIST. hiſt.
anim. L. I. c.
16.
(p) PARISINI.
(q) Mém. des ſavans etrang.
T. II. p.
205.
(r) Daß er ſich im Verſchlukken
erhebt ALBIN p. 21. &c. ORIBAS
p. 94. CARP. Iſagog. p. 50. b.
[Spaltenumbruch] CASSER p. 181. MONRO Eſſ. &c.
T. I. p. 145. WALTHER de de-
glut. p. 10. GLISSON ventr. intr.
p. 299. MORGAGN. Epiſt. XI. n.
33. &c.
(s) MONRO Eſſ. T. I. p. 137.
145. COWPER t. 15. f.
1.
(t) FERREIN Mém. de 1744.
p.
552.
(u) La MOTTE T. IV. p. 337.
(x) FISCHER morb. ſenil.
p.
181.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0160" n="140"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Weg zum Magen. <hi rendition="#aq">XVIII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
            <p>Doch es ge&#x017F;chicht, vermo&#x0364;ge der Bauart, bei der Er-<lb/>
hebung des Luftro&#x0364;hrenkopfes, daß er &#x017F;ich umkehrt und<lb/>
nach vorne zu neigt <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq">ORIBAS p. 64. RUFUS<lb/>
p. 27. C. STEPHANUS I. c. p. 25.<lb/>
ALBIN. deglut. p.</hi> 2.</note>, zugleich verengert &#x017F;ich die wahre<lb/>
Luftro&#x0364;hren&#x017F;palte <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">L. IX. p.</hi> 447.</note>, der ganze Luftro&#x0364;hrenkopf zieht &#x017F;ich<lb/>
unter den Kehldekkel, und wird davon weitla&#x0364;uftig <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">L. IX. p. 474. ARIST. hi&#x017F;t.<lb/>
anim. L. I. c.</hi> 16.</note><lb/>
und u&#x0364;berflu&#x0364;ßig bedekkt. Und daher i&#x017F;t der&#x017F;elbe an Thie-<lb/>
ren, die unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er Atem holen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, als im<lb/>
Meerkalbe <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">PARISINI.</hi></note> und in der Fi&#x017F;chotter <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">Mém. des &#x017F;avans etrang.<lb/>
T. II. p.</hi> 205.</note> &#x017F;ehr gros.</p><lb/>
            <p>Damit nun die&#x017F;es vollkommen ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nne, und<lb/>
&#x017F;ich der Luftro&#x0364;hrenkopf <note place="foot" n="(r)">Daß er &#x017F;ich im Ver&#x017F;chlukken<lb/>
erhebt <hi rendition="#aq">ALBIN p. 21. &amp;c. ORIBAS<lb/>
p. 94. <hi rendition="#g">CARP.</hi> I&#x017F;agog. p. 50. b.<lb/><cb/>
CASSER p. 181. MONRO E&#x017F;&#x017F;. &amp;c.<lb/>
T. I. p. 145. WALTHER de de-<lb/>
glut. p. 10. GLISSON ventr. intr.<lb/>
p. 299. MORGAGN. Epi&#x017F;t. XI. n.<lb/>
33. &amp;c.</hi></note> &#x017F;ta&#x0364;rker in die Ho&#x0364;he heben la&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et man zugleich den Mund gemeiniglich zu, man<lb/>
ziehet gemeiniglich die Kinnbakken herbei <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">MONRO E&#x017F;&#x017F;. T. I. p. 137.<lb/>
145. COWPER t. 15. f.</hi> 1.</note>, und die&#x017F;es<lb/>
thun wir, wenn wir beqvemer hinab&#x017F;chlukken wollen:<lb/>
denn wir ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">FERREIN Mém. de 1744.<lb/>
p.</hi> 552.</note>, und &#x017F;onderlich Flu&#x0364;ßigkeiten, auch<lb/>
mit offnem Munde, wiewohl mit mehr Unbeqvemlichkeit,<lb/>
und mit Gefar herab&#x017F;chlingen: und auch dann i&#x017F;t es not-<lb/>
wendig, den Kinnbakken fe&#x017F;te zu &#x017F;tellen, um den Hebe-<lb/>
mu&#x017F;keln des Luftro&#x0364;hrenkopfes einen unbeweglichen Punkt<lb/>
zu ver&#x017F;chaffen. Daher ko&#x0364;mmt es, daß von einer Ver-<lb/>
renkung das Hinab&#x017F;chlingen unmo&#x0364;glich gemacht wird,<lb/>
und es pflegt darauf ein unheilbarer Dur&#x017F;t zu folgen <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">La MOTTE T. IV. p.</hi> 337.</note>.<lb/>
Auch bei alten Leuten, bei denen das Gelenke des Kinn-<lb/>
bakkens nicht fe&#x017F;te genung i&#x017F;t, leidet das Hinab&#x017F;chlin-<lb/>
gen <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">FISCHER</hi> morb. &#x017F;enil.<lb/>
p.</hi> 181.</note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0160] Weg zum Magen. XVIII. Buch. Doch es geſchicht, vermoͤge der Bauart, bei der Er- hebung des Luftroͤhrenkopfes, daß er ſich umkehrt und nach vorne zu neigt (m), zugleich verengert ſich die wahre Luftroͤhrenſpalte (n), der ganze Luftroͤhrenkopf zieht ſich unter den Kehldekkel, und wird davon weitlaͤuftig (o) und uͤberfluͤßig bedekkt. Und daher iſt derſelbe an Thie- ren, die unter dem Waſſer Atem holen muͤſſen, als im Meerkalbe (p) und in der Fiſchotter (q) ſehr gros. Damit nun dieſes vollkommen geſchehen koͤnne, und ſich der Luftroͤhrenkopf (r) ſtaͤrker in die Hoͤhe heben laſſe, ſo ſchlieſſet man zugleich den Mund gemeiniglich zu, man ziehet gemeiniglich die Kinnbakken herbei (s), und dieſes thun wir, wenn wir beqvemer hinabſchlukken wollen: denn wir koͤnnen (t), und ſonderlich Fluͤßigkeiten, auch mit offnem Munde, wiewohl mit mehr Unbeqvemlichkeit, und mit Gefar herabſchlingen: und auch dann iſt es not- wendig, den Kinnbakken feſte zu ſtellen, um den Hebe- muſkeln des Luftroͤhrenkopfes einen unbeweglichen Punkt zu verſchaffen. Daher koͤmmt es, daß von einer Ver- renkung das Hinabſchlingen unmoͤglich gemacht wird, und es pflegt darauf ein unheilbarer Durſt zu folgen (u). Auch bei alten Leuten, bei denen das Gelenke des Kinn- bakkens nicht feſte genung iſt, leidet das Hinabſchlin- gen (x). Wenn (m) ORIBAS p. 64. RUFUS p. 27. C. STEPHANUS I. c. p. 25. ALBIN. deglut. p. 2. (n) L. IX. p. 447. (o) L. IX. p. 474. ARIST. hiſt. anim. L. I. c. 16. (p) PARISINI. (q) Mém. des ſavans etrang. T. II. p. 205. (r) Daß er ſich im Verſchlukken erhebt ALBIN p. 21. &c. ORIBAS p. 94. CARP. Iſagog. p. 50. b. CASSER p. 181. MONRO Eſſ. &c. T. I. p. 145. WALTHER de de- glut. p. 10. GLISSON ventr. intr. p. 299. MORGAGN. Epiſt. XI. n. 33. &c. (s) MONRO Eſſ. T. I. p. 137. 145. COWPER t. 15. f. 1. (t) FERREIN Mém. de 1744. p. 552. (u) La MOTTE T. IV. p. 337. (x) FISCHER morb. ſenil. p. 181.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/160
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/160>, abgerufen am 28.04.2024.