Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschnitt. Das Herabschlingen.
folgt ist. Ob es gleich eine alte bekannte Sache ist, daß
dieses Seegel dazu da ist, daß nicht etwas in die Luftröh-
re fallen soll (r), so ist es dennoch gewis, daß der Zapfe
nicht nur viel mehr nach vorne zu, als die Luftröhrenspalte
liegt (s), sondern auch ganz und gar nicht geschikkt ist,
diese Rizze zu verschliessen. Es scheint die Flüßigkeit bei
einem Feler des Seegels nicht gehörig in den Schlund-
kopf zu fallen, sondern an der Luftröhrenspalte hängen
zu bleiben, und kurz darauf in dieselbe herabzusinken (t).

Jn der Bräune pflegt ein Theil des Uebels im Gau-
menseegel zu stekken (u).

§. 25.
Die Absicht dieser Handlung.

Hieraus ersieht man, daß Speise und Trank von der
zusammengesezzten Kraft der Muskeln (a) herniederge-
trieben wird, und nicht blos durch ihre Schwere in den
Schlund fällt, weil sonst die meisten vierfüßigen Thiere,
dieser Schwere zuwider, die Speise im Niederschlukken
fortwälzen, und der Mensch, wenn er auf dem Kopfe
steht (b) und die Füsse in der Höhe hält, zu trinken ver-
mögend ist. Daher läst sich einsehen, warum an ertränk-
ten Thieren (c) das Wasser, wenn sie sterben, nicht in
den Magen dringt, ob es gleich von Thieren, die man
lebendig unter dem Wasser hält, allerdings eingeschlukkt
wird (d). Wenigstens geschicht dieses (e), nach unsern

Versu-
(r) [Spaltenumbruch] ORIBAS p. 66. conf. SE-
NAC. p.
497.
(s) p. 64. et LITTRE Mem. de
1718. tab. 15. f.
2.
(t) Conf. ALBIN p. 16.
(u) STOERK ann. med. II.
p.
144.
(a) BOERHAV. Praelect. T. I.
p.
242.
(b) Add. SENAC p. 493. KRU-
GER Physiolog. p.
84.
(c) [Spaltenumbruch] EVERS experiment. in sub-
mersis p.
6. 7.
(d) J. HORNE 2 bref on drif-
wande and. siunkande long. p. 13.
Art. de saire les rapports. p.
516.
(e) Exp. nostr. 135. 136. 138.
139. und in experimentis EVERS
p.
613. in einigen Hist. de l'Acad.
1719. p.
26. und von sich selbst.
BRUHIER addit. p. 190.
K 3

III. Abſchnitt. Das Herabſchlingen.
folgt iſt. Ob es gleich eine alte bekannte Sache iſt, daß
dieſes Seegel dazu da iſt, daß nicht etwas in die Luftroͤh-
re fallen ſoll (r), ſo iſt es dennoch gewis, daß der Zapfe
nicht nur viel mehr nach vorne zu, als die Luftroͤhrenſpalte
liegt (s), ſondern auch ganz und gar nicht geſchikkt iſt,
dieſe Rizze zu verſchlieſſen. Es ſcheint die Fluͤßigkeit bei
einem Feler des Seegels nicht gehoͤrig in den Schlund-
kopf zu fallen, ſondern an der Luftroͤhrenſpalte haͤngen
zu bleiben, und kurz darauf in dieſelbe herabzuſinken (t).

Jn der Braͤune pflegt ein Theil des Uebels im Gau-
menſeegel zu ſtekken (u).

§. 25.
Die Abſicht dieſer Handlung.

Hieraus erſieht man, daß Speiſe und Trank von der
zuſammengeſezzten Kraft der Muſkeln (a) herniederge-
trieben wird, und nicht blos durch ihre Schwere in den
Schlund faͤllt, weil ſonſt die meiſten vierfuͤßigen Thiere,
dieſer Schwere zuwider, die Speiſe im Niederſchlukken
fortwaͤlzen, und der Menſch, wenn er auf dem Kopfe
ſteht (b) und die Fuͤſſe in der Hoͤhe haͤlt, zu trinken ver-
moͤgend iſt. Daher laͤſt ſich einſehen, warum an ertraͤnk-
ten Thieren (c) das Waſſer, wenn ſie ſterben, nicht in
den Magen dringt, ob es gleich von Thieren, die man
lebendig unter dem Waſſer haͤlt, allerdings eingeſchlukkt
wird (d). Wenigſtens geſchicht dieſes (e), nach unſern

Verſu-
(r) [Spaltenumbruch] ORIBAS p. 66. conf. SE-
NAC. p.
497.
(s) p. 64. et LITTRE Mém. de
1718. tab. 15. f.
2.
(t) Conf. ALBIN p. 16.
(u) STOERK ann. med. II.
p.
144.
(a) BOERHAV. Praelect. T. I.
p.
242.
(b) Add. SENAC p. 493. KRU-
GER Phyſiolog. p.
84.
(c) [Spaltenumbruch] EVERS experiment. in ſub-
merſis p.
6. 7.
(d) J. HORNE 2 bref on drif-
wande and. ſiunkande long. p. 13.
Art. de ſaire les rapports. p.
516.
(e) Exp. noſtr. 135. 136. 138.
139. und in experimentis EVERS
p.
613. in einigen Hiſt. de l’Acad.
1719. p.
26. und von ſich ſelbſt.
BRUHIER addit. p. 190.
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0169" n="149"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Das Herab&#x017F;chlingen.</hi></fw><lb/>
folgt i&#x017F;t. Ob es gleich eine alte bekannte Sache i&#x017F;t, daß<lb/>
die&#x017F;es Seegel dazu da i&#x017F;t, daß nicht etwas in die Luftro&#x0364;h-<lb/>
re fallen &#x017F;oll <note place="foot" n="(r)"><cb/><hi rendition="#aq">ORIBAS p. 66. conf. SE-<lb/>
NAC. p.</hi> 497.</note>, &#x017F;o i&#x017F;t es dennoch gewis, daß der Zapfe<lb/>
nicht nur viel mehr nach vorne zu, als die Luftro&#x0364;hren&#x017F;palte<lb/>
liegt <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">p. 64. et LITTRE Mém. de<lb/>
1718. tab. 15. f.</hi> 2.</note>, &#x017F;ondern auch ganz und gar nicht ge&#x017F;chikkt i&#x017F;t,<lb/>
die&#x017F;e Rizze zu ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Es &#x017F;cheint die Flu&#x0364;ßigkeit bei<lb/>
einem Feler des Seegels nicht geho&#x0364;rig in den Schlund-<lb/>
kopf zu fallen, &#x017F;ondern an der Luftro&#x0364;hren&#x017F;palte ha&#x0364;ngen<lb/>
zu bleiben, und kurz darauf in die&#x017F;elbe herabzu&#x017F;inken <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">Conf. ALBIN p.</hi> 16.</note>.</p><lb/>
            <p>Jn der Bra&#x0364;une pflegt ein Theil des Uebels im Gau-<lb/>
men&#x017F;eegel zu &#x017F;tekken <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">STOERK ann. med. II.<lb/>
p.</hi> 144.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 25.<lb/><hi rendition="#b">Die Ab&#x017F;icht die&#x017F;er Handlung.</hi></head><lb/>
            <p>Hieraus er&#x017F;ieht man, daß Spei&#x017F;e und Trank von der<lb/>
zu&#x017F;ammenge&#x017F;ezzten Kraft der Mu&#x017F;keln <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">BOERHAV. Praelect. T. I.<lb/>
p.</hi> 242.</note> herniederge-<lb/>
trieben wird, und nicht blos durch ihre Schwere in den<lb/>
Schlund fa&#x0364;llt, weil &#x017F;on&#x017F;t die mei&#x017F;ten vierfu&#x0364;ßigen Thiere,<lb/>
die&#x017F;er Schwere zuwider, die Spei&#x017F;e im Nieder&#x017F;chlukken<lb/>
fortwa&#x0364;lzen, und der Men&#x017F;ch, wenn er auf dem Kopfe<lb/>
&#x017F;teht <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Add. SENAC p. 493. KRU-<lb/>
GER Phy&#x017F;iolog. p.</hi> 84.</note> und die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in der Ho&#x0364;he ha&#x0364;lt, zu trinken ver-<lb/>
mo&#x0364;gend i&#x017F;t. Daher la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich ein&#x017F;ehen, warum an ertra&#x0364;nk-<lb/>
ten Thieren <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">EVERS experiment. in &#x017F;ub-<lb/>
mer&#x017F;is p.</hi> 6. 7.</note> das Wa&#x017F;&#x017F;er, wenn &#x017F;ie &#x017F;terben, nicht in<lb/>
den Magen dringt, ob es gleich von Thieren, die man<lb/>
lebendig unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er ha&#x0364;lt, allerdings einge&#x017F;chlukkt<lb/>
wird <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">J. HORNE 2 bref on drif-<lb/>
wande and. &#x017F;iunkande long. p. 13.<lb/>
Art. de &#x017F;aire les rapports. p.</hi> 516.</note>. Wenig&#x017F;tens ge&#x017F;chicht die&#x017F;es <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Exp. no&#x017F;tr.</hi> 135. 136. 138.<lb/>
139. und <hi rendition="#aq">in experimentis EVERS<lb/>
p.</hi> 613. in einigen <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. de l&#x2019;Acad.<lb/>
1719. p.</hi> 26. und von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t.<lb/><hi rendition="#aq">BRUHIER addit. p.</hi> 190.</note>, nach un&#x017F;ern<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Ver&#x017F;u-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0169] III. Abſchnitt. Das Herabſchlingen. folgt iſt. Ob es gleich eine alte bekannte Sache iſt, daß dieſes Seegel dazu da iſt, daß nicht etwas in die Luftroͤh- re fallen ſoll (r), ſo iſt es dennoch gewis, daß der Zapfe nicht nur viel mehr nach vorne zu, als die Luftroͤhrenſpalte liegt (s), ſondern auch ganz und gar nicht geſchikkt iſt, dieſe Rizze zu verſchlieſſen. Es ſcheint die Fluͤßigkeit bei einem Feler des Seegels nicht gehoͤrig in den Schlund- kopf zu fallen, ſondern an der Luftroͤhrenſpalte haͤngen zu bleiben, und kurz darauf in dieſelbe herabzuſinken (t). Jn der Braͤune pflegt ein Theil des Uebels im Gau- menſeegel zu ſtekken (u). §. 25. Die Abſicht dieſer Handlung. Hieraus erſieht man, daß Speiſe und Trank von der zuſammengeſezzten Kraft der Muſkeln (a) herniederge- trieben wird, und nicht blos durch ihre Schwere in den Schlund faͤllt, weil ſonſt die meiſten vierfuͤßigen Thiere, dieſer Schwere zuwider, die Speiſe im Niederſchlukken fortwaͤlzen, und der Menſch, wenn er auf dem Kopfe ſteht (b) und die Fuͤſſe in der Hoͤhe haͤlt, zu trinken ver- moͤgend iſt. Daher laͤſt ſich einſehen, warum an ertraͤnk- ten Thieren (c) das Waſſer, wenn ſie ſterben, nicht in den Magen dringt, ob es gleich von Thieren, die man lebendig unter dem Waſſer haͤlt, allerdings eingeſchlukkt wird (d). Wenigſtens geſchicht dieſes (e), nach unſern Verſu- (r) ORIBAS p. 66. conf. SE- NAC. p. 497. (s) p. 64. et LITTRE Mém. de 1718. tab. 15. f. 2. (t) Conf. ALBIN p. 16. (u) STOERK ann. med. II. p. 144. (a) BOERHAV. Praelect. T. I. p. 242. (b) Add. SENAC p. 493. KRU- GER Phyſiolog. p. 84. (c) EVERS experiment. in ſub- merſis p. 6. 7. (d) J. HORNE 2 bref on drif- wande and. ſiunkande long. p. 13. Art. de ſaire les rapports. p. 516. (e) Exp. noſtr. 135. 136. 138. 139. und in experimentis EVERS p. 613. in einigen Hiſt. de l’Acad. 1719. p. 26. und von ſich ſelbſt. BRUHIER addit. p. 190. K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/169
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/169>, abgerufen am 12.05.2024.