Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Nässe XVIII. Buch.
erwänt. Sie sahen die grosse Mündungen, welche zu
dem Drüsenfleische hinführen, das unter der Wurzel der
Zunge liegt (y), sie sahen diese Oeffnungen Speichel von
sich geben (z) und sie wusten, daß man in diese Mindun-
gen einen Griffel bringen kann (a).

Dem ohngeachtet haben wir doch, weil indessen das
Andenken dieser Sache wieder verschwunden war, dem
Thomas Wharton viel zu verdanken (b) weil dieser
fleißige Mann diese Gänge in Zerlegung der Thiere
wieder fand; so wie wir ihre Geschichte, was den Men-
schen betrift, vor kurzem verbessert erhalten haben (c)

Es kömmt nemlich ein Gang, aus dem hintern Lap-
pen der Kieferdrüse, zugleich mit dem Anhängsel hervor,
er nimmt mit vielen Wurzeln seinen Anfang, darunter
die gröste aus diesem Anhängsel entspringt, dünne und
weich und von einerlei Oeffnung mit dem Stenonischen
ist, wiewohl sie im Ganzen einen kleinern Durchmes-
ser hat.

Es läuft ferner dieser Gang über den breiten Sei-
tenmuskel der Zunge, zwischen selbigem, und der Drüse
unter der Zunge, nach dieser Drüse hin, er ist von
obenher ihr Begleiter (d) geht mehr nach auswendig zu,
als der Kinnmuskel der Zunge, über den breiten Mu-
skel des Zungenknochens und über den Zweibäuchigen,
und läuft, wenn die Zunge ausgestrekkt ist, ziemlich ge-
rade zu der Zungenspizze fort.

Hier zeigt er eine lange Warze (e) wenn man die
Borste nach auswerts drükkt und diese Warze verlän-
gert sich zu einem Schwanze, den die Membran der

Zun-
(y) [Spaltenumbruch] COLLIGET L. I. c. 20.
(z) GALENUS. RHAZES.
(a) GALENUS.
(b) Adenolog. p. 139. seqq.
(c) Der erste aus den Men-
[Spaltenumbruch] schen ist HORNE der es beschreibt
diss. de ductu salviali.
(d) COWPER TREW tab. I.
(e) COWPER I. c. von der War-
ze beschüzzt WHARTON.

Die Naͤſſe XVIII. Buch.
erwaͤnt. Sie ſahen die groſſe Muͤndungen, welche zu
dem Druͤſenfleiſche hinfuͤhren, das unter der Wurzel der
Zunge liegt (y), ſie ſahen dieſe Oeffnungen Speichel von
ſich geben (z) und ſie wuſten, daß man in dieſe Mindun-
gen einen Griffel bringen kann (a).

Dem ohngeachtet haben wir doch, weil indeſſen das
Andenken dieſer Sache wieder verſchwunden war, dem
Thomas Wharton viel zu verdanken (b) weil dieſer
fleißige Mann dieſe Gaͤnge in Zerlegung der Thiere
wieder fand; ſo wie wir ihre Geſchichte, was den Men-
ſchen betrift, vor kurzem verbeſſert erhalten haben (c)

Es koͤmmt nemlich ein Gang, aus dem hintern Lap-
pen der Kieferdruͤſe, zugleich mit dem Anhaͤngſel hervor,
er nimmt mit vielen Wurzeln ſeinen Anfang, darunter
die groͤſte aus dieſem Anhaͤngſel entſpringt, duͤnne und
weich und von einerlei Oeffnung mit dem Stenoniſchen
iſt, wiewohl ſie im Ganzen einen kleinern Durchmeſ-
ſer hat.

Es laͤuft ferner dieſer Gang uͤber den breiten Sei-
tenmuſkel der Zunge, zwiſchen ſelbigem, und der Druͤſe
unter der Zunge, nach dieſer Druͤſe hin, er iſt von
obenher ihr Begleiter (d) geht mehr nach auswendig zu,
als der Kinnmuſkel der Zunge, uͤber den breiten Mu-
ſkel des Zungenknochens und uͤber den Zweibaͤuchigen,
und laͤuft, wenn die Zunge ausgeſtrekkt iſt, ziemlich ge-
rade zu der Zungenſpizze fort.

Hier zeigt er eine lange Warze (e) wenn man die
Borſte nach auswerts druͤkkt und dieſe Warze verlaͤn-
gert ſich zu einem Schwanze, den die Membran der

Zun-
(y) [Spaltenumbruch] COLLIGET L. I. c. 20.
(z) GALENUS. RHAZES.
(a) GALENUS.
(b) Adenolog. p. 139. ſeqq.
(c) Der erſte aus den Men-
[Spaltenumbruch] ſchen iſt HORNE der es beſchreibt
diſſ. de ductu ſalviali.
(d) COWPER TREW tab. I.
(e) COWPER I. c. von der War-
ze beſchuͤzzt WHARTON.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0096" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">XVIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
erwa&#x0364;nt. Sie &#x017F;ahen die gro&#x017F;&#x017F;e Mu&#x0364;ndungen, welche zu<lb/>
dem Dru&#x0364;&#x017F;enflei&#x017F;che hinfu&#x0364;hren, das unter der Wurzel der<lb/>
Zunge liegt <note place="foot" n="(y)"><cb/><hi rendition="#aq">COLLIGET L. I. c.</hi> 20.</note>, &#x017F;ie &#x017F;ahen die&#x017F;e Oeffnungen Speichel von<lb/>
&#x017F;ich geben <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">GALENUS. RHAZES.</hi></note> und &#x017F;ie wu&#x017F;ten, daß man in die&#x017F;e Mindun-<lb/>
gen einen Griffel bringen kann <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">GALENUS.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Dem ohngeachtet haben wir doch, weil inde&#x017F;&#x017F;en das<lb/>
Andenken die&#x017F;er Sache wieder ver&#x017F;chwunden war, dem<lb/>
Thomas <hi rendition="#fr">Wharton</hi> viel zu verdanken <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Adenolog. p. 139. &#x017F;eqq.</hi></note> weil die&#x017F;er<lb/>
fleißige Mann die&#x017F;e Ga&#x0364;nge in Zerlegung der Thiere<lb/>
wieder fand; &#x017F;o wie wir ihre Ge&#x017F;chichte, was den Men-<lb/>
&#x017F;chen betrift, vor kurzem verbe&#x017F;&#x017F;ert erhalten haben <note place="foot" n="(c)">Der er&#x017F;te aus den Men-<lb/><cb/>
&#x017F;chen i&#x017F;t <hi rendition="#aq">HORNE</hi> der es be&#x017F;chreibt<lb/><hi rendition="#aq">di&#x017F;&#x017F;. de ductu &#x017F;alviali.</hi></note></p><lb/>
            <p>Es ko&#x0364;mmt nemlich ein Gang, aus dem hintern Lap-<lb/>
pen der Kieferdru&#x0364;&#x017F;e, zugleich mit dem Anha&#x0364;ng&#x017F;el hervor,<lb/>
er nimmt mit vielen Wurzeln &#x017F;einen Anfang, darunter<lb/>
die gro&#x0364;&#x017F;te aus die&#x017F;em Anha&#x0364;ng&#x017F;el ent&#x017F;pringt, du&#x0364;nne und<lb/>
weich und von einerlei Oeffnung mit dem <hi rendition="#fr">Stenoni&#x017F;chen</hi><lb/>
i&#x017F;t, wiewohl &#x017F;ie im Ganzen einen kleinern Durchme&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er hat.</p><lb/>
            <p>Es la&#x0364;uft ferner die&#x017F;er Gang u&#x0364;ber den breiten Sei-<lb/>
tenmu&#x017F;kel der Zunge, zwi&#x017F;chen &#x017F;elbigem, und der Dru&#x0364;&#x017F;e<lb/>
unter der Zunge, nach die&#x017F;er Dru&#x0364;&#x017F;e hin, er i&#x017F;t von<lb/>
obenher ihr Begleiter <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">COWPER TREW tab. I.</hi></note> geht mehr nach auswendig zu,<lb/>
als der Kinnmu&#x017F;kel der Zunge, u&#x0364;ber den breiten Mu-<lb/>
&#x017F;kel des Zungenknochens und u&#x0364;ber den Zweiba&#x0364;uchigen,<lb/>
und la&#x0364;uft, wenn die Zunge ausge&#x017F;trekkt i&#x017F;t, ziemlich ge-<lb/>
rade zu der Zungen&#x017F;pizze fort.</p><lb/>
            <p>Hier zeigt er eine lange Warze <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">COWPER I. c.</hi> von der War-<lb/>
ze be&#x017F;chu&#x0364;zzt <hi rendition="#aq">WHARTON.</hi></note> wenn man die<lb/>
Bor&#x017F;te nach auswerts dru&#x0364;kkt und die&#x017F;e Warze verla&#x0364;n-<lb/>
gert &#x017F;ich zu einem Schwanze, den die Membran der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zun-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0096] Die Naͤſſe XVIII. Buch. erwaͤnt. Sie ſahen die groſſe Muͤndungen, welche zu dem Druͤſenfleiſche hinfuͤhren, das unter der Wurzel der Zunge liegt (y), ſie ſahen dieſe Oeffnungen Speichel von ſich geben (z) und ſie wuſten, daß man in dieſe Mindun- gen einen Griffel bringen kann (a). Dem ohngeachtet haben wir doch, weil indeſſen das Andenken dieſer Sache wieder verſchwunden war, dem Thomas Wharton viel zu verdanken (b) weil dieſer fleißige Mann dieſe Gaͤnge in Zerlegung der Thiere wieder fand; ſo wie wir ihre Geſchichte, was den Men- ſchen betrift, vor kurzem verbeſſert erhalten haben (c) Es koͤmmt nemlich ein Gang, aus dem hintern Lap- pen der Kieferdruͤſe, zugleich mit dem Anhaͤngſel hervor, er nimmt mit vielen Wurzeln ſeinen Anfang, darunter die groͤſte aus dieſem Anhaͤngſel entſpringt, duͤnne und weich und von einerlei Oeffnung mit dem Stenoniſchen iſt, wiewohl ſie im Ganzen einen kleinern Durchmeſ- ſer hat. Es laͤuft ferner dieſer Gang uͤber den breiten Sei- tenmuſkel der Zunge, zwiſchen ſelbigem, und der Druͤſe unter der Zunge, nach dieſer Druͤſe hin, er iſt von obenher ihr Begleiter (d) geht mehr nach auswendig zu, als der Kinnmuſkel der Zunge, uͤber den breiten Mu- ſkel des Zungenknochens und uͤber den Zweibaͤuchigen, und laͤuft, wenn die Zunge ausgeſtrekkt iſt, ziemlich ge- rade zu der Zungenſpizze fort. Hier zeigt er eine lange Warze (e) wenn man die Borſte nach auswerts druͤkkt und dieſe Warze verlaͤn- gert ſich zu einem Schwanze, den die Membran der Zun- (y) COLLIGET L. I. c. 20. (z) GALENUS. RHAZES. (a) GALENUS. (b) Adenolog. p. 139. ſeqq. (c) Der erſte aus den Men- ſchen iſt HORNE der es beſchreibt diſſ. de ductu ſalviali. (d) COWPER TREW tab. I. (e) COWPER I. c. von der War- ze beſchuͤzzt WHARTON.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/96
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/96>, abgerufen am 27.04.2024.