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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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III. Abschn. Beweg. des Saamens.
Mann(a) behauptet, daß sich kein Saame ohne verliebte
Reize von selbst ergiesse. Wenn irgend Menschen, die
sehr verliebt waren, mit dem Urine etwas Saame von
sich gelassen (b), oder dieses bei starkem Drengen im
Stulgange geschehen ist (c), so konnte dieses vom Vor-
steher [Spaltenumbruch] (c*) herkommen, oder eine Krankheit dieser Theile
daran Schuld seyn (d).

Jn der That, wenn sich die Natur ohne Steifigkeit
und verliebten Krampf, des Saamens entledigte, so
siehet man nicht, warum von seiner Verhaltung so viele
Unbequemlichkeiten erfolgen könnten.

Es scheinet aber, daß sich bei lebendigen Personen,
wegen der Eigenschaft einer, dem einfallenden Safte
leicht nachgebenden offnen Gegend, wenn man selbige
mit den Hindernissen eines engen Ganges, der sich plözz-
lich zurükke biegt, und dessen zarten Mündung vergleicht,
der Saame vielmehr in die Saamenbläschen ergiesse.

Man sollte auch glauben, daß die Muskeln etwas,
wiewohl unsichtbares mit dazu beitragen, weil auf den
öftern Gebrauch der einseitigen Wollust ein in eins fort-
daurender Saamenfluß erfolgt, wie es scheint, weil die
Werkzeuge geschwächt worden (d*).

Bei einer mit Harn angefüllten Blase, wird dieses
Ausleeren in die Harnröhre, auch wegen des in die Höhe
Steigens beschwerlich; man muß daher die Blase aus-
leeren, damit der Saame ausfliessen könne. Die Saa-

menbläs-
(a) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM. prodr.
p.
14.
(b) TAUVRY anat. ration. p.
180. die Rabbiner beim GUNZ-
BURGER. med talmud. p.
12.
(c) SANTORIN. p. 200.
Stuhlgang bei einem verliebten
Jünglinge GAL. MINERV. IV. p.
241. HOFMAN. Cons. med. T. VI.
VALISNER. oper. T. III. p. 127.
TISSOT. onanism. p.
216.
(c*) Einige leeren ihn beim An-
blikke der Frauenspersonen aus
HORNE praelect. p. 9.
(d) Wie in des HOFMANNI
Exempel, und in einem andern
PETITI Acad. Chir. II. p. 340. zer-
nagte Gefässe läßt zu MORGAGN.
(d*) CASTRO prax. p. 69. AL-
BERT. Jurisprud. med. leg. T. VI.
p.
592.

III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
Mann(a) behauptet, daß ſich kein Saame ohne verliebte
Reize von ſelbſt ergieſſe. Wenn irgend Menſchen, die
ſehr verliebt waren, mit dem Urine etwas Saame von
ſich gelaſſen (b), oder dieſes bei ſtarkem Drengen im
Stulgange geſchehen iſt (c), ſo konnte dieſes vom Vor-
ſteher [Spaltenumbruch] (c*) herkommen, oder eine Krankheit dieſer Theile
daran Schuld ſeyn (d).

Jn der That, wenn ſich die Natur ohne Steifigkeit
und verliebten Krampf, des Saamens entledigte, ſo
ſiehet man nicht, warum von ſeiner Verhaltung ſo viele
Unbequemlichkeiten erfolgen koͤnnten.

Es ſcheinet aber, daß ſich bei lebendigen Perſonen,
wegen der Eigenſchaft einer, dem einfallenden Safte
leicht nachgebenden offnen Gegend, wenn man ſelbige
mit den Hinderniſſen eines engen Ganges, der ſich ploͤzz-
lich zuruͤkke biegt, und deſſen zarten Muͤndung vergleicht,
der Saame vielmehr in die Saamenblaͤschen ergieſſe.

Man ſollte auch glauben, daß die Muſkeln etwas,
wiewohl unſichtbares mit dazu beitragen, weil auf den
oͤftern Gebrauch der einſeitigen Wolluſt ein in eins fort-
daurender Saamenfluß erfolgt, wie es ſcheint, weil die
Werkzeuge geſchwaͤcht worden (d*).

Bei einer mit Harn angefuͤllten Blaſe, wird dieſes
Ausleeren in die Harnroͤhre, auch wegen des in die Hoͤhe
Steigens beſchwerlich; man muß daher die Blaſe aus-
leeren, damit der Saame ausflieſſen koͤnne. Die Saa-

menblaͤs-
(a) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM. prodr.
p.
14.
(b) TAUVRY anat. ration. p.
180. die Rabbiner beim GUNZ-
BURGER. med talmud. p.
12.
(c) SANTORIN. p. 200.
Stuhlgang bei einem verliebten
Juͤnglinge GAL. MINERV. IV. p.
241. HOFMAN. Conſ. med. T. VI.
VALISNER. oper. T. III. p. 127.
TISSOT. onaniſm. p.
216.
(c*) Einige leeren ihn beim An-
blikke der Frauensperſonen aus
HORNE prælect. p. 9.
(d) Wie in des HOFMANNI
Exempel, und in einem andern
PETITI Acad. Chir. II. p. 340. zer-
nagte Gefaͤſſe laͤßt zu MORGAGN.
(d*) CASTRO prax. p. 69. AL-
BERT. Jurisprud. med. leg. T. VI.
p.
592.
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[811/0847] III. Abſchn. Beweg. des Saamens. Mann (a) behauptet, daß ſich kein Saame ohne verliebte Reize von ſelbſt ergieſſe. Wenn irgend Menſchen, die ſehr verliebt waren, mit dem Urine etwas Saame von ſich gelaſſen (b), oder dieſes bei ſtarkem Drengen im Stulgange geſchehen iſt (c), ſo konnte dieſes vom Vor- ſteher (c*) herkommen, oder eine Krankheit dieſer Theile daran Schuld ſeyn (d). Jn der That, wenn ſich die Natur ohne Steifigkeit und verliebten Krampf, des Saamens entledigte, ſo ſiehet man nicht, warum von ſeiner Verhaltung ſo viele Unbequemlichkeiten erfolgen koͤnnten. Es ſcheinet aber, daß ſich bei lebendigen Perſonen, wegen der Eigenſchaft einer, dem einfallenden Safte leicht nachgebenden offnen Gegend, wenn man ſelbige mit den Hinderniſſen eines engen Ganges, der ſich ploͤzz- lich zuruͤkke biegt, und deſſen zarten Muͤndung vergleicht, der Saame vielmehr in die Saamenblaͤschen ergieſſe. Man ſollte auch glauben, daß die Muſkeln etwas, wiewohl unſichtbares mit dazu beitragen, weil auf den oͤftern Gebrauch der einſeitigen Wolluſt ein in eins fort- daurender Saamenfluß erfolgt, wie es ſcheint, weil die Werkzeuge geſchwaͤcht worden (d*). Bei einer mit Harn angefuͤllten Blaſe, wird dieſes Ausleeren in die Harnroͤhre, auch wegen des in die Hoͤhe Steigens beſchwerlich; man muß daher die Blaſe aus- leeren, damit der Saame ausflieſſen koͤnne. Die Saa- menblaͤs- (a) SWAMMERDAM. prodr. p. 14. (b) TAUVRY anat. ration. p. 180. die Rabbiner beim GUNZ- BURGER. med talmud. p. 12. (c) SANTORIN. p. 200. Stuhlgang bei einem verliebten Juͤnglinge GAL. MINERV. IV. p. 241. HOFMAN. Conſ. med. T. VI. VALISNER. oper. T. III. p. 127. TISSOT. onaniſm. p. 216. (c*) Einige leeren ihn beim An- blikke der Frauensperſonen aus HORNE prælect. p. 9. (d) Wie in des HOFMANNI Exempel, und in einem andern PETITI Acad. Chir. II. p. 340. zer- nagte Gefaͤſſe laͤßt zu MORGAGN. (d*) CASTRO prax. p. 69. AL- BERT. Jurisprud. med. leg. T. VI. p. 592.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/847>, abgerufen am 28.04.2024.