Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschnitt. Das Kauen.
als hinter demselben an, wofern an der Sache keine Ver-
änderungen vorgenommen sind. Wenn aber der Kinn-
bakken zurükke gezogen, und die untern Zähne hinter die
obern geschoben werden (a) alsdann tritt die Holplatte in
die Hölung selbst hinein, die sonst nicht zu einer Verglie-
derung gemacht und ledig ist, und solches verrichtet er
mit seinem vorragenden hintern Rande. Der sich selbst
überlassne Kiefer findet sein Lager in dem Bäulchen des
Schläfenknochens. Und so hat auch nur der vordere
Theil des Kieferkopfes einen Knorpel und der hinter
keinen (b).

Diese Holplatte ist an der Gelenkkapsel feste ange-
wachsen (c), und sie bekömmt an dieser vordern Seiten-
stelle, die an ihnen gewachsene Fasern (d) von dem äus-
sern Flügelmuskel her. Die Gelenkkapsel, welche aus
der vordern Gegend und dem ganzen Umkreise der Ge-
lenkhölung der Schläfenknochen ihren Ursprung bekömmt,
enthält den Kopf des Kiefers (e).

Man hat sich über diese Vergliederung sehr gezankt,
weil die Alten behaupteten (f), daß sich der untere Kinn-
bakken in die hintere Höle des Schläfenknochens werfen
soll; J. Jakob Rav aber zu allererst schrieb (g), daß er
sich an das Bäulchen des Schläfenknochens anschliesse.
Boerhaave (h) folgte ihm darinnen nach, so wie an-

dere
(a) [Spaltenumbruch] WALTHER p. 8.
(b) FERREIN p. 429.
(c) MONRO l. c. p. 126. 127.
WEITBRECHT p. 80. WINSLOW
1. c. n.
353.
(d) COURCELLES tab. 3. p.
58. MONRO p. 127. WALTHER
p.
8. Es fügt noch MONRO die
Fasern des Schläfen und Kaumu-
skels zu.
(e) [Spaltenumbruch] WEITBRECHT p. 81. 82.
f. 31. d. d. f. 32. h. MONRO p.
126. BERTIN p.
237.
(f) ORIBAS p. 144.
(g) Beim ERNDL. it. Angl. bat.
p. 96. ALBIN. Catal. leg. Rav.
ARDINOIS de med. fund. anat.
p.
18.
(h) J. R. M. n. 59.

I. Abſchnitt. Das Kauen.
als hinter demſelben an, wofern an der Sache keine Ver-
aͤnderungen vorgenommen ſind. Wenn aber der Kinn-
bakken zuruͤkke gezogen, und die untern Zaͤhne hinter die
obern geſchoben werden (a) alsdann tritt die Holplatte in
die Hoͤlung ſelbſt hinein, die ſonſt nicht zu einer Verglie-
derung gemacht und ledig iſt, und ſolches verrichtet er
mit ſeinem vorragenden hintern Rande. Der ſich ſelbſt
uͤberlaſſne Kiefer findet ſein Lager in dem Baͤulchen des
Schlaͤfenknochens. Und ſo hat auch nur der vordere
Theil des Kieferkopfes einen Knorpel und der hinter
keinen (b).

Dieſe Holplatte iſt an der Gelenkkapſel feſte ange-
wachſen (c), und ſie bekoͤmmt an dieſer vordern Seiten-
ſtelle, die an ihnen gewachſene Faſern (d) von dem aͤuſ-
ſern Fluͤgelmuſkel her. Die Gelenkkapſel, welche aus
der vordern Gegend und dem ganzen Umkreiſe der Ge-
lenkhoͤlung der Schlaͤfenknochen ihren Urſprung bekoͤmmt,
enthaͤlt den Kopf des Kiefers (e).

Man hat ſich uͤber dieſe Vergliederung ſehr gezankt,
weil die Alten behaupteten (f), daß ſich der untere Kinn-
bakken in die hintere Hoͤle des Schlaͤfenknochens werfen
ſoll; J. Jakob Rav aber zu allererſt ſchrieb (g), daß er
ſich an das Baͤulchen des Schlaͤfenknochens anſchlieſſe.
Boerhaave (h) folgte ihm darinnen nach, ſo wie an-

dere
(a) [Spaltenumbruch] WALTHER p. 8.
(b) FERREIN p. 429.
(c) MONRO l. c. p. 126. 127.
WEITBRECHT p. 80. WINSLOW
1. c. n.
353.
(d) COURCELLES tab. 3. p.
58. MONRO p. 127. WALTHER
p.
8. Es fuͤgt noch MONRO die
Faſern des Schlaͤfen und Kaumu-
ſkels zu.
(e) [Spaltenumbruch] WEITBRECHT p. 81. 82.
f. 31. d. d. f. 32. h. MONRO p.
126. BERTIN p.
237.
(f) ORIBAS p. 144.
(g) Beim ERNDL. it. Angl. bat.
p. 96. ALBIN. Catal. leg. Rav.
ARDINOIS de med. fund. anat.
p.
18.
(h) J. R. M. n. 59.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0035" n="15"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Das Kauen.</hi></fw><lb/>
als hinter dem&#x017F;elben an, wofern an der Sache keine Ver-<lb/>
a&#x0364;nderungen vorgenommen &#x017F;ind. Wenn aber der Kinn-<lb/>
bakken zuru&#x0364;kke gezogen, und die untern Za&#x0364;hne hinter die<lb/>
obern ge&#x017F;choben werden <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">WALTHER p.</hi> 8.</note> alsdann tritt die Holplatte in<lb/>
die Ho&#x0364;lung &#x017F;elb&#x017F;t hinein, die &#x017F;on&#x017F;t nicht zu einer Verglie-<lb/>
derung gemacht und ledig i&#x017F;t, und &#x017F;olches verrichtet er<lb/>
mit &#x017F;einem vorragenden hintern Rande. Der &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;ne Kiefer findet &#x017F;ein Lager in dem Ba&#x0364;ulchen des<lb/>
Schla&#x0364;fenknochens. Und &#x017F;o hat auch nur der vordere<lb/>
Theil des Kieferkopfes einen Knorpel und der hinter<lb/>
keinen <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">FERREIN p.</hi> 429.</note>.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Holplatte i&#x017F;t an der Gelenkkap&#x017F;el fe&#x017F;te ange-<lb/>
wach&#x017F;en <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">MONRO l. c. p. 126. 127.<lb/>
WEITBRECHT p. 80. WINSLOW<lb/>
1. c. n.</hi> 353.</note>, und &#x017F;ie beko&#x0364;mmt an die&#x017F;er vordern Seiten-<lb/>
&#x017F;telle, die an ihnen gewach&#x017F;ene Fa&#x017F;ern <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">COURCELLES tab. 3. p.<lb/>
58. MONRO p. 127. WALTHER<lb/>
p.</hi> 8. Es fu&#x0364;gt noch <hi rendition="#aq">MONRO</hi> die<lb/>
Fa&#x017F;ern des Schla&#x0364;fen und Kaumu-<lb/>
&#x017F;kels zu.</note> von dem a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern Flu&#x0364;gelmu&#x017F;kel her. Die Gelenkkap&#x017F;el, welche aus<lb/>
der vordern Gegend und dem ganzen Umkrei&#x017F;e der Ge-<lb/>
lenkho&#x0364;lung der Schla&#x0364;fenknochen ihren Ur&#x017F;prung beko&#x0364;mmt,<lb/>
entha&#x0364;lt den Kopf des Kiefers <note place="foot" n="(e)"><cb/><hi rendition="#aq">WEITBRECHT p. 81. 82.<lb/>
f. 31. d. d. f. 32. h. MONRO p.<lb/>
126. BERTIN p.</hi> 237.</note>.</p><lb/>
            <p>Man hat &#x017F;ich u&#x0364;ber die&#x017F;e Vergliederung &#x017F;ehr gezankt,<lb/>
weil die Alten behaupteten <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">ORIBAS p.</hi> 144.</note>, daß &#x017F;ich der untere Kinn-<lb/>
bakken in die hintere Ho&#x0364;le des Schla&#x0364;fenknochens werfen<lb/>
&#x017F;oll; J. Jakob <hi rendition="#fr">Rav</hi> aber zu allerer&#x017F;t &#x017F;chrieb <note place="foot" n="(g)">Beim <hi rendition="#aq">ERNDL. it. Angl. bat.<lb/>
p. 96. ALBIN. Catal. leg. Rav.<lb/>
ARDINOIS de med. fund. anat.<lb/>
p.</hi> 18.</note>, daß er<lb/>
&#x017F;ich an das Ba&#x0364;ulchen des Schla&#x0364;fenknochens an&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e.<lb/><hi rendition="#fr">Boerhaave</hi> <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">J. R. M. n.</hi> 59.</note> folgte ihm darinnen nach, &#x017F;o wie an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dere</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0035] I. Abſchnitt. Das Kauen. als hinter demſelben an, wofern an der Sache keine Ver- aͤnderungen vorgenommen ſind. Wenn aber der Kinn- bakken zuruͤkke gezogen, und die untern Zaͤhne hinter die obern geſchoben werden (a) alsdann tritt die Holplatte in die Hoͤlung ſelbſt hinein, die ſonſt nicht zu einer Verglie- derung gemacht und ledig iſt, und ſolches verrichtet er mit ſeinem vorragenden hintern Rande. Der ſich ſelbſt uͤberlaſſne Kiefer findet ſein Lager in dem Baͤulchen des Schlaͤfenknochens. Und ſo hat auch nur der vordere Theil des Kieferkopfes einen Knorpel und der hinter keinen (b). Dieſe Holplatte iſt an der Gelenkkapſel feſte ange- wachſen (c), und ſie bekoͤmmt an dieſer vordern Seiten- ſtelle, die an ihnen gewachſene Faſern (d) von dem aͤuſ- ſern Fluͤgelmuſkel her. Die Gelenkkapſel, welche aus der vordern Gegend und dem ganzen Umkreiſe der Ge- lenkhoͤlung der Schlaͤfenknochen ihren Urſprung bekoͤmmt, enthaͤlt den Kopf des Kiefers (e). Man hat ſich uͤber dieſe Vergliederung ſehr gezankt, weil die Alten behaupteten (f), daß ſich der untere Kinn- bakken in die hintere Hoͤle des Schlaͤfenknochens werfen ſoll; J. Jakob Rav aber zu allererſt ſchrieb (g), daß er ſich an das Baͤulchen des Schlaͤfenknochens anſchlieſſe. Boerhaave (h) folgte ihm darinnen nach, ſo wie an- dere (a) WALTHER p. 8. (b) FERREIN p. 429. (c) MONRO l. c. p. 126. 127. WEITBRECHT p. 80. WINSLOW 1. c. n. 353. (d) COURCELLES tab. 3. p. 58. MONRO p. 127. WALTHER p. 8. Es fuͤgt noch MONRO die Faſern des Schlaͤfen und Kaumu- ſkels zu. (e) WEITBRECHT p. 81. 82. f. 31. d. d. f. 32. h. MONRO p. 126. BERTIN p. 237. (f) ORIBAS p. 144. (g) Beim ERNDL. it. Angl. bat. p. 96. ALBIN. Catal. leg. Rav. ARDINOIS de med. fund. anat. p. 18. (h) J. R. M. n. 59.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/35
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/35>, abgerufen am 28.04.2024.