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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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III. Abschnitt. Speise und Trank.
ches gewis vom Wasser sich nicht auflösen läst, oder durch
reine Felsen, wie durch einen Durchseicher abtröpfelt, und
als ein sehr leichter Kristall fortrinnt, ob es gleich um et-
was schwerer, als das Regenwasser, und kalt ist, sich aber
im Winter schwerlich in Eis verwandelt, unaufhaltsam
auch in starkem Froste flüßig bleibt, vom Regen keine
Veränderungen leidet, mit der Seife leicht schäumt, die
Hülsenfrüchte weich kocht, nicht leicht faul wird, keine
grüne Haut bekömmt oder behält, den Durst leicht stillt,
und gleichsam die Zunge mit einer Art (a) vom Geiste
erfrischt.

Dergleichen Wasser durchströmen hier, aus einem
schwach abhängigen Felsen, welcher aber unter hohen
Marmorfelsen liegt in langen Strassen unser Landgut,
mit hundert Qvellen von unveränderlicher Güte, welche
auch in der heftigsten Kälte, wie sie unser Himmelsstrich
macht (a*), niemals gefrieren. Andre Völker scheinen
von dieser Güte so wenig zu wissen, daß sie unter den Zei-
chen eines guten Wassers, auch dieses mit verlangen, daß
es leicht zu Eis werden müsse (b). Auch in unsrer Schweiz
sind solche Qvellen nichts Seltenes, welche man zu Aqvi-
leja in der Provinzialsprache des laux douces nennt,
und diese theilen ihre Kraft nicht zu gefrieren, auch an-
dern Wassern mit, wenn man sie damit vermischt.

Leicht sind auch einige warme Bäder, als das Faba-
riensische (c), welches dem Regenwasser nichts nachgiebt,
wie auch das Savenire zu Spaa (d). Die Alten loben

auch
(a) [Spaltenumbruch] Dergleichen Geist im Was-
ser behaupten ernsthaft GRESSEN-
ZO p. 153. VALISNER II. p. 468.
HOFMANN method. exam. aq.
sals. n.
3.
(a*) Gr. 19. REAUMURII un-
terhalb o.
(b) Unrecht, daß das beste leicht
gefriere LUCAS p. 28.
(c) [Spaltenumbruch] Zum Regenwasser, wie 1138
zu 1142. RHAN de fabar. p. 16.
und wie 1138 zu 1140 gegen andre
Wasser. Jst das leichteste und
reinste unter allen Wassern LUCAS
p.
38.
(d) HOFMANN meth. exam.
n.
4.
Y 5

III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
ches gewis vom Waſſer ſich nicht aufloͤſen laͤſt, oder durch
reine Felſen, wie durch einen Durchſeicher abtroͤpfelt, und
als ein ſehr leichter Kriſtall fortrinnt, ob es gleich um et-
was ſchwerer, als das Regenwaſſer, und kalt iſt, ſich aber
im Winter ſchwerlich in Eis verwandelt, unaufhaltſam
auch in ſtarkem Froſte fluͤßig bleibt, vom Regen keine
Veraͤnderungen leidet, mit der Seife leicht ſchaͤumt, die
Huͤlſenfruͤchte weich kocht, nicht leicht faul wird, keine
gruͤne Haut bekoͤmmt oder behaͤlt, den Durſt leicht ſtillt,
und gleichſam die Zunge mit einer Art (a) vom Geiſte
erfriſcht.

Dergleichen Waſſer durchſtroͤmen hier, aus einem
ſchwach abhaͤngigen Felſen, welcher aber unter hohen
Marmorfelſen liegt in langen Straſſen unſer Landgut,
mit hundert Qvellen von unveraͤnderlicher Guͤte, welche
auch in der heftigſten Kaͤlte, wie ſie unſer Himmelsſtrich
macht (a*), niemals gefrieren. Andre Voͤlker ſcheinen
von dieſer Guͤte ſo wenig zu wiſſen, daß ſie unter den Zei-
chen eines guten Waſſers, auch dieſes mit verlangen, daß
es leicht zu Eis werden muͤſſe (b). Auch in unſrer Schweiz
ſind ſolche Qvellen nichts Seltenes, welche man zu Aqvi-
leja in der Provinzialſprache des laux douces nennt,
und dieſe theilen ihre Kraft nicht zu gefrieren, auch an-
dern Waſſern mit, wenn man ſie damit vermiſcht.

Leicht ſind auch einige warme Baͤder, als das Faba-
rienſiſche (c), welches dem Regenwaſſer nichts nachgiebt,
wie auch das Savenire zu Spaa (d). Die Alten loben

auch
(a) [Spaltenumbruch] Dergleichen Geiſt im Waſ-
ſer behaupten ernſthaft GRESSEN-
ZO p. 153. VALISNER II. p. 468.
HOFMANN method. exam. aq.
ſalſ. n.
3.
(a*) Gr. 19. REAUMURII un-
terhalb o.
(b) Unrecht, daß das beſte leicht
gefriere LUCAS p. 28.
(c) [Spaltenumbruch] Zum Regenwaſſer, wie 1138
zu 1142. RHAN de fabar. p. 16.
und wie 1138 zu 1140 gegen andre
Waſſer. Jſt das leichteſte und
reinſte unter allen Waſſern LUCAS
p.
38.
(d) HOFMANN meth. exam.
n.
4.
Y 5
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[329[345]/0365] III. Abſchnitt. Speiſe und Trank. ches gewis vom Waſſer ſich nicht aufloͤſen laͤſt, oder durch reine Felſen, wie durch einen Durchſeicher abtroͤpfelt, und als ein ſehr leichter Kriſtall fortrinnt, ob es gleich um et- was ſchwerer, als das Regenwaſſer, und kalt iſt, ſich aber im Winter ſchwerlich in Eis verwandelt, unaufhaltſam auch in ſtarkem Froſte fluͤßig bleibt, vom Regen keine Veraͤnderungen leidet, mit der Seife leicht ſchaͤumt, die Huͤlſenfruͤchte weich kocht, nicht leicht faul wird, keine gruͤne Haut bekoͤmmt oder behaͤlt, den Durſt leicht ſtillt, und gleichſam die Zunge mit einer Art (a) vom Geiſte erfriſcht. Dergleichen Waſſer durchſtroͤmen hier, aus einem ſchwach abhaͤngigen Felſen, welcher aber unter hohen Marmorfelſen liegt in langen Straſſen unſer Landgut, mit hundert Qvellen von unveraͤnderlicher Guͤte, welche auch in der heftigſten Kaͤlte, wie ſie unſer Himmelsſtrich macht (a*), niemals gefrieren. Andre Voͤlker ſcheinen von dieſer Guͤte ſo wenig zu wiſſen, daß ſie unter den Zei- chen eines guten Waſſers, auch dieſes mit verlangen, daß es leicht zu Eis werden muͤſſe (b). Auch in unſrer Schweiz ſind ſolche Qvellen nichts Seltenes, welche man zu Aqvi- leja in der Provinzialſprache des laux douces nennt, und dieſe theilen ihre Kraft nicht zu gefrieren, auch an- dern Waſſern mit, wenn man ſie damit vermiſcht. Leicht ſind auch einige warme Baͤder, als das Faba- rienſiſche (c), welches dem Regenwaſſer nichts nachgiebt, wie auch das Savenire zu Spaa (d). Die Alten loben auch (a) Dergleichen Geiſt im Waſ- ſer behaupten ernſthaft GRESSEN- ZO p. 153. VALISNER II. p. 468. HOFMANN method. exam. aq. ſalſ. n. 3. (a*) Gr. 19. REAUMURII un- terhalb o. (b) Unrecht, daß das beſte leicht gefriere LUCAS p. 28. (c) Zum Regenwaſſer, wie 1138 zu 1142. RHAN de fabar. p. 16. und wie 1138 zu 1140 gegen andre Waſſer. Jſt das leichteſte und reinſte unter allen Waſſern LUCAS p. 38. (d) HOFMANN meth. exam. n. 4. Y 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 329[345]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/365>, abgerufen am 07.05.2024.