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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Der Magen. XIX. Buch.
dritten Tag (a) und diese Suite hat der berümte Albin
bei einerlei Exempel, ebenfalls angemerkt (b).

Jn der zwoten Stunde pflegt man am Hunde die
Milchgefässe warzunemen (c) wenn man einen mit Milch
gefütterten Hund aufschneidet (d) und in der dritten
Stunde, wenn man die Milch mit Brodt vermengt (e);
endlich in der sechsten Stunde, wenn es Roggenbrodt
gewesen (f).

Jch will eben nicht behaupten, daß alles dieses, in
Krankheiten vorgefallene eine wirkliche Gewonheit der
Natur abbilde. Jndessen können wir doch daraus die
Ordnung lernen, nach der die Speisen aus dem Magen
gehen.

Jch habe darüber einige Erfarungen an mir selbst
gemacht, wenn ich einen verdorbenen Magen hatte, und
von Speisen, sonderlich von einigen zähen, ein Auf-
stossen litte, welches den Geschmakk nach der Speise
hatte. Jch vermerkte gemeiniglich vier Stunden nach
dem Mittagsessen, ein Geräusche und Lerm vom Fleische
in mir, welches ich schlecht verdaute. Dieser Lerm leg-
te sich nach und nach, und es wurde der Magen nach
einem mäßigen Mittagsmale in der sechsten Stunde leer,
und es sties nur reine Luft auf.

Man sollte glauben, daß sich der Magen bei andern
Menschen geschwinder ausleere, so wie er beim Biron (g)
nach zwo Stunden leer war; und die Mexikaner leiden
gemeiniglich drei Stunden nach dem Essen Ohnmach-
ten (h). Denn es läst sich vermuten und zwar aus ziem-
lich warscheinlichen Gründen, daß sich der Appetit wie-
der einstelle, wenn der Magen ledig ist. Nach dieser

Regel
(a) [Spaltenumbruch] Eph. Nat. Cur. Vol. X.
obs.
4.
(b) Adnot. L. II. c. 8.
(c) BILS bei dem ZAS van de
daaw der dieren p.
89.
(d) [Spaltenumbruch] ibid.
(e) ibid.
(f) ibid.
(g) RIOLAN p. 609. add. 264.
(h) GAGE in Itiner.

Der Magen. XIX. Buch.
dritten Tag (a) und dieſe Suite hat der beruͤmte Albin
bei einerlei Exempel, ebenfalls angemerkt (b).

Jn der zwoten Stunde pflegt man am Hunde die
Milchgefaͤſſe warzunemen (c) wenn man einen mit Milch
gefuͤtterten Hund aufſchneidet (d) und in der dritten
Stunde, wenn man die Milch mit Brodt vermengt (e);
endlich in der ſechſten Stunde, wenn es Roggenbrodt
geweſen (f).

Jch will eben nicht behaupten, daß alles dieſes, in
Krankheiten vorgefallene eine wirkliche Gewonheit der
Natur abbilde. Jndeſſen koͤnnen wir doch daraus die
Ordnung lernen, nach der die Speiſen aus dem Magen
gehen.

Jch habe daruͤber einige Erfarungen an mir ſelbſt
gemacht, wenn ich einen verdorbenen Magen hatte, und
von Speiſen, ſonderlich von einigen zaͤhen, ein Auf-
ſtoſſen litte, welches den Geſchmakk nach der Speiſe
hatte. Jch vermerkte gemeiniglich vier Stunden nach
dem Mittagseſſen, ein Geraͤuſche und Lerm vom Fleiſche
in mir, welches ich ſchlecht verdaute. Dieſer Lerm leg-
te ſich nach und nach, und es wurde der Magen nach
einem maͤßigen Mittagsmale in der ſechſten Stunde leer,
und es ſties nur reine Luft auf.

Man ſollte glauben, daß ſich der Magen bei andern
Menſchen geſchwinder ausleere, ſo wie er beim Biron (g)
nach zwo Stunden leer war; und die Mexikaner leiden
gemeiniglich drei Stunden nach dem Eſſen Ohnmach-
ten (h). Denn es laͤſt ſich vermuten und zwar aus ziem-
lich warſcheinlichen Gruͤnden, daß ſich der Appetit wie-
der einſtelle, wenn der Magen ledig iſt. Nach dieſer

Regel
(a) [Spaltenumbruch] Eph. Nat. Cur. Vol. X.
obſ.
4.
(b) Adnot. L. II. c. 8.
(c) BILS bei dem ZAS van de
daaw der dieren p.
89.
(d) [Spaltenumbruch] ibid.
(e) ibid.
(f) ibid.
(g) RIOLAN p. 609. add. 264.
(h) GAGE in Itiner.
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[408[424]/0444] Der Magen. XIX. Buch. dritten Tag (a) und dieſe Suite hat der beruͤmte Albin bei einerlei Exempel, ebenfalls angemerkt (b). Jn der zwoten Stunde pflegt man am Hunde die Milchgefaͤſſe warzunemen (c) wenn man einen mit Milch gefuͤtterten Hund aufſchneidet (d) und in der dritten Stunde, wenn man die Milch mit Brodt vermengt (e); endlich in der ſechſten Stunde, wenn es Roggenbrodt geweſen (f). Jch will eben nicht behaupten, daß alles dieſes, in Krankheiten vorgefallene eine wirkliche Gewonheit der Natur abbilde. Jndeſſen koͤnnen wir doch daraus die Ordnung lernen, nach der die Speiſen aus dem Magen gehen. Jch habe daruͤber einige Erfarungen an mir ſelbſt gemacht, wenn ich einen verdorbenen Magen hatte, und von Speiſen, ſonderlich von einigen zaͤhen, ein Auf- ſtoſſen litte, welches den Geſchmakk nach der Speiſe hatte. Jch vermerkte gemeiniglich vier Stunden nach dem Mittagseſſen, ein Geraͤuſche und Lerm vom Fleiſche in mir, welches ich ſchlecht verdaute. Dieſer Lerm leg- te ſich nach und nach, und es wurde der Magen nach einem maͤßigen Mittagsmale in der ſechſten Stunde leer, und es ſties nur reine Luft auf. Man ſollte glauben, daß ſich der Magen bei andern Menſchen geſchwinder ausleere, ſo wie er beim Biron (g) nach zwo Stunden leer war; und die Mexikaner leiden gemeiniglich drei Stunden nach dem Eſſen Ohnmach- ten (h). Denn es laͤſt ſich vermuten und zwar aus ziem- lich warſcheinlichen Gruͤnden, daß ſich der Appetit wie- der einſtelle, wenn der Magen ledig iſt. Nach dieſer Regel (a) Eph. Nat. Cur. Vol. X. obſ. 4. (b) Adnot. L. II. c. 8. (c) BILS bei dem ZAS van de daaw der dieren p. 89. (d) ibid. (e) ibid. (f) ibid. (g) RIOLAN p. 609. add. 264. (h) GAGE in Itiner.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 408[424]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/444>, abgerufen am 29.04.2024.