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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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III. Abschn. Der Harn.
zu wiederholen nöthig hat, auch in dem Todtenkopfe(f),
in dem fixen Urinsalze, im Phosphorus (g), im Ueber-
bleibfel des Urins, welches nach allen Destillirungen und
nach dem Uebertreiben des Phosphorus (h) unverändert
übrig (i). Nach dem Neumann vermindert es sich
durch die Fäulniß, indem sich ein Theil in ein flüchtig
alkalisches Salz verwandelt (k). Daß das flüchtige
Salz (l), welches von gefaultem Urine häufig aufsteigt,
vom Meersalze herrühre, läst sich auch daraus zeigen,
weil, wenn man anfänglich aus dem Urine das Meer-
salz absondert, der faulende Urin nunmehr wenig alka-
lisches Salz giebt (m). Es wächset auch in einem still-
stehenden Meerwasser, und in der Lake die Menge des
Alkali vom Meersalze, welches sich so zuverläßig in ei-
nem Alkali verwandelt, daß man daraus mit Zuziehung
des Feuers eine grössere Menge von alkalischem Salze
erhält (m*).

Dieses Salzes wegen vermehrt, wie ich vermuthe,
der getrunkene Urin, den Durst, und man lieset dieses
in der Geschichte derjenigen Personen, welche auf ihren
Seereisen einen entsezzlichen Durst ausstehen müssen. Da-
hingegen fand sich der berühmte Hollwell zu Bengalen
durch das Trinken des Schweisses erstaunlich erleichtert;
da man viele Engländer in ein enges Gefängniß gewor-
fen hatte, worinnen sie auf eine erbärmliche Art ums
Leben kommen musten. Wegen dieses Meersalzes, giebt

der
(f) [Spaltenumbruch] MACQUER. chem. part.
T. II. p. 512. 515. BLANCHAARD.
Acad. cartel. p. 132. DOSSIE In-
troduct. l. p.
1753.
(g) MACQUER. p. 512 HEN-
KEL.
kleine Schrift. pag. 601.
BOYLE noctil. glacial. p. 18 PE-
NIKY de phosph. urin. p.
22.
(h) POTT. p. 63.
(i) TAHENIUS.
(k) T. III. p. 18. in neuen Edit.
[Spaltenumbruch] T. I. P. II. p. 71. WALLER. ad
HIARNE II. p. 20 JUSTI
neue
Wahrh. VII. frischer Urin giebt
kubische, fauler gar keine Kristal-
len LICHTE p. 10.
(l) LICHTE p. 10.
(m) NEUMAN. edit. nov. P. II.
T. l. p.
71.
(m*) CARTHEUSER. mater.
med. I. p.
279.

III. Abſchn. Der Harn.
zu wiederholen noͤthig hat, auch in dem Todtenkopfe(f),
in dem fixen Urinſalze, im Phoſphorus (g), im Ueber-
bleibfel des Urins, welches nach allen Deſtillirungen und
nach dem Uebertreiben des Phoſphorus (h) unveraͤndert
uͤbrig (i). Nach dem Neumann vermindert es ſich
durch die Faͤulniß, indem ſich ein Theil in ein fluͤchtig
alkaliſches Salz verwandelt (k). Daß das fluͤchtige
Salz (l), welches von gefaultem Urine haͤufig aufſteigt,
vom Meerſalze herruͤhre, laͤſt ſich auch daraus zeigen,
weil, wenn man anfaͤnglich aus dem Urine das Meer-
ſalz abſondert, der faulende Urin nunmehr wenig alka-
liſches Salz giebt (m). Es waͤchſet auch in einem ſtill-
ſtehenden Meerwaſſer, und in der Lake die Menge des
Alkali vom Meerſalze, welches ſich ſo zuverlaͤßig in ei-
nem Alkali verwandelt, daß man daraus mit Zuziehung
des Feuers eine groͤſſere Menge von alkaliſchem Salze
erhaͤlt (m*).

Dieſes Salzes wegen vermehrt, wie ich vermuthe,
der getrunkene Urin, den Durſt, und man lieſet dieſes
in der Geſchichte derjenigen Perſonen, welche auf ihren
Seereiſen einen entſezzlichen Durſt ausſtehen muͤſſen. Da-
hingegen fand ſich der beruͤhmte Hollwell zu Bengalen
durch das Trinken des Schweiſſes erſtaunlich erleichtert;
da man viele Englaͤnder in ein enges Gefaͤngniß gewor-
fen hatte, worinnen ſie auf eine erbaͤrmliche Art ums
Leben kommen muſten. Wegen dieſes Meerſalzes, giebt

der
(f) [Spaltenumbruch] MACQUER. chem. part.
T. II. p. 512. 515. BLANCHAARD.
Acad. cartel. p. 132. DOSSIE In-
troduct. l. p.
1753.
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NIKY de phoſph. urin. p.
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(i) TAHENIUS.
(k) T. III. p. 18. in neuen Edit.
[Spaltenumbruch] T. I. P. II. p. 71. WALLER. ad
HIARNE II. p. 20 JUSTI
neue
Wahrh. VII. friſcher Urin giebt
kubiſche, fauler gar keine Kriſtal-
len LICHTE p. 10.
(l) LICHTE p. 10.
(m) NEUMAN. edit. nov. P. II.
T. l. p.
71.
(m*) CARTHEUSER. mater.
med. I. p.
279.
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[509/0545] III. Abſchn. Der Harn. zu wiederholen noͤthig hat, auch in dem Todtenkopfe (f), in dem fixen Urinſalze, im Phoſphorus (g), im Ueber- bleibfel des Urins, welches nach allen Deſtillirungen und nach dem Uebertreiben des Phoſphorus (h) unveraͤndert uͤbrig (i). Nach dem Neumann vermindert es ſich durch die Faͤulniß, indem ſich ein Theil in ein fluͤchtig alkaliſches Salz verwandelt (k). Daß das fluͤchtige Salz (l), welches von gefaultem Urine haͤufig aufſteigt, vom Meerſalze herruͤhre, laͤſt ſich auch daraus zeigen, weil, wenn man anfaͤnglich aus dem Urine das Meer- ſalz abſondert, der faulende Urin nunmehr wenig alka- liſches Salz giebt (m). Es waͤchſet auch in einem ſtill- ſtehenden Meerwaſſer, und in der Lake die Menge des Alkali vom Meerſalze, welches ſich ſo zuverlaͤßig in ei- nem Alkali verwandelt, daß man daraus mit Zuziehung des Feuers eine groͤſſere Menge von alkaliſchem Salze erhaͤlt (m*). Dieſes Salzes wegen vermehrt, wie ich vermuthe, der getrunkene Urin, den Durſt, und man lieſet dieſes in der Geſchichte derjenigen Perſonen, welche auf ihren Seereiſen einen entſezzlichen Durſt ausſtehen muͤſſen. Da- hingegen fand ſich der beruͤhmte Hollwell zu Bengalen durch das Trinken des Schweiſſes erſtaunlich erleichtert; da man viele Englaͤnder in ein enges Gefaͤngniß gewor- fen hatte, worinnen ſie auf eine erbaͤrmliche Art ums Leben kommen muſten. Wegen dieſes Meerſalzes, giebt der (f) MACQUER. chem. part. T. II. p. 512. 515. BLANCHAARD. Acad. cartel. p. 132. DOSSIE In- troduct. l. p. 1753. (g) MACQUER. p. 512 HEN- KEL. kleine Schrift. pag. 601. BOYLE noctil. glacial. p. 18 PE- NIKY de phoſph. urin. p. 22. (h) POTT. p. 63. (i) TAHENIUS. (k) T. III. p. 18. in neuen Edit. T. I. P. II. p. 71. WALLER. ad HIARNE II. p. 20 JUSTI neue Wahrh. VII. friſcher Urin giebt kubiſche, fauler gar keine Kriſtal- len LICHTE p. 10. (l) LICHTE p. 10. (m) NEUMAN. edit. nov. P. II. T. l. p. 71. (m*) CARTHEUSER. mater. med. I. p. 279.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/545>, abgerufen am 01.05.2024.